Oberliga-Meister kriselt „Zeit der Ausreden vorbei“: Fehlt den Saale Bulls die richtige Einstellung?
Die Saale Bulls enttäuschen bei der Heimniederlage gegen Aufsteiger Duisburg auf ganzer Linie. Trainer und Sportdirektor bemängeln die Einstellung.
Halle (Saale)/MZ - Das Kabineninventar musste nicht dran glauben und überstand das Donnerwetter also schadlos. Die Stimme von Kai Schmitz, die war am Sonntagabend aber doch deutlich angekratzt. Nach dem Heimspiel der Saale Bulls gegen die Füchse Duisburg eilte der Sportdirektor des Eishockey-Oberligisten auf direktem Weg in die Kabine und ließ dort seinem Frust über die enttäuschende Darbietung der Mannschaft freien Lauf.
Mit 1:3 hatte der Oberliga-Meister aus Halle gegen Aufsteiger Duisburg verloren und war am Leistungstiefpunkt angekommen. „Es war deutlich und laut. Das war inakzeptabel“, sagte Schmitz.
Die personelle Ausnahmesituation der vergangenen Wochen mit vielen Verletzten wollte er nicht mehr als Ursache zählen lassen. „Die Zeit der Ausreden ist vorbei.“ Gegen die Duisburger standen Trainer Marius Riedel schließlich wieder 16 Feldspieler plus zwei Goalies zur Verfügung. Verteidiger Jeroen Plauschin und Finn Walkowiak sowie die Stürmer Matias Varttinen und Thomas Merl fehlten noch.
Ex-Bulle Mark Heatley trifft für Duisburg in Halle
Aber auch ohne sie wirkte es zumindest in der Anfangsphase noch so, als ob die Bulls nach dem Erfolgserlebnis vom Freitag, einem 4:2 bei den Hammer Eisbären, weiter nachlegen könnten. Sie starteten mit viel Tempo in die Partie, wurden dann aber schon im ersten Drittel immer passiver. Duisburg erhöhte den Druck und kam nach einem Fehler im Aufbauspiel der Bulls zur Führung.
Im zweiten Drittel hatte die Heimmannschaft zwar mehr Abschlüsse, effektiver waren aber wieder die Gäste. Ex-Bulls Spieler Mark Heatley erhöhte für die Duisburger auf 2:0. Vom selbstbewussten Offensivspiel vom Freitag war nichts mehr zu sehen. „Oft spielen wir das einfach nicht geradlinig genug und versuchen alles spielerisch zu lösen. Wir müssen aber auch den Kampf annehmen“, monierte Schmitz.
Für den Sportdirektor war der erneute Rückschlag deshalb eine Sache der Einstellung. „Die Jungs müssen verstehen, dass wir nicht als Meister auf einem Bein durch die Oberliga tanzen.“ Trainer Marius Riedel sah es ähnlich, er wollte erst gar nicht mit taktischen Detailanalysen anfangen. Für ihn war ebenfalls die fehlende Mentalität der Hauptgrund für die enttäuschende Pleite. „Es geht darum, als Erster an der Scheibe sein zu wollen. Heute muss ich klar sagen: Einige wussten nicht, worum es geht“, sagte Riedel.
Trainer Marius Riedel mit deutlichen Worten an seine Spieler
Im letzten Drittel lief seine Mannschaft noch einmal an und hatte mit elf zu vier Torschüssen ein deutliches Plus an Chancen, zu mehr als dem Anschlusstreffer durch Thore Weyrauch reichte es aber nicht mehr. Eine Minute vor Schluss fiel zwar der Ausgleich, der Treffer wurde aber wegen Torwartbehinderung wieder aberkannt. Eine strittige Entscheidung, auch das Schiedsrichter-Glück hatten die Saale Bulls nicht auf ihrer Seite.
Mit der Herausnahme von Goalie Timo Herden spielte Riedel dann seine letzte Karte. Als die Duisburger dann aber an den Puck kamen, brauchten sie nur noch ins verwaiste Tor einzuschieben. Die sechste Niederlage der Bulls im zwölften Saisonspiel war perfekt.
Die Aufarbeitung begann schon am Sonntagabend mit der Kabinenpredigt von Schmitz und eindringlichen Worten von Trainer Riedel an die Mannschaft. Viel Zeit bleibt den Bulls aber nicht. Schon am Dienstag steht das Rückspiel bei den Duisburgern an (20 Uhr).
„Es gilt jetzt, noch härter zu arbeiten und dranzubleiben“, nahm Riedel seine Mannschaft in die Pflicht. „Ich erwarte ein Zeichen und verlange, dass wir uns aus der Situation herausarbeiten“, sagte Schmitz. Ansonsten könnten beim Gastspiel im Pott weitere Dezibel-Ausschläge aus dem Kabinentrakt folgen.