6:2-Sieg bei Hertha 6:2-Sieg bei Hertha: RBL nach Schützenfest in der Europa League
Berlin - Die Bilder in Berlin glichen denen vom Vorjahr zum Verwechseln: RB Leipzigs Spieler hüpften nach dem rauschhaften 6:2 (3:1)-Erfolg bei Hertha BSC gemeinsam mit den zu Tausenden mitgereisten Fans links und rechts des Marathontores euphorisiert auf und ab, feierten das Schützenfest und den Einzug ins internationale Geschäft.
Im letzten Saisonspiel boten die wie befreit aufspielenden RB-Kicker ein Offensivfeuerwerk und durften sich dafür zur Recht hochleben lassen. „Europapokal, Leipzig international”, sangen die Leipziger Anhänger. Eine rauschende Party der Messestädter in der Hauptstadt; der höchste Saisonerfolg.
RB Leipzig: Für die Champions League fehlt die Schützenhilfe
Dass es anders als im Vorjahr nicht zur Champions League reichte, sondern Rasenballsport in der kommenden Saison eine Etage tiefer in der Europa League (EL) antreten muss, hatten die Leipziger bereits in den Krisenwochen zuvor verspielt und spielte an diesem Nachmittag keine Rolle mehr. Auch die Europa League geht nach dem Auf und Ab in der unsteten, zweiten Bundesligasaison durchaus als Erfolg durch.
Nicht unerheblich für den Red-Bull-Klub: Ob Leipzig direkt für die EL-Gruppenphase qualifiziert ist oder bereits in der zweiten Qualifikationsrunde Ende Juli einsteigen muss, hängt nun noch davon ab, ob Bayern München (Gruppenphase) oder Eintracht Frankfurt (Quali) den DFB-Pokal gewinnt.
Die Partie vor über 60.000 Fans – davon etwa 7500 aus Leipzig – in Berlin begann spektakulär. Dayot Upamecano köpfte eine Ecke von Kevin Kampl wuchtig zur frühen Führung in die Maschen (2.). Ein untypisches Tor, denn dass RB mal einen eigenen Standard zur Führung nutzte, ist lange her. Stattdessen waren die Leipziger in der ganzen Saison durch völlige Harmlosigkeit bei ruhenden Bällen aufgefallen.
Furioser Beginn mit frühen Toren
Dass das Team von Trainer Ralph Hasenhüttl eigentlich mit Standards auf Kriegsfuß steht, war zwei Minuten später zu sehen. Upamecano verursachte durch einen leichtfertigen Rückpass auf Peter Gulacsi eine unnötige Ecke. Dass Vedad Ibisevic den Eckstoß prompt per Kopf zum 1:1 einnickte (4.), als Hertha eigentlich noch geschockt vom frühen Rückstand war, passte zur insgesamt zu unreifen Saisonleistung von RBL. Auch in Berlin war jeder gegnerischer Standard gleichbedeutend mit einer Torchance.
Doch anders als in der zehrenden Phase im Frühjahr agierten die Leipziger in der Offensive wieder so spielfreudig und inspiriert, dass das gegen schwache Herthaner nicht weiter ins Gewicht fiel. Kevin Kampl führte im defensiven Mittelfeld klug Regie. Und wie gegen Wolfsburg war das Offensivtrio Jean-Kévin Augustin, Ademola Lookman und Timo Werner für so gut wie alle offensiven Aktionen zuständig. Zunächst bereitete Werner für Lookman vor, der ins kurze Eck zum 2:1 traf (8.).
Hertha-Keeper Rune Jarstein hilft munter mit
Das 3:1 legte der starke Lookman für Augustin auf (22.), dessen eigentlich zu unplatzierten Schuss Hertha-Keeper Rune Jarstein durchrutschen ließ. Der Franzose wiederum assistierte Werner bei dessen 4:1 aus halbrechter Position – ein Haken, Tor. Und das 5:1 ebenfalls aus halbrechter Position bereitete wieder Lookman – Mann des Spiels – für Augustin vor (54.). Noch ist offen, ob der starke Brite nun zurück nach Everton muss oder es eine Chance für RBL gibt, den U21-Nationalspieler dauerhaft zu verpflichten.
Nach dem Kraftakt im letzten Auftritt der kräftezehrenden Saison ging den Sachsen nach und nach langsam die Luft aus. Hertha nutzte das, indem Salomon Kalou eine Hereingabe von Marvin Plattenhart per Kopf zum 2:5 (64.) verwandelte. Werner verpasste die Gelegenheit zum 2:6 (72.), das dann der eingewechselte Bruma per Traumtor von der Strafraumgrenze erzielte (82.) – ein Treffer, der an sein erstes Tor gegen Freiburg erinnerte. Und der letzte Beleg dafür, dass RB zum Saisonfinale einfach alles gelang.
Der letzte Pflichtspielauftritt von Naby Keita im RB-Trikot endete schmerzhaft. Der Guineer fand auf eher ungewohnter Position im offensiven Mittelfeld nicht so recht ins Spiel. Nach einem heftigen Foul von Mathew Leckie musste der künftige Liverpooler humpelnd ausgewechselt werden (76.). Doch das blieb der einzige Wermutstropfen in diesem rauschhaften Spiel für RBL.
Statistik: Hertha BSC – RB Leipzig 2:6 (1:3)
Hertha BSC: Jarstein – Pekarik (Schieber, 58.), Rekik, Torunarigha, Plattenhardt – Lustenberger (Skjelbred, 68.), Darida – Leckie, Ibisevic, Kalou – Selke (Mittelstädt, 83.)
RB Leipzig: Gulacsi – Laimer, Konaté, Upamecano, Klostermann – Demme, Kampl – Lookman (Bruma, 62.), Keita (Ilsanker, 76.) – Augustin, Werner (Poulsen, 79.)
Tore: 0:1 Upamecano (2., Kampl), 1:1 Ibisevic (4., Plattenhardt), 1:2 Lookman (8., Werner), 1:3 Augustin (22., Lookman), 1:4 Werner (49., Augustin), 1:5 Augustin (54., Lookman), 2:5 Kalou (64., Plattenhardt), 2:6 Bruma (82.); Torchancen 5:12; Ecken 3:5; Gelbe Karten: Lustenberger (46.) / Lookman (37.); Schiedsrichter: Jablonski (Bremen); Zuschauer: 60.502 im Olympiastadion. (mz)