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Wie fit sind die Bullen? Wie fit sind die Saale Bulls? Eishockey-Oberligist aus Halle lässt Fitness wissenschaftlich prüfen

Von Fabian Wölfling 05.09.2019, 07:00
Am ersten Tag ging es für die Profis auf das Eis. Dabei musste auch Zugang Michal Bezouska seine Sprintfähigkeit beweisen.
Am ersten Tag ging es für die Profis auf das Eis. Dabei musste auch Zugang Michal Bezouska seine Sprintfähigkeit beweisen. Silvio Kison

Halle (Saale) - Auch am zweiten Tag ist die Stimmungslage der Eishockey-Profis ganz unterschiedlich. Die Veteranen der Saale Bulls wie Kapitän Kai Schmitz oder Verteidiger Jannik Striepeke nehmen den alljährlichen Fitnesstest inzwischen fast gelassen hin. Da wird vor dem Gang auf die Waage geflachst über den Körperfettanteil und abendliche Runden bei Burger-Schnellrestaurants. „Einmal die Woche muss das sein“, behauptet Striepeke. „Sonst habe ich nur noch mehr Heißhunger.“

Deutlich nervöser sind die jungen Spieler des Oberligisten, wie der 22-jährige Zugang Lukas Valasek. „Wie haben die anderen abgeschnitten?“, fragt er Professor René Schwesig fast schon ängstlich, bevor auch er auf die Waage steigen muss. Der quirlige Leistungsdiagnostiker kann dem deutsch-tschechischen Angreifer aber etwas die Sorge nehmen.

In der Addition verschiedener Fitnesswerte steht er im unteren Mittelfeld der Bulls. Das ist noch der ungefährliche Bereich. „Die letzten Spieler“, so erzählt Kapitän Schmitz, „können sich darauf einstellen, dass es ein Gespräch mit dem Management gibt.“ Stichwort: Schlendrian in der spielfreien Sommerzeit.

Professor Schwesig prüft Saale Bulls auf Herz und Nieren

Herausreden wird für die betroffenen Spieler schwierig. Dafür ist der Test zu detailliert. Zufälle sind da praktisch ausgeschlossen. Seit 2015 lassen sich die Saale Bulls von Professor Schwesig und seinem Forschungsteam des Universitätsklinikums Halle auf Herz und Nieren testen. Präziser: Auf Kondition, Beweglichkeit auf dem Eis, Schusskraft und -präzision oder Schnelligkeitsausdauer. „Damit bekommen wir ein umfassendes Bild der Leistungsfähigkeit der Spieler“, erklärt Schwesig.

Der Sportwissenschaftler betreut neben den Saale Bulls auch viele andere Teams. „Die Lions hatte ich zuletzt da“, erzählt er. „Auch der FSV Zwickau und Rot-Weiß Erfurt kommen hierher“ Und auch der HFC wird öfter in der Uniklinik vorstellig. „Terrence Boyd war vor seiner Verpflichtung hier auf dem Laufband“, erzählt Schwesig. „Wir haben geguckt, ob er nach seinen Kreuzbandrissen rund läuft.“ Tat er, es gab grünes Licht.

Für die Bulls hat sich Schwesig ein besonderes Testprogramm ausgedacht. Mit vielen Elementen auf dem Eis. „Das ist einzigartig in der Oberliga“, sagt Kai Schmitz. Was seine Mitspieler wie Goalie Sebastian Albrecht oder Verteidiger Finn Walkowiak bestätigen. „In Crimmitschau sind wir nur ganz normal gesprintet“, erzählt Albrecht, der vom Zweitligisten zurück nach Halle gekommen ist. „In Duisburg war das genauso“, bestätigt Walkowiak.

Schwesig schüttelt angesichts solcher Erzählungen den Kopf. „Es ist doch entscheidend, wie fit die Spieler auf dem Eis sind“, betont er. Deshalb mussten die Saale Bulls am ersten Tag des Fitnesstests über verschiedene Distanzen auf dem Eis vorwärts, rückwärts und seitwärts sprinten. „Davor und danach nehmen wir Blut für die Laktatwerte ab“, erklärt Schwesig.

Wer ist der fitteste Profi bei den Saale Bulls?

So kann der Wissenschaftler neben der Geschwindigkeit auch überprüfen, wie die Spieler auf Belastung reagieren und wie schnell sie sich erholen. „Das ist im Eishockey wichtig, mit dem Wechsel aus intensiven Spielphasen und kurzen Pausen.“

Der fitteste Spieler ist dabei etwas überraschend Tyler Mosienko. Der Kanadier ist einer der ältesten Spieler im Kader. Trotzdem sprintet keiner schneller oder erholt sich besser als der 34-Jährige. „Das ist ein Musterprofi“, sagt Schwesig. Auch weitere Routiniers wie Eric Wunderlich, beim Test der Schusskraft mit 152 km/h vorn, überzeugten.

Am Tag zwei im Forschungslabor des Uniklinikums mussten die Profis am Mittwoch dann nicht nur auf die Waage, sondern für Gleichgewichtstests aufs Laufband und zum Abschluss für einen letzten Belastungstest auf den Ergometer. Dabei glänze Kapitän Schmitz. Gemeinsam mit Zugang Michal Bezouska erzielte er den Bestwert. "Ich freue mich wahnsinnig darüber, gerade nach meinem Achillessehnenriss", sagte der Spielführer.

Am Freitag bestreiten die Saale Bulls ihr drittes Testspiel der Saison. Nach Pleiten gegen die Ligakonkurrenten Krefeld (3:6) und Duisburg (3:4) bei einem Turnier in Herne am vergangenen Wochenende, kommt mit den Kassel Huskies eine Mannschaft aus der DEL2 nach Halle in den Sparkassen Eisdom.

Ein Wiedersehen gibt es mit Nathan Burns. Der Deutsch-Kanadier war nach zwei Jahren in Halle im Sommer zu den Huskies gewechselt.

Jetzt ist Schwesig gefragt. „Ich werte jetzt in den nächsten Tagen auch noch die restlichen Daten aus“, sagt er. Anhand der Werte gibt der Fitnessexperte Bulls-Trainer Herbert Hohenberger und den Spielern Trainingsableitungen mit auf den Weg. „Etwa Sprinttraining auf dem Eis oder Intervalle auf dem Ergometer“, sagt er. Ob sich das auszahlt, wird sich im November und final im März zeigen, wenn die Bulls erneut zum Fitnesstest vorstellig werden. „Dann wissen wir, ob das Team während der Saison fitter geworden ist“, sagt Schwesig. (mz)

Am zweiten Tag musste Jannik Striepeke (r.) unter Aufsicht des Wissenschaftlichen Mitarbeiters Stephan Schulze auf den Ergometer.
Am zweiten Tag musste Jannik Striepeke (r.) unter Aufsicht des Wissenschaftlichen Mitarbeiters Stephan Schulze auf den Ergometer.
Fabian Wölfling