Start der Playoffs Sportchef des Gisa Lions MBC: „Wir können jeden schlagen“
Der Gisa Lions MBC startet in die Playoffs der Basketball-Bundesliga. Sportchef Zurkowski spricht im MZ-Interview aber auch schon über die weiteren Planungen.
Halle/MZ - „Alle in blau“ – so lautet der Aufruf des Gisa Lions MBC an seine Fans. Mit Heimspielen in der SWH-Arena an diesem Freitag (19.30 Uhr) und Sonntag (16 Uhr) startet der Basketball-Bundesligist in die Playoffs. Die Frauen aus Halle sind aufgrund des vierten Platzes in der regulären Saison und des daraus resultierenden Heimvorteils gegen die Angels Nördlingen, Hauptrunden-Fünfter, Favoriten in der Serie, die bis zu drei Siegen für ein Team gespielt wird.
Tobias Große hat sich vor Spiel eins mit Mario Zurkowski, Sportchef der Lions, über die Bedeutung der Playoffs sowie die Zukunft des Klubs und der Bundesliga im Allgemeinen unterhalten.
Herr Zurkowski, haben Sie einen blauen Anzug in Ihrem Kleiderschrank?
Mario Zurkowski: Na selbstverständlich. (lacht)
Extra anlässlich des Playoff-Mottos besorgt?
Nein, nein, den hatte ich bereits. Und den habe ich auch schon bei Heimspielen getragen, da hat er ganz gut Glück gebracht.
Playoffs gelten sportartübergreifend, vor allem aber im Basketball, als etwas Besonderes. Was macht für Sie den Zauber der Saison nach der Saison aus?
Basketball ist eine Playoff-Sportart, alles vorher ist Vorspiel, die richtig intensive und spaßige Phase kommt jetzt erst. Es gibt nicht besseres, als sich in eine Playoff-Serie reinzubeißen, man atmet quasi seinen Gegner, kennt alle Stärken und Schwächen.
Die Playoffs waren das Saisonziel, das Team hat das als Vierter souverän erreicht. Ist alles, was jetzt noch kommt, eine Zugabe, oder ist die interne Erwartungshaltung gestiegen?
Nein, wir müssen realistisch bleiben und schauen, wo wir herkommen. Der Verein war in der vergangenen Saison Tabellenletzter mit drei Siegen und wir haben budgettechnisch keinen Sprung nach vorne gemacht. Das alles war eine Hypothek. Was wir in den vergangenen Monaten aber daraus gemacht haben, ist unfassbar toll für den Standort. Das war viel harte, ehrliche Arbeit. Und wir sind jetzt in einer guten Situation, das Team hat sich gefunden und ich glaube, dass wir jede Mannschaft schlagen können. Wenn man Playoffs spielt, will man natürlich soweit wie möglich kommen.
Sie sprechen die vergangene Saison an, der ersten als Gisa Lions MBC, die als Tabellenletzter katastrophal geriet. Was haben Sie und der mit Ihnen im vergangenen Sommer gekommene Trainer Timur Topal verändert, besser gemacht?
Über die vergangenen Saison kann ich nicht viel sagen, uns war aber bewusst, dass es hier ein paar Stellschrauben gibt. Die sind wir alle zusammen nach und nach angegangen. Ganz wichtig war uns, es muss eine Einheit geben zwischen Verein, Spielerinnen und Trainerteam – alle müssen in eine Richtung gehen. Vor allem in der Kaderzusammenstellung war es wichtig, dass die Charaktere zusammenpassen. Unsere Mädels gehen füreinander durch das Feuer. Auch die Mannschaft in der vergangenen Saison hatte viel Talent, ich glaube jedoch, dass die Bindung untereinander bei uns ein Stück weit größer ist. Aber wir sind bei weitem nicht fertig.
Sie haben bei Ihrer Vorstellung damals sogar davon gesprochen, dass der Standort Halle ein schlafender Riese im Basketball der Frauen sei.
Ja, das ist auch so. Wir haben hier eine tolle Infrastruktur.
Was heißt das für die Zukunft des Gisa Lions MBC?
Unser Ziel war es in dieser Saison, erst einmal das Vertrauen bei den Fans und Unterstützern in die handelnden Personen zurückzugewinnen. Ich glaube, da haben wir einen ersten Schritt gemacht. Im nächsten Schritt ist es wichtig, dass das keine Eintagsfliege wird, sondern wir uns stabilisieren. Wir wollen Kontinuität und den deutschen Spitzenbasketball fördern. Das bedeutet, wir wollen nicht nur deutsche Talente an den Standort Halle bringen, sondern auch deutsche Top-Spielerinnen, wie wir es zum Beispiel mit Emma Stach bereits geschafft haben. Wir wollen immer ein bisschen besser werden, nicht nur sportlich, sondern was die gesamte Struktur angeht.
Sie als Sportchef müssen ja qua Amt immer vorausdenken, zum Beispiel jetzt schon den Kader für die kommenden Saison planen. Mit Spielmacherin Joyce Cousseins-Smith hat jüngst die Anführerin des Teams ihr Karriereende angekündigt.
Leider, ja. Joyce hat uns aber frühzeitig signalisiert, dass es ihre letzte Saison sein wird. Deshalb sondieren wir schon länger den Markt nach einer neuen Aufbauspielerin. Es wird aber nicht leicht, eine Spielerin wie Joyce mit dieser Erfahrung und Qualität zu ersetzen.
Wie planen Sie das Team abseits dieser Position?
Die Prozesse laufen, wir sind in Gesprächen. Konkret werden wir jedoch erst nach der Saison. Wir glauben aber an Kontinuität.
Abseits des Sportlichen soll die DBBL in den kommenden Jahren professioneller werden, neue Standards zu hauptamtlichen Strukturen und den Spielhallen sollen dafür sorgen. Bei einigen Klubs, unter anderem Ihrem Playoff-Gegner Nördlingen, geht die Angst um, dadurch finanziell in Bedrängnis zu kommen. Bewegt sich die Liga auf einem schmalen Grat?
Ja. Aber es ist vielleicht in der Masse der Änderungen ein schmaler Grat, aber ich glaube, die Spannen, in denen die Änderungen umgesetzt werden sollen, gibt den Vereinen auch Zeit, sich darauf einzustellen. Wenn man zum Beispiel mal in den Männer-Basketball schaut, liegen Welten zwischen Spielen in den 1990er Jahren und heute – weil Standards geschaffen wurden und die Vereine sich daran orientieren mussten. Es ist nicht so, dass in der DBBL alles von heute auf morgen über das Knie gebrochen werden muss, den Vereinen bleibt Zeit. Und ich bin mir sicher, dass viele dieser Anforderungen zu erreichen sind. Wenn man die nötige Energie aufwendet. Selbst wenn in fünf Jahren nur 70, 80 Prozent umgesetzt worden sind, sind wir im Vergleich zu heute einen riesigen Schritt weiter. Das muss der Anspruch sein.