Letzter Platz in Fairplay-Tabelle MEC Saale Bulls: Wie Trainer und Spieler gegen Strafenflut vorgehen

Halle (Saale) - Strafenkataloge sind in Sportmannschaften nichts Ungewöhnliches. Auch die Saale Bulls führen seit Jahren eine Liste mit kleineren und größeren Sanktionen, wenn Spieler aus der Reihe tanzen.
Alle Vergehen sind aufgeführt auf einem Din-A4-Zettel, der in der Kabine aushängt. Falscher Dresscode, Handyklingeln in der Kabine, Unpünktlichkeit - all solche Dinge werden mit kleineren Geldsummen bestraft.
Mit die höchste Summe auf der Liste schlägt indes für das Thema Zeitstrafen auf dem Eis zu Buche. Spieldauer- oder Matchstrafen werden mit mindestens 25 Euro verbucht, in Absprache mit den Kapitänen und Trainern auch deutlich höher.
Saale Bulls: Auf der Fairplay-Tabelle ganz hinten
Und inzwischen wird selbst nach Zweiminuten-Strafen zum Teil zur Kasse gebeten. Denn: Genau die sind in den vergangenen Wochen zu einem der größten Probleme der Bullen geworden.
Kapitän Kai Schmitz ging vor der Freitagspartie in Duisburg sogar so weit: „Ohne die unnötigen Strafen hätten wir in dieser Saison nur ein Spiel verloren - das gegen Tilburg. Gegen die Hannover Scorpions, in Essen und in Hamburg haben uns die Strafen das Genick gebrochen.“
Die Saisonstatistik wies die Saale Bulls vor der Partie bei den Füchsen Duisburg, das die Hallenser klar mit 0:4 verloren, tatsächlich auf dem letzten Platz der Fairplay-Tabelle aus.
Saale Bulls: Mit Videoanalysen gegen Strafenflut vorgehen
221 Strafminuten sammelte die Mannschaft in elf Spielen, acht Minuten kamen in Partie zwölf hinzu. Zur Einordnung: Das Team aus Timmendorfer Strand überschritt mit der Partie am Freitagabend die Marke von 100 Minuten.
Trainer Dave Rich macht keinen Hehl daraus, dass ihn die Strafenflut nervt. „Dass es der letzte Platz in der Statistik ist, will ich gar nicht überbewerten“, sagt der Kanadier zwar, „da schlagen vor allem die einzelnen großen Strafen wie die Matchstrafe für Nathan Robinson zu Buche. Was mich ärgert, sind die vielen kleinen und unnötigen zwei Minuten für Haken oder Beinstellen. Das müssen wir in den Griff kriegen.“
Rich hat in den vergangenen Wochen wiederholt Videoanalysen mit seiner Mannschaft durchgeführt. „Wir haben drei, vier Kandidaten, die zu viele solche Strafen sammeln. Wir sprechen ständig über das Thema“, sagt er. Die Spieler seien gefordert. Denn: „Ich kann nur reden.“
Strafenflut bei Saale Bulls: Unnötige Strafen abstellen
Das Einfangen des Problems ist freilich ein schmaler Grat. Erst recht, wenn es für Zeitstrafen ans Geld geht. Deshalb werden Geldsanktionen individuell ausgesprochen.
„Du willst ja niemandem Angst machen, dass er jetzt keine Checks mehr auf dem Eis fährt“, erläutert Kapitän Schmitz. „Diese Checks braucht es, wir spielen immer noch Eishockey. Aber diese dummen, unnötigen Strafen müssen wir abstellen. Wir haben zum Teil Spiele nur deswegen verloren.“
Wie zuletzt in Hamburg, als beide Gegentore beim 1:2 in eigener Unterzahl fielen. Wie zuvor in Essen, als es beim 3:5 drei Gegentore nach Strafen gab. In der Unterzahl-Statistik liegen die Saale Bulls so nur auf Rang zehn der 14 Oberliga-Teams.
Saale Bulls: Prall gefüllte Mannschaftskasse aufgrund der Strafen
50 Mal waren sie ein Mann weniger auf dem Eis, 14 Mal schepperte es. Keine gute Bilanz. „Wir sind nicht schlecht in Unterzahl“, sagt Trainer Rich. „Aber wenn du gleich sechs, sieben Mal in einem Spiel ein Mann weniger bist, geht das irgendwann nicht mehr gut.“
Einen Vorteil freilich hat die Strafenflut bei den Saale Bulls. Kassenwart Jan-Niklas Pietsch verzeichnet in dieser Saison gute Einnahmen. Oder wie es Kapitän Schmitz formuliert: „So viel Geld wie wir hat wahrscheinlich kein anderes Team auf der Welt in der Mannschaftskasse.“
Ironie, die über das Problem nicht hinwegtäuschen kann. Und um die Kasse zu füllen, würde es ja auch andere Wege geben. Den über die Zeitung zum Beispiel. Denn Position 22 des Strafenkatalogs sagt aus: Wer in der Zeitung auf einem Bild erscheint, zahlt. Zwei Euro.
Am Sonntag um 18.15 Uhr empfangen die Bulls auf eigenem Eis die Hannover Indians. (mz)