Koma: Koma: Der schwerste Kampf: Sorge um Cindy Rogge

Halle (Saale) - „Kämpfe, Cindy, kämpfe!“ Es sind drei Worte, gepostet auf Facebook. Und sie lassen erahnen, dass Cindy Rogge gerade den wohl schwersten Kampf ihres Lebens bestreitet.

Die Boxerin vom SV Halle liegt in einer Klinik in ihrer sportlichen Heimat Halle im Koma. „Cindy hatte am 18. November einen schweren Asthmaanfall und wurde in ein Koma gelegt“, teilten ihre Angehörigen jetzt mit. „Nun ist es an der Zeit, dass sie wieder aufwachen soll. Alles braucht seine Zeit in dieser Situation.“

Die Sportlerin war an jenem Freitag vor vier Wochen in ihrer Wohnung zusammengebrochen - im Beisein ihrer Freundin, die ebenfalls Cindy heißt. Diese wacht seitdem regelmäßig am Krankenbett, um ihr auf dem schweren Weg zurück ins Leben zu helfen. Gleiches gilt für Rogges langjährige Wegbegleiter am Boxring, die Trainer Siegfried Vogelreuter und David Hoppstock.

Am wichtigsten aber sind in dieser Extrem-Situation zweifellos Cindy Rogges Eltern und ihr Zwillingsbruder. Die Familie ist in Blankenburg zu Hause. Unmittelbar nach dem schrecklichen Vorfall hatte sie um Wahrung der Privatsphäre gebeten. Auch jetzt sind die Eltern noch nicht in der Lage, öffentlich darüber zu sprechen, wählten deshalb den Weg über Facebook.

Ihre Botschaft ist ergreifend: „Da sie erst in der Aufwachphase ist, konnte sie uns noch nicht antworten. Wir haben sie gefragt, ob wir nach fast vier Wochen des Ereignisses öffentlich ein Statement abgeben dürfen. Sie hat dreimal ganz fest meine Hand gedrückt. Ich deute es mal, dass sie es für richtig hält“, teilten Mutter und Vater Rogge in einem Facebook-Eintrag mit.

Cindy Rogge ist aktuell als eine von neun Kandidatinnen nominiert für die Wahl zur Sportlerin des Jahres 2016 in Halle. Die Abstimmung läuft seit voriger Woche. Kurz vor ihrer schweren Erkrankung hatte sie sich den deutschen Meistertitel im Limit bis 64 Kilogramm gesichert. Das Ticket nach Rio zu den Olympischen Spielen war für die einstige Sportschülerin in Reichweite, am Ende einer harten Qualifikation hatte sie es nur knapp verpasst. Mit Platz zehn bei der WM im Mai und ihrem Bronzemedaillengewinn zuvor bei den neu geschaffenen EU-Titelkämpfen empfahl sie sich für eine Förderung über die Bundeswehr. Im Sommer rückte die Wahl-Hallenserin ein und absolvierte als Sportsoldatin ihre mehrwöchige Grundausbildung, um sich danach langfristig auf Olympia 2020 vorbereiten zu können.

Ihr Sport ist nun in den Hintergrund gerückt. Nur enge Wegbegleiter wussten über den kritischen Zustand der Sportlerin Bescheid. „Wichtig ist erst einmal nur, dass sich Cindy wieder erholt“, sagt Siegfried Vogelreuter.

Am heutigen Freitag wird Cindy Rogge 23 Jahre alt. Und laut Trainer Vogelreuter gibt es Grund zu vorsichtigem Optimismus. „Sie ist nun in der Lage, verlegt zu werden“, erklärt er. In den nächsten Tagen wird die Patientin nach Hamburg gefahren. Dort soll die nächste Etappe auf dem langen Weg zurück beginnen, die Rehabilitation.

Die Anteilnahme für die Sportlerin ist groß - nicht nur unter den Boxern. Die Eltern erreichen viele Mut machende Nachrichten. „Das gibt uns als Familie sehr viel Kraft und bestärkt uns in dem Glauben, dass mit Cindy wieder alles in Ordnung kommt“, bedankten sich ihre Angehörigen.

Diese Zuversicht teilen sie mit Siegfried Vogelreuter, der die Boxerin am Stützpunkt in halleschen Kreuzvorwerk betreut hatte, bis er letztes Jahr den Stab an David Hoppstock weitergegeben hatte. „Am Ende bleibt der Glaube, dass alles gut geht“, sagt ihr ehemaliger Trainer, „und das Vertrauen in die Menschen, die Cindy Rogge betreuen.“

Dass seine Sportlerin - wie im Ring - alles geben wird, daran hat Siegfried Vogelreuter ohnehin keinerlei Zweifel. Cindy Rogge ist eine Kämpferin.

(mz)