Eishockey-Oberliga Nord Saale Bulls feiern Heimsieg und zittern um ihren Star
Die Saale Bulls schlagen beim Heimspiel-Start Tilburg. Der Erfolg könnte aber teuer erkauft worden sein: Finnen-Star Tatu Vihavainen droht lange auszufallen.
Halle (Saale)/MZ - Mit einer Pudelmütze, die die nasse, weil frisch geduschte Mähne schützte, stapfte Tatu Vihavainen kurz nach der Schlusssirene die Stufen hinab in Richtung der Heimkabine. „Es ist der Daumen“, sagte der finnische Star-Angreifer der Saale Bulls auf dem Weg. „Morgen wissen wir mehr.“
Eine erste düstere Diagnose hatte sich da im Eisdom schon herum gesprochen: Verdacht auf Bänderriss. Das würde eine OP bedeuten und damit einen wochenlangen Ausfall. „Das wäre nicht so gut“, sagte Marius Riedel, der neue Trainer der Bulls, mit einiger Untertreibung.
Die Sorge um Vihavainen überschattete den ersten Saisonsieg des amtierenden Meisters in der Eishockey-Oberliga. 5:4 siegten die Saale Bulls am Sonntag in einem spannenden Spiel gegen die Tilburg Trappers, wie Halle ein Anwärter auf den Titel. „Wir haben gekämpft und auch vieles spielerisch gelöst und kaum Scheiben weggeschlagen. Das will ich sehen“, sagte Riedel.
Saale Bulls sind von Tatu Vihavainen abhängig
Es war ein Spiel, das zeigte, dass das Team aus Halle auch in dieser Saison wieder um die vorderen Plätze der Nordstaffel mitspielen sollte. Das aber auch zeigte, dass das ohne Vihavainen deutlich schwerer werden könnte. Für anderthalb Drittel, bis zur Verletzung, war der 26-Jährige der überragende Spieler einer Auswahl, die insgesamt deutlich besser spielte als noch am Freitag.
Da hatten die Bulls bei der 4:5-Auftaktniederlage in Herne Defizite offenbart. So war die Bully-Quote desolat, was Herne immer wieder schnelle Abschlüsse ermöglichte. Dazu gab es in der Verteidigung Abstimmungsprobleme.
Was das Unterfangen Besserung gegen Tilburg erschwerte: Mit Sören Sturm (Entzündung in der Schulter) fehlt der Top-Verteidiger weiterhin. Auch die erfahrenen Angreifer Patrick Schmid (muskuläre Verletzung) und Thomas Merl (Knieverletzung) mussten passen. „Sie werden auch noch nächste Woche fehlen“, sagte Riedel nach dem Spiel.
Saale Bulls: Zugang Matias Varttinen mit starkem Auftritt
Störte aber erstmal nicht: Denn Vihavainen zeigte im ersten Drittel seine ganze Klasse. Brillant, wie er nach drei Minuten mit einem Solo das 1:0 von Landsmann Matias Varttinen, neu bei den Bulls, einleitete. Auch das 2:0 in der sechsten Minute ging zu großen Teilen auf den begnadeten Spielmacher. Wieder spielte Vihavainen den entscheidenden Pass, wieder verwandelte Varttinen. Da deutete sich eine neue finnische Traumkombination an.
Trotz der schnellen Tore und besserer Bully-Quote: Ganz stabil waren die Bulls nicht, mehr Abschlüsse im ersten Drittel (13:11) hatten die Gäste. In der 17. Minute verkürzten sie dann auch auf 1:2. Auch das zweite Drittel blieb umkämpft (11:12-Schüsse), und wieder übernahm Vihavainen die Hauptrolle. In der 24. Minute feuerte der Flügelspieler den Puck ins Toreck zum 3:1. Die Vorlage kam - natürlich - von Varttinen.
Dann aber der Schock: Nach einem Zweikampf musste Vihavainen in die Kabine, mit getapter Hand kehrte er zwar noch einmal zurück, aber nur kurzzeitig. Mit der zweiten Drittelpause war die Partie für ihn beendet. Ohne ihren Star mussten die Bulls eine knappe Führung verteidigen. In der 37. Minute hatte Tilburg erneut verkürzen können.
Jetzt waren die anderen Importspieler gefordert und sie lieferten ab. Varttinen bediente in der 45. Minute den zweiten neuen Ausländer im Bulls-Team, Mathieu Tousignant. Der traf zum 4:2. Dann erhöhte Lukas Valasek weiter auf 5:2. Das Spiel schien entschieden. Aber Tilburg gab nicht auf, verkürzte noch einmal.
Mit dem wie schon in Herne starken Goalie Timo Herden (Fangquote 91,5 Prozent) als Rückhalt retteten die Bulls den Sieg. Die 22:6-Schüsse für Tilburg im letzten Drittel waren nicht genug. „Ich bin stolz auf die Jungs“, sagte Riedel. Dann begann das Daumendrücken für Vihavainen.