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Nadine Müller Nadine Müller: Diskuswerferin vor Olympia 2016 in der Krise

Von Christoph Karpe 25.07.2016, 16:29
Nadine Müller und ihr Trainer René Sack.
Nadine Müller und ihr Trainer René Sack. Schulz

Halle (Saale)/Kienbaum - Den Montag verbrachte Nadine Müller dort, wo sie schon seit Wochen ihr Basislager aufgeschlagen hat: im Bundesleistungszentrum Kienbaum. Hier, in dieser Oase der Ruhe östlich von Berlin, absolvierte die Diskuswerferin ein ganz normales Trainingspensum. Doch im Kopf dürfte ihr immer noch das Geschehen vom Freitagabend in London herumgespukt haben.

„Es soll wohl nicht sein - London und ich werden wohl nicht warm! Fünfter Platz mühsam erarbeitet“, ließ sie mit spürbarer Enttäuschung ihre Fans via Facebook nach dem hochkarätig besetzten Diamond-League-Meeting der Leichtathleten wissen. Der Diskus der letztjährigen WM-Dritten war dort bei 59,95 Metern abgestürzt. Die Gold-Favoritin für Rio, Sandra Perkovic, glänzte mit einer Siegerweite von 69,94 Metern.

Nicht einmal 60 Meter - das sieht so aus, als stecke die 30-jährige Hallenserin zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt im Formtief. Am Dienstag, den 16. August, also in genau drei Wochen, steht bei den Olympischen Spielen das Diskus-Finale auf dem Zeitplan. Dort will sich Nadine Müller den Traum von einer Medaille erfüllen.

Schwacher Auftritt schon bei der EM

Doch was ist los mit ihrer Form? Als der Diamond-League-Tross Ende Mai in Eugene (USA) Station machte, war der Rückstand zu Perkovic bei weitem nicht so groß. Müller kam dort als Zweite auf 65,31 Meter, die Kroatin siegte mit 68,57 Metern. Aus gut drei Metern wuchs Müllers Differenz zu Olympiasiegerin von 2012 nun auf fast zehn Meter an.

Schon bei der EM zu Monatsbeginn war Nadine Müller unter den Erwartungen geblieben - vor allem den eigenen. Nur Platz vier, mit 62,63 Metern - und schwächste der drei deutschen Diskus-Werferinnen. Gewinnerin Perkovic lag über sieben Meter voraus.

"Es ist alles im grünen Bereich"

Der Abwärts-Trend gibt insofern zu bedenken, wenn die Gedanken vier Jahre zurück gehen. Kurz vor den Spielen 2012 hatte Nadine Müller EM-Silber erobert. Perkovic hatte auch da gesiegt. Das Weitenduell endete damals 67,62 zu 65,41 Meter. Was deutlich optimistischer im Hinblick auf die Sommerspiele aussah. Perkovic gewann in London, Müller wurde Vierte. Die Weiten: 69,11 und 65,94 Meter.

Nun aus den jüngsten Ergebnissen und dem Abwärtstrend abzulesen, dass die Hallenserin in Rio völlig chancenlos sein dürfte, ist dennoch verfrüht. Das meint vor allem Trainer René Sack: „Wir haben gerade vor dem Meeting noch ein paar Schwerpunkte im Training gesetzt. Es hätte mit einer besseren Weite jetzt in London klappen können, hat es nicht, was nicht so wild ist“, sagt er und strahlt dabei Gelassenheit aus.

„Es ist alles im grünen Bereich. Die Weiten, die Nadine im Training wirft, zeigen, dass sie ein deutlich höheres Leistungsniveau hat.“

Rio ruft am 8. August

Das kann sie vor dem Abflug auch noch einmal im Wettkampf nachweisen. Die Gelegenheit bietet sich am Freitag. Da startet die Hauptmeisterin der Bundespolizei beim Meeting in Schönebeck. Für den 8. August ist der Abflug nach Brasilien vorgesehen. Dort bleiben dann noch ein paar Tage zu Akklimatisierung - und um neue Frische zu gewinnen.

„Die Trainingsumfänge werden wir deshalb in den nächsten Tagen auch deutlich reduzieren“, verrät Sack. Das ist ein gängiges, weil bewährtes und wissenschaftlich bewiesenes Mittel. Durch diese relative Ruhephase baut der Körper erst seine Wettkampf-Form auf.

 „Kopf hoch!“

Nun muss der Effekt dann bei Nadine Müller auch noch eintreten. Tapfer schrieb sie nach dem Weiten-Debakel von London ihren Fans in den sozialen Netzwerken: „Der Blick geht nach vorn, Rio ruft!“ Reden über ihren Gemütszustand wollte sie jedoch nicht.

Ihre Anhänger machen ihr allesamt Mut: „Kopf hoch!“ oder „Kopf frei machen“ lauteten deren Empfehlungen via Facebook.