NFL NFL: Erneut ein Football-Star unter Mordverdacht

Attleboro/Berlin/dpa. - Der Blick von Aaron Hernandez ist starr nach vorn gerichtet, die Hände des Kraftprotzes sind mit Handschellen auf seinen Rücken gefesselt. Im Gesicht des American-Football-Profis liegt bei seiner Verhaftung eine Spur von Verzweiflung. Fernsehkameras filmen, wie Polizisten den Familienvater auf den Rücksitz eines Streifenwagens bugsieren und wie er sich wenig später im Gericht die Mordvorwürfe anhören muss.
Die Kammer in Massachusetts beschuldigt ihn, vor knapp zwei Wochen einen 27 Jahre alten Bekannten in einem Industriegebiet mit mehreren Schüssen getötet zu haben. Hernandez droht nun eine lebenslange Haftstrafe ohne vorzeitige Entlassung. „Er fuhr das Opfer an einen abgelegenen Platz, und richtete es regelrecht hin“, sagte Staatsanwalt Bill McCauley am Mittwoch. Hernandez' Verteidiger sprach von einer „hysterischen Atmosphäre“, die den Fall umgebe.
Die New England Patriots reagierten umgehend und entließen Hernandez, der erst im Vorjahr einen Fünfjahresvertrag für 40 Millionen Dollar unterschrieben hatte. Zudem entfernte der Club, bei dem auch der Deutsche Sebastian Vollmer spielt, sämtliche Hernandez-Fanartikel aus seinen Shops. Der Beschuldigte stand seit 2010 bei New England unter Vertrag. Er gehört auf seiner Position - Tight End - zu den besten Profis der Liga.
Bereits in der Vergangenheit haben immer wieder Mordprozesse die NFL erschüttert. Erst im vergangenen Jahr tötete der ehemalige Football-Profi Jovan Belcher von den Kansas City Chiefs seine Lebensgefährtin mit neun Schüssen und anschließend sich selbst. Im Jahr 2000 war der Football-Spieler Ray Lewis nach einer Super-Bowl-Party in eine Messerstecherei verwickelt. In Lewis' Auto fand die Polizei Blutspuren eines Opfers, die Staatsanwaltschaft erhob Anklage wegen zweifachen Mordes. Der Sportler kommt allerdings mit einer Bewährungsstrafe wegen Falschaussage und Behinderung der Polizeiarbeit davon.
Der spektakulärste Fall ist sicherlich der von O.J. Simpson. Der Ex-Profi wurde 1995 trotz erdrückender Beweise vom Mord an seiner Frau freigesprochen, 1997 aber in einem Zivilprozess zu einer Zahlung über 33 Millionen Dollar an die Angehörigen der Getöteten verurteilt.
Die NFL hat Erfahrung mit kriminellen Profis. In dieser Woche werden Liga-Neulinge auch deshalb wieder mit einem einwöchigen Lehrgang auf den Alltag als Profis in der US-Serie und abseits des Platzes vorbereitet. Das Nachrichtenportal des US-Sportsenders ESPN schrieb in einem Kommentar: „NFL-Rookies wären gut beraten, wenn sie aus dem Fall Aaron Hernandez lernten.“