Halles Eishockey-Klub mit Personalsorgen Warum die Saale Bulls nach der Niederlage gegen Erfurt wütend sind
Die dezimierten Saale Bulls hetzen von Spiel zu Spiel. Wie die Lage vor der Partie gegen Hamm ist und was bei der Niederlage gegen Erfurt für Ärger sorgte.
Halle (Saale)/MZ - Es gleicht einer Rechenaufgabe im Grundschulalter: Du hast elf Spieler. Nimm zwei weg, dafür kommen vier dazu. Wie viele hast du dann? Marius Riedel muss dieser Tage ständig solch kleine Rechenspiele absolvieren. Spaß macht das dem Coach der Saale Bulls aber nicht. „Es kommt viel zusammen“, sagte er vor der Heimpartie gegen die Hammer Eisbären am Dienstag (19 Uhr) mit einigem Frust.
Der amtierende Meister der Eishockey-Oberliga Nord schleppt sich gerade durch die Frühphase der Saison. Verletzungspech und ein Covid-19-Ausbruch haben die Zahl der Spieler massiv reduziert. Bei den Hannover Indians am Freitag und gegen die Black Dragons Erfurt am Sonntag standen nur elf der eigentlich 20 Feldspieler zur Verfügung.
Saale Bulls müssen auf ihre Top-Stars verzichten
Leistungsträger wie die drei Kapitäne Sergej Stas, Sören Sturm und Patrick Schmid oder die zwei Importspieler Tatu Vihavainen und Mathieu Tousignant konnten nicht spielen. Dazu fehlte mit Timo Herden auch einer der zwei Goalies.
Mehr als beachtlich war daher der 5:2-Sieg in Hannover, in der Vorsaison immerhin im Halbfinale der Playoffs. Trotzdem noch sehr ärgerlich war die 2:5-Niederlage im kleinen Derby gegen Erfurt. Weil es einen Aufreger vor und einem im Spiel gab, war Riedel sogar emotional angefasst. „Ich bin angefressen“, hatte der Coach seine Analyse eingeleitet.
Erstaunlicherweise hatte Erfurt nämlich den Litauer Arnoldas Bosas aufbieten können. Der avancierte mit vier Treffern - zwei davon in der Schlussphase in das leere Tore der Bulls - und einer Vorlage zum Matchwinner. Bosas hatte im Spiel zuvor wegen eines Checks gegen den Kopf- und Nackenbereich - ein No-Go im Eishockey - aber eigentlich eine Matchstrafe, das höchstmögliche Strafmaß, kassiert. Bedeutet normalerweise ein Spiel Sperre.
Saale Bulls verliert gegen Erfurt: Arnoldas Bosas wird zum Ärgernis
Erfurt hatte aber Protest eingelegt und der Deutsche Eishockey-Bund hatte die Strafe eine Stunde vor dem Spiel aufgehoben. So, als wäre nie etwas passiert. Für Riedel völlig unverständlich. „Und das hat nichts mit Erfurt oder Arnoldas Bosas zu tun“, wie er am Tag nach dem Spiel mit etwas Abstand verdeutlichte. „Mir geht es um das Vorgehen des Verbandes.“ Schließlich soll die strenge Strafe für die potenziell gefährlichen Checks gegen den Kopf- und/oder Nackenbereich eine abschreckende Wirkung haben.
Was Riedel dann richtig ärgerte, war eine Aktion in der Schlussphase des Spiels. Da blieb der in den letzten Spielen überragende Matias Varttinen nach dem Check eines Erfurters gegen den Kopf auf dem Eis liegen. Der Finne konnte nicht weiterspielen, eine Strafe gab es nicht. „Das macht mich ehrlich gesagt sauer“, hatte Riedel nach Spielende gesagt.
Saale Bulls: Varttinen und Valasek müssen angeschlagen vom Eis
Die Niederlage hatte also aus mehreren Gründen einen Beigeschmack. „Wir haben sie uns aber selbst zuzuschreiben“, betonte Riedel jedoch bei allem Ärger. „Wir hatten keine Struktur, keine Sicherheit, nutzen unsere Überzahlsituationen nicht.“ Nur eine von acht Gelegenheiten führte zu einem Tor. Lukas Valasek traf.
Später musste aber auch der Deutsch-Tscheche nach einem Foul vom Eis. Auch wenn die Blessuren offenbar nicht gravierend sind, sind er und Varttinen die zwei, die fehlen werden gegen Hamm. Zurück kommen drei der vier Corona-Erkrankten. Vielleicht. „Sie sind negativ getestet, wir müssen aber sehen, ob sie fit genug sind“, sagte Riedel. Sicher wieder dabei ist Tatu Vihavainen nach seiner Daumen-Prellung.
Insgesamt bleibt das Aufgebot gegen die gut gestarteten Eisbären aus Hamm aber dünn. „Wir müssen disziplinierter spielen, so wie gegen Hannover“, forderte Riedel daher.