Platz zwei gesichert Stabilität ist der Trumpf: Saale Bulls gehen guter Dinge in die Playoffs
Schwach gestartet, stark gesteigert, am Ende als Vizemeister in die Playoffs: Wie den Saale Bulls das gelungen ist und gegen welches Team es nun gehen könnte.
Halle (Saale)/MZ - Der Blick geht schon wieder nach vorn. Und in Richtung Süden. Marius Riedel ist am Dienstag mit Scouting beschäftigt. In Memmingen treffen am Abend die gastgebenden Indians, Siebter der Eishockey-Oberliga Süd, auf die Tölzer Löwen, Zehnter nach der Hauptrunde. Es ist das erste Spiel der Pre-Playoffs, der K.o.-Runde vor der K.o.-Runde.
Riedel, Trainer der Saale Bulls, beobachtet das Duell mit einer klaren Erwartungshaltung. „Wir gehen davon aus, dass sich Memmingen in der Serie durchsetzt“, sagt er. Dann wären die Indians Gegner von Halle in der ersten Runde der richtigen Playoffs. Setzt sich Bad Tölz durch, geht es dagegen gegen Füssen, Achter, oder Lindau, Neunter im Süden. Hintergrund: Die schlechtplatzierteste Mannschaft ist als Gegner für den Nord-Meister Hannover Scorpions reserviert.
Ob nun Memmingen oder doch Füssen oder Lindau, Favorit in der Erstrundenserie, die am 17. März beginnt, werden in jedem Fall die Saale Bulls sein. Der Meister der Vorsaison geht diesmal als Vizemeister in die entscheidende Phase des Eishockey-Jahres. Angesichts der Dominanz der finanzkräftigen Skorpione aus Hannover ein beachtlicher Teilerfolg. Der aber nicht groß gefeiert wurde. „Wir haben nach dem Sieg in Hamburg noch nicht einmal ein Bier getrunken“, sagt Riedel.
Saale Bulls verteidigen Platz zwei vor den Tilburg Trappers
5:3 setzten sich die Bulls am Sonntagabend durch, verteidigten damit in einem spannenden Fernduell mit Tilburg den zweiten Platz im Norden. Ganz nett, ja, aber: „Die heiße Phase beginnt jetzt erst“, erklärt Riedel. Und in der wollen die Bulls, anders als in der Vorsaison, als sie als Meister schon im Viertelfinale scheiterten, voll da sein. Der Traum vom Aufstieg in die DEL2 lebt.
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Vor allem die Entwicklung, die die Mannschaft genommen hat, spricht dafür. Der Saisonstart geriet holprig: Die Spieler und der neue Trainer Riedel mussten sich erst finden, der eng getaktete Spielplan mit drei Partien pro Woche ließ dafür aber nur wenig Raum. Hinzu kamen enorme Personalsorgen, teilweise fehlte die halbe Mannschaft verletzt. „Wir konnten uns so nicht einspielen“, sagt Riedel. Nach dem ersten Viertel der Saison standen die Bulls bei einer Bilanz von sieben Siegen und sieben Niederlagen, hingen im Mittelfeld fest.
Bis Saisonende kamen dann aber 34 Siege und nur noch acht Niederlagen hinzu, im Fernduell um Platz zwei entschieden die Bulls sogar die letzten neun Hauptrundenpartien allesamt für sich. Für den gebürtigen Hallenser Riedel, der seine erste volle Saison als Vereinstrainer absolviert, vor allem das Ergebnis verbesserter Stabilität. „Die Qualität in der Defensive hat uns ausgezeichnet“, findet der 34-Jährige.
Versuchte sich das Team in den ersten Saisonwochen noch an einer aggressiven Form der Vorwärtsverteidigung, agierte es danach abwartender. Das hatte Erfolg. Dazu kam eine bessere Abstimmung der Spieler untereinander und ein sich kontinuierlich steigender Goalie Timo Herden. 2,3 Gegentore pro Spiel stehen am Ende in der Bilanz, das ist sogar ein besserer Wert als in der meisterlichen Vorsaison (2,57). Da war allerdings die Offensive gefährlicher (4,7 zu 4,48 Toren jetzt).
In den Playoffs sind defensive Mauermeisterqualitäten aber meist erfolgversprechender als offensive Wucht. „Die Bilanz macht mir Mut“, bekräftigt Riedel. Wie auch das Feedback, das die Bulls von Gegnern erhalten. „Die sagen uns, dass es brutal schwer ist, gegen uns zu Torchancen zu kommen.“ Das soll so bleiben. Dann, wenn es wirklich zählt. Egal, ob es nun erstmal gegen Memmingen, Füssen oder doch Lindau geht.