Löwen jagen zahnlos Löwen jagen zahnlos: SV Halle verpatzt Heimauftakt gegen BC Marburg

Halle (Saale) - Das hatten sie sich bei den Lions hübsch ausgedacht: Wer wollte, konnte im Vorfeld des Spiels elanvoll am Glücksrad drehen. Als Sonderpreis waren „Ehrenplätze“ ausgelobt. Die zunächst Glücklichen, Luca und Konrad, saßen also Freitagabend mittig in roten Sesseln auf dem Parkett der Erdgas Arena und hatten beste Aussicht auf das erste Heimspiel der Bundesliga-Saison zwischen den SV Halle Lions und dem BC Marburg.
Von diesen exklusiven Plätzen sahen die Fans, wie der Rest der enttäuschten rund 600 Zuschauer in der Erdgas Arena, dann eine 61:74-Pleite. Phasenweise sah es sogar nach einem fürchterlichen Debakel aus.
Was hatte sich Halles Basketball-Familie nicht alles erhofft. Tempo, furiose Aktionen, Kampfgeist - das alles wollte der neue Trainer René Spandauw das runderneuerte Lions-Team zeigen lassen. Stattdessen reihte sich vor allem in Halbzeit eins bei der Heimpremiere Fehler an Fehler. Gegen einen, zugegeben, starken Kontrahenten zeigten sich die Löwinnen weitgehend zahnlos.
Schon der Start misslang total. Vier Minuten benötigten die Lions für ihre ersten Punkte. Bezeichnenderweise verbuchte diese Aliaksandra Tarasava, die am Ende fantastische 26 Zähler auf dem Konto hatte, mit einem Alleingang. 2:7 Stand es da. Viel besser wurde es trotzdem nicht: Bei 4:13 nahm Coach René Spandauw die Auszeit. 14:24 hieß es nach den ersten zehn Minuten.
"Das Minimalziel sollte für Marburg das Playoff-Halbfinale sein“, so hatte Coach Spandauw schon vorab die Stärke des Kontrahenten unterstrichen. Aber soviel Nervosität in den eigenen Reihen, so eine körperlose Defensive hatte er im Gegensatz dazu dann doch nicht erwartet.
Das Elend setzte sich nahtlos fort: 14:29 stand es nach 11:25 Minuten. Als dann noch Tarasava einen Ball ins Aus dribbelte und Laura Hebecker sich den Ball aus den Händen nehmen ließ, ahnten die Zuschauer früh: Das wird wohl nichts. Auf der Anzeige leuchtete: 14:34 (14. Minute). Das sah schon mächtig nach Debakel aus. "Wir woll'n euch kämpfen sehen", stimmten einige wenige unentwegte Fans an. Spandauw schüttelte nun pausenlos den Kopf und kommentierte in Richtung eigene Bank, die Fehlerketten seiner blassen Aktiven. Nach einem 16:41 (17.) hieß es dann zur Pause: 23:48. Erschütternd.
"Ich habe den Damen gesagt: 'weiter so'", meinte Spandauw mit gehörigem Sarkasmus kurz vor Beginn den zweiten Hälfte. Dann schimpfte er: "Sie machen vielleicht zehn Prozent von dem, was ich gefordert habe. Warum, weiß ich nicht."
Seine energische Kabinenansprache wirkte. Jetzt hielten die Hausherrinen dagegen und nachdem Alina Hartmann einen Dreier versenkt und Sasha Tarasava fünf Punkte in Folge machte, stand es plötzlich 41:55 (27.). Die Gäste nahmen eine Auszeit, die Halle skandierte "Jetzt gehts los!" Und plötzlich sah das Lions-Spiel nach Erstliga-Basketball aus. Beim Stand von 47:61 ging es in die letzten zehn Minuten. Gibt es noch das Wunder? Leise Hoffnung machte sich breit.
Der Schwung bleib, doch dann ging das Glück bei den Würfen dahin. Sechs Minuten vor Schluss lag Marburg wieder 16 Zähler vorn (52:68). Das Hoffnung auf das Wunder war verflogen.
Bleibt nur die Hoffnung, dass am Sonntag, wenn es gegen Oberhausen (16 Uhr) geht, die Fehlerquote der ersten Halbzeit, die schon in Keltern exorbitant war, minimiert wird. Sonst stehen die Lions vor einer schwierigen Saison. (mz)
