1. MZ.de
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Mike Tyson gegen Roy Jones junior: Mike Tyson - Roy Jones junior live: Box-Comeback in TV und Stream in Deutschland

Mike Tyson gegen Roy Jones junior Mike Tyson - Roy Jones junior live: Box-Comeback in TV und Stream in Deutschland

28.11.2020, 21:19
Ex-Boxchampion Mike Tyson steigt in der Nacht zu Sonntag gegen Roy Jones junior noch einmal in den Ring.
Ex-Boxchampion Mike Tyson steigt in der Nacht zu Sonntag gegen Roy Jones junior noch einmal in den Ring. www.imago-images.de

Los Angeles - Mike Tyson fackelt nicht lange. Sobald er in diesen Tagen in TV-Shows nach seiner Form gefragt wird, reißt sich der Ex-Champ das Shirt vom Leib und zeigt seinen muskelbepackten Body. Man staunt, der 54-Jährige hat wirklich hart an sich gearbeitet.

Der Ex-Champ will zumindest eine gute Figur machen, wenn er in der Nacht zu Sonntag gegen Roy Jones junior (ab 2.30 Uhr/live bei Sky) 15 Jahre nach seinem letzten Kampf wieder in den Ring steigt.

„Ich möchte, dass die Welt noch einmal sieht, wie groß ich bin“, sagt Tyson über den Grund seiner Rückkehr. Nach einem Leben voller Triumphe, Tränen, Drogen und Skandalen ging es in den letzten Jahren wieder bergauf.

Mike Tyson spendet Einnahmen aus Kampf an Bedürftige

Der einstige Bad Boy spielte in mehreren Teilen der Filmreihe „Hangover“ mit und trat in einem Ein-Mann-Stück auf der Bühne auf. Die Einnahmen aus dem Kampf gegen Jones jr. will er Obdachlosen und Süchtigen spenden. „Ich weiß, wie schwer das ist“, sagt Tyson heute.

Hochklassiges Boxen darf man vom Duell der Ring-Rentner im legendären Staples-Center von Los Angeles aber nicht erwarten. Auch, weil die zuständige Athletic Commission (CSAC) die Regeln dem Alter angepasst hat.

Es wird nur über acht Runden geboxt, eine Runde dauert zwei statt drei Minuten, beide Boxer müssen stärker gepolsterte Handschuhe tragen, bei einem Cut wird sofort abgebrochen. „Das ist was für Frauen“, beschwerte sich Jones jr. und stellte klar: „Wir sind keine Frauen, wir sind zwei der Besten.“

Tyson vs. Jones junior: Sky überträgt Kampf live in Deutschland

Auch der 51 Jahre alte Jones jr. gehörte zu den ganz Großen, war fünfmal Weltmeister in verschiedenen Klassen. Zu seiner besten Zeit trat er aber gegen Tyson nie an, erst vor drei Jahren beendete der Mann aus Pensacola/Florida seine Profilaufbahn.

Der Newcomer namens Mike Tyson war 20 Jahre und 144 Tage alt, als er die Welt das Fürchten lehrte. Nur zwei Runden brauchte der Junge aus Brooklyn, der noch nie verloren und 25 seiner 27 Gegner K.o. geschlagen hatte, bis er auch WBC-Weltmeister Trevor Berbick die Lichter ausknipste. Wie entfesselt ging Tyson auf den letzten Gegner von Muhammad Ali los und krönte sich im Eiltempo zum jüngsten Schwergewichts-Champion der Geschichte. Am Ende, nach dem letzten Treffer eines albtraumhaften Schlaghagels, taumelte Berbick völlig orientierungslos durch den Ring. Und die Legende Mike Tyson war geboren.

In Tokio geschah im Februar 1990 das Unfassbare. Tyson hatte nach seinem ersten WM-Triumph alle neun Kämpfe gewonnen, nach der Titelvereinigung 1987 gegen Tony Tucker war er der unumstrittene König des Boxens. Umso erschütternder, dass ihn der haushohe Underdog James Douglas in der zehnten Runde in fataler Art und Weise erwischte. Vorher hatten zahlreiche Meldungen über Skandale in Tysons Privatleben und Gerüchte über eine schlechte körperliche Verfassung die Runde gemacht, aber damit hatte niemand gerechnet. Wie der Weltmeister hilflos über den Ringboden krabbelte, brannte sich in die Gehirne ein.

Tysons Rückkehr an die Spitze dauerte viele Jahre. Drei Jahre saß er wegen Vergewaltigung im Knast, 1995 kam er auf Bewährung raus und gab sich geläutert. Nach nur zwei Aufbaukämpfen erhielt er gegen den Briten Frank Bruno die neuerliche Chance auf einen WM-Titel, denn seine Popularität kannte trotz aller Tiefen keine Grenzen. Der Fight im MGM Grand in Las Vegas dauerte dann nur drei Runden. Ein höchst aggressiver Tyson dominierte Bruno nach Belieben und wurde nach einer Kombination von 13 hammerharten Schlägen zum Sieger durch technischen K.o. erklärt. Er war zurück.

