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Trainersuche beendet Trainersuche beendet: Dave Rich wird Chefcoach der Saale Bulls

Von Christian Elsaesser 02.05.2017, 16:22

Halle (Saale) - Der erste Kontakt, so sagt man, entscheidet über den Gesamteindruck. Gut möglich also, dass allein die Kontaktaufnahme von Dave Rich die ersten positiven Spuren hinterlassen hat. Kein Vermittler, kein Manager - den direkten Weg hatte der Kanadier gewählt, um die Saale Bulls auf sich aufmerksam zu machen. „Ich habe einfach eine E-Mail an die Geschäftsstelle geschrieben und habe dann auch schnell eine Antwort bekommen.“

Inzwischen steht fest: Der 48-jährige Dave Rich ist der neue Cheftrainer des Eishockey-Oberligisten aus Halle. Am Dienstag stellte Vereinspräsident Daniel Mischner ihn in der Geschäftsstelle vor. „Wir hatten rund 60 Bewerbungen“, erklärte Mischner. „Am Ende haben wir sechs Kandidaten eingeladen und mit ihnen gesprochen. Dave war der, von dem wir überzeugt sind, dass er am besten zu uns passt.“ Ein Fünf-Mann-Gremium um den Präsidenten führte die Gespräche. „Die Entscheidung für Dave ist einstimmig gefallen“, so Mischner. „Er kennt die Oberliga, ist sehr gut vernetzt.“

Seit 27 Jahren in Deutschland

Tatsächlich bringt Dave Rich - sein Nachname bedeutet im Deutschen reich - einen reichen Erfahrungsschatz aus den Oberligen ein. Sowohl als Trainer als auch die meiste Zeit als Spieler war er in der dritten deutschen Spielklasse unterwegs.

1990 absolvierte Rich mit einer nordamerikanischen Auswahl zehn Testspiele in Europa, unter anderem in Süddeutschland. „Ich hatte es damals im NHL-Draft nicht geschafft, also habe ich mir überlegt, wie es weitergehen soll.“ Auf der Europa-Reise überzeugte er und heuerte in Bad Wörishofen im Allgäu an. „Erst einmal nur für ein Jahr, dann wurde es ein zweites, ein drittes, dann habe ich meine Frau kennen gelernt...“ Und so lebt er auch 27 Jahre später noch in Deutschland. Er spricht fließend Deutsch, sein Akzent ist - ganz ähnlich übrigens wie bei seinem Vor-Vorgänger Ken Latta - kanadisch-bayerisch geprägt.

Guter Blick für Talente

Auf Dave Rich wartet nun die Aufgabe, in Halle einen schlagkräftigen Kader zusammenzustellen. Eine Mannschaft, die den hohen Ansprüchen der Saale Bulls gerecht werden kann. „Wir sehen vier Teams in der Liga, die einen größeren Etat haben als wir“, sagt Vereinschef Mischner und meint Duisburg, Tilburg, Hamburg und das fusionierte Team der Hannover und Wedemark Scorpions. „Ziel ist es, uns mit diesen Teams zu messen.“

Eine Aufgabe, die Rich in dieser Form in seiner Karriere noch nie hatte. Er war bisher eher bei kleineren Vereinen tätig, zuletzt in Timmendorfer Strand. „Viele Vereine in der Oberliga sind Amateur-Klubs“, sagt er. Nun also Halle: „Der Verein hat großes Potenzial, ist sehr organisiert, hat auch ein Team neben dem Eis. So etwas hat man in der Oberliga nicht so oft.“

Doch auch wenn ihm die ganz großen Oberligisten in der Vita vielleicht fehlen - eines hat Dave Rich in seiner Trainerkarriere eindrucksvoll unter Beweis gestellt: einen herausragenden Blick für aufstrebende Spieler. In Berlin führte er 2005 zum Beispiel Constantin Braun an die Profi-Karriere heran - der Nationalspieler bringt es heute auf über 500 DEL-Einsätze. In Füssen verpflichtete Rich 2007 den damals unbekannten Deutsch-Kanadier Garrett Festerling, inzwischen über 400 Mal in der DEL auf dem Eis.

Hoffnung auf einen weiteren Glücksgriff

Der Fall Festerling zeigt dabei, was sich die Saale Bulls von ihrem neuen Coach versprechen. Gerade bei der Besetzung der beiden Ausländerstellen haperte es in der Vorsaison gewaltig. Die Hoffnung, dass dem Coach noch einmal ein solcher Glücksgriff gelingt ist groß. Der Kontakt zu Beobachtern, speziell in Nordamerika ist eng. „Das ist etwas anderes, als wenn ich mir nur ein Video anschaue“, sagt der Trainer.

Dave Rich will sich dennoch Zeit lassen mit den sogenannten Kontingentspielern. „Die Sache eilt nicht, es sind viele auf dem Markt.“ Und gerade junge Nordamerikaner würden aktuell eher Richtung zweite Liga schielen. Also lieber zweimal schauen. „Es muss charakterlich passen. Und auch finanziell.“

Rich wird die Suche in enger Abstimmung mit der Vereinsführung betreiben. Jede Spielerverpflichtung, das stellt Daniel Mischner klar, wird per Mehrheitsentscheidung abgesegnet. „Dave hat natürlich das letzte Wort. Aber Alleingänge gibt es nicht.“ Dafür plant der Verein mehrere Telefonkonferenzen in der Woche. Denn erst im Sommer wird Dave Rich nach Halle ziehen. Bis dahin hat er seine Basis in Düsseldorf, wo seine geschiedene Frau und seine 16-jährige Tochter leben. (mz)

Zur Person

Dave Rich wurde am 18. April 1969 in Ottawa in Kanada geboren. Seit 1990 lebt der heute 48-Jährige in Deutschland und erlebte als Spieler und Trainer viele Vereine.

Stationen als Spieler:

Stationen als Cheftrainer: