1. MZ.de
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Julia Gaudermann: Julia Gaudermann: Aus dem Schatten ins Licht

Julia Gaudermann Julia Gaudermann: Aus dem Schatten ins Licht

Von Enrico Werner 21.02.2015, 16:32
Julia Gaudermann
Julia Gaudermann Schulz Lizenz

Halle (Saale) - Die Stimme von Julia Gaudermann klingt ein wenig belegt. Die Aufbauspielerin der SV Halle Lions hat sich ein bisschen erkältet. Natürlich hofft sie, bis zum Bundesliga-Spiel am Samstagabend einigermaßen fit zu sein und ihre gewohnte Rollte als Spielgestalterin auszufüllen.

Denn die 22-Jährige wird im Heimspiel gegen den BC Marburg dringend gebraucht. Allein das ist schon ein bemerkenswerter Aspekt. Gaudermann hat sich im Laufe der Saison zur perfekten Ergänzung für die etatmäßigen Aufbauspielerinnen in den Startformationen entwickelt. Erst für Jasmine Newsome, jetzt für Jasmine James.

Das war aber vor allem in der letzten Saison anders. Unter Ex-Trainer Patrick Bär kam sie oft nur zu Kurzeinsätzen. „Ich war unzufrieden und wusste auch nicht so recht, warum ich kaum gespielt habe“, erzählt Gaudermann. Das sei unter Jennifer Kerns, seit dem Sommer Chefcoach bei den Lions, ganz anders. „Ich habe einen ganz anderen Stand bei ihr und das Gefühl, dass sie mir vertraut“, meint Gaudermann, die vor allem die kommunikative Ader der US-Amerikanerin schätzt. „Sie führt Gespräche mit jeder einzelnen Spielerin und macht individuelle Videoanalysen. Und sie sagt auch offen vor einem Spiel, wenn man mal nicht so viel spielt.“

In der Tat ist mit Kerns ein neues Verhältnis zwischen Spielerinnen und Trainer eingezogen. Und die einstige Schattenfrau Gaudermann zahlt das Vertrauen in ihre Fähigkeiten zurück. Beim Sieg in Chemnitz attestierte Kerns Wirbelwind Gaudermann Saisonbestleistung. Knapp 17 Minuten stand sie da auf dem Parkett und kam auf zwölf Punkte. Auch beim Erfolg bei den Rhein-Main-Baskets am letzten Wochenende bekam sie viel Einsatzzeit.

Dennoch ist nicht klar, ob Gaudermann ihren im Sommer auslaufenden Vertrag bei den Lions verlängert. Der Wohlfühlfaktor ist sicherlich ein entscheidendes Kriterium für die 1,66-Meter kleine Spielerin. Im letzten Sommer hatte Gaudermann ernsthaft überlegt, den Verein vorzeitig zu verlassen. Wegen Jennifer Kerns blieb sie. Doch dann starb während dieser Saison ihr Vater. Wieder näher bei der Mutter sein zu können, könnte aber ein Grund für eine Heimkehr nach Grünberg sein.

Ob sie in Halle bleibt, hängt auch von ihrem Studium ab. „Ich könnte die Prüfungen im Sommer abschließen“, sagt Gaudermann, die in Halle Sportwissenschaft und Wirtschaft studiert. „Aber ich will das Saisonende abwarten. Ich habe mir da wirklich noch keine Gedanken gemacht.“ Bis Ende März hat sie Prüfungen, dann kommt das Sommersemester, dann will sie sich Gedanken um ihre sportliche Zukunft machen.

Eines steht aber mal fest: Halle ist in den 2,5 Jahren, die die Hessin mittlerweile hier lebt, zu einer Art Heimatstadt geworden und auch das Spiel am Samstag gegen ihren alten Verein BC Marburg ist schon lange „nichts besonderes mehr“. (mz)