Der Kampf, auf den die Box-Welt ewig wartete. Ursprünglich wollte Tyson den Fight 1990 gegen Douglas als Aufbaukampf für ein Duell mit Holyfield nutzen - das ging bekanntlich schief. Stattdessen bezwang Holyfield Douglas und holte sich quasi Tysons Gürtel. Weil jener später ins Gefängnis einfuhr, stieg ihr großer Showdown erst sechs Jahre danach. Der mittlerweile wieder entthronte Holyfield erteilte Tyson in Las Vegas eine boxerische Lehrstunde, entwich dem brettharten Schlag des Champions meist und setzte selbst kritische Treffer. In der elften Runde war es vorbei.

Der Ohrbiss. Damit ist schon fast alles über diesen legendären Kampf gesagt. Sieben Monate nach der ersten Auflage schädigte Tyson in dieser Nacht seinen Ruf nachhaltig. In der dritten Runde biss er seinem Gegner ein gutes Stück vom rechten Ohr ab. „Ich war wirklich wütend über die Kopfstöße und habe darüber den ganzen Kampf vergessen“, sagte er kürzlich Fox News. In der zweiten Runde waren beide in der Tat mit den Köpfen zusammengeprallt, und Tyson zog sich eine Platzwunde zu. Seinen berühmten Aussetzer rechtfertigt dies jedoch nicht. Tyson wurde disqualifiziert, 15 Monate gesperrt und musste ganze drei Millionen US-Dollar Strafe zahlen.

Nach den Holyfield-Kämpfen war Tysons Karriere endgültig ins Schleudern geraten. Er war gesperrt, saß wieder gut vier Monate wegen Körperverletzung im Gefängnis und kämpfte mit Depressionen. Nach Ablauf der Suspendierung hangelte er sich von Kampf zu Kampf und von Skandal zu Skandal. Mit einem letzten Höhepunkt im Jahr 2002. Ein letztes Mal durfte Tyson um einen Gürtel kämpfen - nämlich gegen Dreifach-Weltmeister und Holyfield-Besieger Lennox Lewis, mit dem er im Januar zuvor auf einer Pressekonferenz in eine legendäre Massenschlägerei verwickelt gewesen war. Im Ring richtete Lewis Tyson dann aber übel zu und schickte ihn in der achten Runde derart krachend zu Boden, dass Tyson nicht mehr aufstand. Danach boxte Tyson noch dreimal, ehe eine TKO-Niederlage gegen den Iren Kevin McBride 2005 seiner belebten Laufbahn ein Ende setzte.

Trotz der eindrucksvollen Namen hält der frühere Profi-Boxer Axel Schulz nicht viel von dem Show Act. „Der Kampf ist wie das Promi-Boxen einzuordnen und nicht, wie angekündigt, das größte Comeback der Boxgeschichte“, sagte Schulz der Bild-Zeitung und schob nach: „Einen sportlichen Wert gibt es für mich nicht.“

Dennoch werden die Kassen klingeln. Beiden Boxern soll bei guten Pay-Per-View-Verkäufen in den USA eine Börse von rund zehn Millionen US-Dollar (8,4 Millionen Euro) garantiert worden sein. In Deutschland muss auch der Sky-Kunde noch 20 Euro drauflegen (Frühbucher bis Freitag: 15 Euro), um den Fight zu sehen. Sky ist auch via SkyGo auf mobilen Geräten als Stream abrufbar. Hier gibt es mehr Infos zur Übertragung und den Kosten.

Was hat der einstige Box-Star Mike Tyson heute noch drauf?

Viele wollen dabei sein, um zu sehen, was Tyson noch drauf hat. In den 1980-er Jahren startete der Rebell aus Brooklyn eine einmalige Karriere, wurde mit 20 Jahren und 144 Tagen jüngster Weltmeister im Schwergewicht. Dabei prügelte der Pitbull seine Gegner reihenweise aus dem Ring, gewann zwölf seiner ersten 20 Kämpfe durch K.o. in der ersten Runde.

Doch ein Trainer-Wechsel und private Probleme warfen den Brutalo-Boxer aus der Bahn. Er verprasste 300 Millionen US Dollar, landete 1992 wegen Vergewaltigung für drei Jahre im Knast. 1997 wollte er sich den WM-Titel zurückholen, hatte aber gegen Evander Holyfield keine Chance. Aus Frust biss er Holyfield ein Stück aus dem Ohr - der endgültige Abstieg.

Es folgten schlimme Jahre. „Ich war so zugedröhnt von all den Drogen und schlechtem Koks“, sagte er jetzt der Sport-Bild über die Zeit nach seiner Karriere. Doch Tyson fing sich, soll wieder einige Millionen auf dem Konto haben, speckte dank veganer Lebensweise 30 Kilo ab, quälte sich durchs Training und will es nun noch einmal wissen: „Ich werde vielen Menschen helfen, und mein Vermächtnis wird sein, dass ich mehr gegeben als genommen habe.“ (sid)