Saale Bulls Jordan Kaplan dreht in den Playoffs für Halle auf
Jordan Kaplan überragt gegen Memmingen für die Bulls. Wieso der US-Boy mittlerweile ein Unterschiedsspieler ist und wer ihm besonders die Daumen drückt.
Halle (Saale)/MZ - In Bridgewater, New Jersey wurde Sonntagmittag im Zuhause der Familie Kaplan Eishockey geguckt. Das ist nicht ungewöhnlich, genießt der schnelle und harte Kufensport doch in den USA einen viel höheren Stellenwert als hierzulande.
Doch bei den Kaplans lief keine Partie aus der nordamerikanischen Profiliga NHL, sondern das zweite Spiel der deutschen Oberliga-Playoffserie zwischen den Saale Bulls und den Memmingen Indians. „Meine ganze Familie ist auf die Spiele eingestimmt“, erzählt Jordan Kaplan, „das ist großartig.“
Was die Kaplans im Livestream zu sehen bekamen, war ein Ausrufezeichen der Bulls. Nach einem starken Schlussspurt in der regulären Saison, der in der Vizemeisterschaft mündete, hat der Klub aus Halle am ersten Wochenende der Finalrunde mit einem 5:0 und einem 10:2 gegen Memmingen einen großen Schritt in Richtung zweiter Runde gemacht – und seine Ambitionen damit untermauert. „Wir sind aktuell richtig gut im Flow“, findet Kai Schmitz.
Jordan Kaplan kam erst während der Saison zu den Saale Bulls
Ob der Sportchef der Bulls den amerikanischen Duktus bewusst verwendet, ist nicht klar. Passen würde es aber, denn mit Jordan Kaplan ragt der US-Boy in Reihen der Hallenser in der Serie gegen Memmingen bisher heraus. Neun Scorerpunkte hat der Stürmer in den beiden Spielen bereits gesammelt, am Sonntagabend beim überraschend deutlichen 10:2 mit vier Treffern und zwei Vorlagen sein bisher bestes Spiel für die Bulls absolviert. „Das hat sich richtig gut angefühlt“, berichtet der 25-Jährige, der erst Ende Januar für den verletzten Mathieu Tousignant als weiterer Kontingentspieler geholt wurde.
Dass er den Führungsspieler aus Kanada ersetzen könnte, war die große Hoffnung, die mit seiner Verpflichtung einherging. Am Anfang hatte der Center aber noch Anpassungsprobleme. Verständlich: Kaplan steht zum ersten Mal im Ausland unter Vertrag, seine Familie ist mehr als 6.000 Kilometer entfernt. Zudem ist die Eisfläche in den USA knapp vier Meter schmaler als hier.
„Das mit Jordan hätte auch schief gehen können“, weiß Kai Schmitz um das Risiko, das bei solch einer Verpflichtung eines Übersee-„Rookies“ immer mitschwingt. Aber: „Ein bisschen Ahnung habe ich ja“, fügt Halles Sportchef mit einem, natürlich, verschmitzten Lächeln an. „Wir haben den Jungen gescoutet, ich wusste, dass er etwas Zeit benötigen wird. Deshalb freue ich mich umso mehr über seine Leistung.“
Bei Jordan Kaplan stimmt inzwischen die Chemie auf dem Eis
Bereits gegen Ende der regulären Saison war zu sehen, dass Kaplan langsam in Halle ankommt. Sechs seiner zehn Scorerpunkte hatte er in den letzten vier Spielen gesammelt, jetzt hat er auch noch seine Effizienz vor dem gegnerischen Tor irrwitzig gesteigert: Von elf Prozent in der Hauptrunde auf mehr als 70 in den Playoffs.
„Ich denke, der Grund ist, dass wir unsere Chemie auf dem Eis von Spiel zu Spiel mehr aufbauen“, antwortet Kaplan, wenn man ihn auf seine Topform anspricht. Bescheidenheit ist eine der Tugenden, die seine Familie ihn gelehrt hat. Nach seinem Galaauftritt in Spiel zwei gegen Memmingen am Sonntag habe er viele lobende Nachrichten von seiner Familie bekommen. „Aber sie haben mich auch daran erinnert, mich im Laufe der Playoffs weiter zu verbessern“, erzählt der Stürmer, der zwei jüngere Brüder hat, die an ihren Universitäten ebenfalls erfolgreich Eishockey spielen.
An diesem Dienstagabend findet im Eisdom in Halle das dritte Spiel der Serie statt (19 Uhr). Es könnte schon das letzte sein, denn wenn die Saale Bulls gewinnen, ziehen sie in die zweite Runde ein. Das schnelle Serienende ist natürlich das erklärte Ziel, so Schmitz.
In Bridgewater wird es beim Anbully 14 Uhr sein. Jordan Kaplan lacht: „Meine Eltern sind sehr damit beschäftigt, mit all den Spielen Schritt zu halten.“