Beat Toniolo Beat Toniolo: Was RB-Profis von diesem Künstler lernen können
Leipzig - Mit Druck in unterschiedlichen Ausprägungsformen kennen sich die Profi-Fußballer von RB Leipzig bestens aus: Aufstiegsdruck, Leistungsdruck, Erfolgsdruck sind auch medial gängige Vokabeln.
Am Mittwochabend jedoch lernten einige Spieler des Bundesliga-Aufsteigers eine für sie neue Form des Drucks kennen: die des Kunstdrucks.
Im Leipziger Museum für Druckkunst im Stadtteil Schleußig trafen sich Torhüter Fabio Coltorti, Kapitän Dominik Kaiser und Stürmer Yussuf Poulsen mit dem Schweizer Künstler Beat Toniolo und dem Museumsteam, um eigenhändig ein Kunstplakat mit Motto-Sprüchen zu drucken. Titel: „RB Leipzig macht Druck.”
Museumsleiterin Susanne Richter sagte zur Begrüßung: „Heute ist RB Leipzig das Aushängeschild der Stadt und begründet eine neue Tradition, vor 100 Jahren waren es die Verlage und Buchdruckereien – das zusammenzuführen, ist durchaus spannend.”
Yussuf Poulsen über sein Motto: „Mehr schlafen, weniger Training”
Nach einer Führung durch die historischen Räume – seit 1922 bis nach der Wende herrschte hier noch regulärer Druckereibetrieb – legten Kaiser & Co. selbst an einer Druckpresse aus dem späten 18. Jahrhundert Hand an.
Zuvor eingereichte Sprüche und Mottos von einigen Spielern und Betreuern des Profiteams hatte ein Schriftsetzer des Museums bereits für den Kunstdruck vorbereitet.
Die Spieler brachten sorgsam Farbe auf die Drucklettern auf und druckten in diversen Arbeitsschritten selbst je ein Exemplar des eigens gestalteten Plakates.
Poulsen kommentierte sein Motto „Manchmal ist weniger mehr” lachend: „Mehr schlafen und weniger Training wäre manchmal besser.”
Mentaltrainer Sascha Lense, der ebenfalls dabei war, hatte den Spruch gewählt: „Ein Experte ist jemand, der in einem begrenzten Bereich schon alle möglichen Fehler gemacht hat.”
Und Kaiser outete sich als Bachella-Fan, einer Kreation von RB-Sternekoch Thomas Linke.
Dass sich Profifußballer an einem Abend vor Weihnachten in ihrer Freizeit mit viel Begeisterung mit Typografie und Druckkunst beschäftigen, ist durchaus ungewöhnlich. Dabei, glaubt Kunstvermittler Beat Toniolo, sei das für Profisportler eine Bereicherung.
„Profifußball ist, als würde man immer eine gerade Straße entlangfahren”, sagt der gebürtige Schaffhausener. „Kunst und Kultur bieten andere Wege, auch Auswege. Es geht um die Öffnung für Kreativität, denn kreativ müssen Fußballer auch sein”, so der 54-Jährige. „Kunst macht den Geist frei.”
Fabio Coltorti: „Durch Kunst und Kultur den Horizont erweitern”
Fabio Coltorti, der einst ebenso wie Toniolo beim Schweizer Klub FC Schaffhausen spielte, sagt: „Es geht darum, durch Kunst und Kultur, den Horizont zu erweitern. Im Fußball ist man oft sehr einspurig unterwegs.”
Toniolo führe Coltorti und einige Spieler in Galerien, Theater oder Konzerte – auch in der alternativen Kunstszene Leipzigs –, „die wir durch ihn neu kennenlernen und alleine sonst vielleicht gar nicht entdecken würden”.
Dass Toniolos Freundschaft mit Coltorti auch auf einige andere RB-Kicker abstrahlt, zeigt, wie positiv die Spieler solche Kulturangebote im sonst sehr durchgetakteten Profialltag wahrnehmen.
Ebenso, das Interesse, mit dem das RB-Trio zwei Stunden lang Schriftzeichen setzte und an der Druckpresse aktiv war. „Fast alles dreht sich um Fußball, da schadet es uns nicht, sich mal mit spannenden anderen Dingen zu beschäftigen”, sagte Kaiser. (mz)