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Ex-DDR-Sprintstar Katrin Krabbe wird 50 Katrin Krabbe: Ex-DDR-Star engagiert sich heute im Hospiz

Von Ralf Jarkowski 21.11.2019, 07:34

Berlin - Schnell gesprintet, groß gefeiert, tief gefallen: Die Sport-Karriere von Katrin Krabbe ist kurz, aber heftig. Nach nur zwölf Monaten ist ihr Goldrausch mit fünf Titeln bei der EM 1990 und der WM 1991 abrupt vorbei. Das Jahrhundert-Talent landet 1992 im Dopingsumpf, die Lichtgestalt der Leichtathletik verblasst im Schattenreich des umstrittenen Trainers Thomas Springstein.

Neben Eiskunstlauf-Diva Katarina Witt und Schwimm-Idol Franziska van Almsick gehört die Neubrandenburgerin zu den wenigen DDR-Sportstars, die später auch im vereinten Deutschland für (Medaillen)-Glanz und Glamour sorgen. Am kommenden Freitag (22. November) wird Katrin Krabbe-Zimmermann 50 Jahre alt.

Katrin Krabbe: DDR-Star lernte auch die Schattenseiten kennen

„Durch mein Leben zogen sich so viel schöne, wunderschöne Momente“, sagt die ehemalige Sprint-Königin in einem Gespräch der Deutschen Presse-Agentur. Sie lernt aber auch die Schattenseiten kennen - im Sport und privat: „Es gab Momente in meinem Leben, die auch richtig schlecht waren.“

Genau 7,11 Sekunden dauert ihr finaler Sprint, nur 60 Meter, ein letzter Sieg, am 8. Februar 1992 in Karlsruhe - das war's dann aber auch. Ein Comeback gibt es nicht. Auf ihr halbes Jahrhundert mit zehn Jahren Leistungssport blickt sie heute nordisch kühl, ohne große Emotionen zurück. „Das Rad kann man nicht zurückdrehen, aber man kann aus Fehlern und Erfahrungen lernen“, sagt sie.

Die Zahl 50 macht ihr keine Bange, sie fühlt sich überhaupt nicht alt, ist mit sich im Reinen, genießt das kleine und große Glück. Die Familie ist ihr wichtig, ihre neue Liebe, sie pendelt zwischen Neubrandenburg und Chemnitz. „Mein Partner macht mein Leben sehr, sehr schön“, sagt Katrin Krabbe. Und: „Ich glaube, ich habe bis jetzt mein Leben ganz gut gemeistert.“ Auf ihre Söhne Bruno, der in der 3. Liga Handball spielt, und Aaron ist sie stolz.

Katrin Krabbe: Söhne Bruno und Aaron sind ihr ganzer Stolz

Der Skandal um angeblich manipulierte Dopingproben oder der folgenreichen Clenbuterol-Fall prägen ihre Vita ebenso wie das Doppel-Gold über 100 und 200 Meter bei der Weltmeisterschaft 1991 in Tokio.

„Egal, was in meinem Leben passiert ist und wie schlimm die Zeiten auch waren: Wenn mir das nicht passiert wäre - ich wäre heute nicht dieser Mensch“, erzählt die Welt-Leichtathletin des Jahres 1991. Auf ihre Erfolge sei sie „unheimlich stolz“.

Beim letzten Start im DDR-Trikot, 1990 bei der EM in Split, gewinnt sie dreimal Gold. Es folgten die Triumphe 1991 - und dann das schwarze Jahr: Anfang Januar 1992 gerät sie zusammen mit zwei Vereinskolleginnen unter Dopingverdacht - Urinproben aus dem Trainingslager Stellenbosch/Südafrika sind bei dem Trio identisch. Doch der DLV hebt die Sperre aus Mangel an Beweisen auf.

Katrin Krabbe ging erfolgreich gegen lange Dopingsperre vor

Im August wird im Urin von Krabbe, Grit Breuer und Manuela Derr die Substanz Clenbuterol gefunden, Springstein hat das Asthma-Medikament Spiropent in der Apotheke besorgt. Der Wirkstoff steht damals noch nicht auf der Dopingliste, Krabbe, Breuer und Derr werden wegen Medikamentenmissbrauchs gesperrt.

Der DLV suspendiert Krabbe für ein Jahr, der Weltverband IAAF schlägt noch zwei Jahre drauf, die Mecklenburgerin zieht vor Gericht - und gewinnt. Das OLG München urteilt: Mehr als zwei Jahre Sperre für einen „Ersttäter“ kommen einem unzulässigen Berufsverbot für Leistungssportler gleich. Wegen entgangener Start- und Siegprämien soll die IAAF schließlich 1,2 Millionen Mark Schadenersatz zahlen. Später gibt es eine Vergleich - und eine Zahlung in unbekannter Höhe.

„Sie war in gewisser Weise eine tragische Heldin, eine Lichtgestalt bei der Wiedervereinigung. Sie hat sich dann leider selbst ins Abseits manövriert“, sagt Clemens Prokop der dpa.

Katrin Krabbes Ehemann begeht 2015 Selbstmord

Der promovierte Jurist wird 1993 Rechtswart und 2001 Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), nach einigen Monaten im Amt flattert auch dem DLV eine Millionenklage von Krabbe ins Büro. „Dabei hätte sie das Zeug dazu gehabt“, meint Prokop im Rückblick, „eines der ganz großen Idole der Leichtathletik-Geschichte zu werden.“

Verurteilung wegen Steuerhinterziehung, Privatinsolvenz: Nach Schicksalsschlägen hat Katrin Krabbe immer wieder Mut geschöpft: Anfang Mai 2015 nimmt sich ihr Mann Michael Zimmermann das Leben, die Mutter muss die schreckliche Nachricht ihren Söhnen überbringen.

Danach ist sie mit dem Berliner Handball-Manager Bob Hanning zusammen, er ist in harten Zeiten eine Stütze, das Paar trennt sich Anfang 2019 wieder - im Guten. Sie bleiben Freunde.

Katrin Krabbe engagiert sich als Sterbebegleiterin in einem Hospiz

Die 50-Party steigt zu Hause bei ihrem neuen Lebensgefährten Karsten, einem Chemnitzer Immobilienunternehmer. „So 25 Leute kommen zur Feier. Meine engsten Freunde, die Neubrandenburger, die Familie ist natürlich dabei, beide Söhne mit Freundin“, erzählt die Frau, die sich in einem Hospiz ihrer Heimatstadt als Sterbebegleiterin engagiert. „Wir sagen Lebensbegleitung“, korrigiert Krabbe.

„Was für mich sehr auffällig ist: Obwohl diese Menschen wissen, dass sie aus dem Leben gehen - da ist noch eine Lebensfreude spürbar! Welchen Humor die Menschen noch haben“, erzählt Krabbe bewegt - und stockt dann kurz: „Der jüngste Mensch war in meinem Alter. Das macht nachdenklich und demütig.“ (dpa)