Basketball-Club unter Finanzdruck Mitteldeutscher BC gerät unter Finanzdruck: Wer steht jetzt zum MBC?

Weißenfels - Sich über die Liga beschweren? Die finanzielle Situation seines Klubs beklagen? Davon ist Jörg Hexel weit entfernt. „Wir brauchen nicht rumjammern“, sagt der Beiratssprecher des Mitteldeutschen Basketball Clubs (MBC). „Für uns ist das eine Riesenherausforderung, aber auch eine Riesenchance.“ Hexel fordert: „Wir brauchen ein klares Bekenntnis der Großunternehmen aus der Region!“
Die Basketball-Bundesliga (BBL) hatte zu Wochenbeginn für einen Paukenschlag gesorgt: Ab der Saison 2019/2020 muss jeder Erstligist über einen Mindestetat von drei Millionen Euro verfügen. Diese Anhebung beschloss die Mehrheit der Bundesligisten am Montag in Frankfurt am Main. Zehn Teams stimmten dafür, zwei enthielten sich, sechs waren dagegen – darunter auch der MBC.
MBC nimmt die Großunternehmen der Region in die Pflicht
Weißenfels verfügt aktuell über einen Etat von 2,2 Millionen Euro und ist damit der Klub mit den geringsten finanziellen Mitteln. Die Bosse stellten nach dem BBL-Aufstieg im vergangenen Sommer dennoch einen Kader zusammen, der sich vorzeitig den Klassenerhalt sicherte. Nun jedoch 800.000 Euro mehr aufzutreiben, wird zur Mammutaufgabe. „Es muss klar sein, dass wir das nicht damit stemmen werden können, dass mittelständische Unternehmen ihre Sponsorenleistungen erhöhen“, sagt Jörg Hexel.
Der Beiratssprecher nimmt ausdrücklich die Großunternehmen der Region in die Pflicht. „Sie machen Millionengewinne in der Region, sie profitieren von der Region, aber sie nehmen ihre soziale Verantwortung nicht wahr“, sagt Hexel. „Sie sollten sich fragen, ob nicht doch der Großteil ihrer Mitarbeiter lieber zum Basketball nach Weißenfels geht, als 500 Kilometer weiter weg zu einem Fußballverein. Es geht da zu sehr um persönliche Leidenschaften der Entscheider.“
Offensichtlich eine Anspielung auf den Weißenfelser Schlachthof von „Tönnies“, dessen Macher Clemens Tönnies zugleich Aufsichtsratsvorsitzender beim Fußball-Bundesligisten Schalke 04 ist. Hexel meint: „Die Großunternehmen sollten ihren Fußabdruck auch in der Region hinterlassen, in der sie ihr Geld verdienen.“
Jörg Hexel zeigt Verständnis für den Liga-Beschluss
Derzeit sind die Zuwendungen von Großunternehmen beim MBC überschaubar. Der Burgenlandkreis zählt jedoch zu den bedeutendsten Wirtschaftsstandorten im Süden Sachsen-Anhalts. Also sagt Hexel: „Mir kann niemand sagen, dass es nicht möglich wäre, den Etat dementsprechend zu erhöhen.“ Nur müssten sich dazu eben die finanzkräftigen Sponsoren zum MBC bekennen.
Solche Bekenntnisse seien im vergangenen Jahr ausgeblieben, sagt Hexel, als der MBC schon einmal einen Anlauf unternahm, Großunternehmen von einem gesteigerten Sponsoring zu überzeugen. „Das wurde teilweise per Brief abschlägig beschieden.“ Nun will der MBC erneut auf potentielle Geldgeber zugehen – und diesmal geht es um die Zukunft des Bundesliga-Basketballs in Weißenfels.
Die Entscheidung der Ligaverantwortlichen, den Mindestetat zu erhöhen, kann MBC-Beiratssprecher Hexel nachvollziehen: „Klar, die BBL will 2020 die beste nationale Liga Europas sein, da ist das verständlich“, sagt er, „wir wollen uns ja auch entwickeln und nicht immer bis zum Schluss um den Klassenerhalt kämpfen.“ Bundesliga-Basketball sei ein hohes Gut, sagt er. „Mitteldeutschland“, so Hexel, „sollte ein Interesse daran haben, Weißenfels als erstklassigen Standort zu erhalten.“ Ob dem so ist, wird sich in den nächsten Monaten zeigen.
(mz)