„Zweite Heimat“ in Halle Warum sich Tatu Vihavainen für eine Zukunft bei den Saale Bulls entschied
Vor dem Sieg gegen Leipzig verlängern die Saale Bulls den Vertrag mit Tatu Vihavainen. Warum der Finne bis 2025 bleibt und das Derby ein wichtiger Test war.
Halle (Saale)/MZ - Kai Schmitz ist der Typ für ein bisschen Pathos. Der Sportchef der Saale Bulls ist nie um einen markigen Spruch verlegen. Die klingen am Ende vielleicht etwas größer als sie gemeint sind, sollen aber mithelfen, das Gegenüber zu überzeugen.
So hat er zum Beispiel am Sonntagabend, emotional beschwipst durch den 2:0-Heimsieg im Eishockey-Oberligaderby gegen die IceFighters Leipzig, Tatu Vihavainen kurzerhand zum „besten Spieler dieser Liga“ ernannt.
Ob Schmitz’ freilich durch Subjektivität geprägte Meinung auch objektiv stimmt, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Ins richtige Regal hat der Kaderplaner der Hallenser den 27 Jahre alten Finnen aber eingeordnet: in das ganz obere.
Tatu Vihavainen bleibt bei Saale Bulls: „Ich kann Ich selbst sein“
Das belegen 58 Scorerpunkte in 34 Spielen und auch Vihavainens Gabe für die außergewöhnlichen Momente auf dem Eis. Schmitz’ Huldigung war vor allem aber eine besondere Art des Dankes für Vihavainens Treue. Denn am Tag vor dem Derby konnten die Bulls bekanntgeben, dass der Star-Angreifer seinen im Sommer auslaufenden Vertrag um zwei Jahre verlängert hat.
Neues Arbeitspapier bis 2025 und Derbysieg in der Tasche: Tatu Vihavainen stand am Sonntagabend zufrieden vor der Bulls-Kabine und ließ trotz skandinavischer Kühle ab und zu ein Lächeln unter seinem Schnurrbart hervorblitzen.
„Man kann Halle mittlerweile als mein zweites Zuhause bezeichnen“, erzählte der Angreifer, der 2020 aus der zweiten finnischen Liga nach Sachsen-Anhalt gekommen war. „Natürlich ist es nicht immer einfach, Finnland und meine Familie nach einer Saisonpause zu verlassen, aber ich mag die Zeit hier auch sehr. Für die Oberliga sind die Bulls eine sehr gute Organisation“, erklärt er den Entschluss, zu bleiben.
Saale Bulls: Kai Schmitz weiß, wie man Tatu Vihavainen einfängt
Einen großen Anteil ans Vihavainens Unterschrift hatte Sportchef Schmitz. Der hat den großgewachsenen (1,89 Meter) und auf dem Eis trotzdem so elegant wirkenden Finnen damals nach Halle geholt, selbst noch mit ihm zusammengespielt und ihm vor allem „Vertrauen geschenkt, als es nicht so lief“, sagte Vihavainen.
In seiner ersten Saison konnte der Importprofi nämlich, auch aufgrund von Verletzungen, nicht alle Erwartungen erfüllen, danach wurde er aber zum Unterschiedsspieler. „Tatu ist ein kleiner Freigeist, den man hin und wieder einfangen muss“, so Schmitz. Und: „Ich habe da ganz gute Mittel gefunden.“ Vihavainen weiß seine Freiheiten zu schätzen: „Ich arbeite sehr gern mit Marius (Coach Riedel; Anm. d. Red.) und Kai zusammen, weil ich ich selbst sein kann und sie mir vertrauen.“
Einen Spieler wie Tatu Vihavainen mittelfristig zu binden, ist auch Ausdruck für die Ambitionen der Saale Bulls. „Wir machen hier einen guten Job und haben große Ziele“, sagte Schmitz nach dem Spiel gegen Leipzig, ohne die DEL2 in den Mund zu nehmen.
Saale Bulls: Derby-Sieg als Test für Playoffs
Mit dem Derbysieg hat Halle sich zumindest schon einmal vorzeitig den Heimvorteil in den Playoffs gesichert. Vor 2.424 Zuschauern im vollgepackten Eisdom hatten Jordan Kaplan, der Mitte des zweiten Drittels die abgewehrte Scheibe aufnahm, Leipzigs Torwart umspielte und einschob, und Patrick Schmid, nach einer starken Einzelleistung acht Minuten vor dem Spielende, getroffen.
„Die Spiele gegen Leipzig sind immer wie Playoff-Hockey. Hart und mit viel Intensität“, sagte Vihavainen, der ausnahmsweise mal keinen Scorerpunkt zum Erfolg beitragen konnte. So war es auch diesmal – das Spiel war umkämpft, mit hohem Tempo. „Das war eine gute Vorbereitung für die Playoffs“, fand Vihavainen. Er will mit Halle aufsteigen.
„Wir spielen seit Weihnachten richtig gut“, fügte der finnische Stürmer an, warnte aber auch: „Es gibt andere, starke Teams in den Playoffs, Weiden und Rosenheim aus dem Süden oder die Hannover Scorpions, die unsere Fehler besser ausnutzen würden, als es Leipzig heute getan hat.“ Daher gelte laut des ehrgeizigen Freigeistes weiter: „Wir wollen täglich besser werden.“
Trainer Riedel wird so etwas gerne hören. Auch er meinte nach dem Derby: „Wir spielen zur Zeit sehr, sehr gutes Eishockey.“ Ausruhen dürfen sich die Bulls darauf aber nicht – deswegen bat er Vihavainen und Co. schon am Montag wieder zum Training. „Nur kurz feiern, dann geht es weiter“, umriss Riedel das Programm.
Vor dem kurzen Feiern hatte Kai Schmitz übrigens noch einen zweiten Spruch auf Lager: Dass Vihavainen bei den Bulls bleibt, ließ er wissen, sei vor allem auf eine Sache zurückzuführen: „Der guten Arbeit des Sportlichen Leiters“, betonte er und feixte.