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Idol des SC Magdeburg Ingolf Wiegert: Handball-Ikone des SC Magdeburg wird 60 Jahre alt

03.11.2017, 07:00
Ingolf Wiegert (Nummer 3) feiert den Gewinn des Supercups 1981 mit dem SC Magdeburg.
Ingolf Wiegert (Nummer 3) feiert den Gewinn des Supercups 1981 mit dem SC Magdeburg. imago sportfotodienst

Magdeburg - Der famose Olympiasieg 1980, die beiden WM-Medaillen, die sieben DDR-Meisterschaften - von all dem will Ingolf Wiegert am Freitag nichts wissen. Das Thema Handball ist an seinem 60. Geburtstag tabu.

„Meinen Ehrentag will ich mit meiner Familie und den Enkelkindern verbringen. Wir wollen schön in Ruhe essen, gemütlich beisammen sein und uns unterhalten“, sagte Wiegert. Nach einer großen Sause wie zu seinem 50., als mit großem Pipapo und 160 geladenen Gästen in Erinnerungen geschwelgt wurde, steht ihm einfach nicht der Sinn.

Ingolf Wiegert spielte 13 Jahre für den SC Magdeburg

Dabei hätte die ostdeutsche Handball-Ikone allen Grund dazu, voller Stolz in den Rückspiegel zu blicken. Seine Erfolge mit der DDR-Auswahl und die große Zeit mit dem SC Magdeburg, in dem er 13 Jahre für die erste Mannschaft spielte, später als Trainer fungierte und seit 50 Jahren Vereinsmitglied ist, haben ihren festen Platz in der deutschen Handball-Geschichte. Für seine Leistungen in der Nationalmannschaft wurde der frühere Weltklasse-Kreisläufer 1980 mit dem Vaterländischen Verdientsorden in Silber und 1984 in Gold ausgezeichnet.

„Er ist der Mann mit den Kugellagern in den Hüften, der wie nasse Seife war, schlüpfrig und nicht festzuhalten“, sagte einst der damalige jugoslawische Spitzenspieler und langjährige Bundesliga-Coach Sead Hasanefendic über Wiegert.

Olympiasieg der DDR 1980: Nach dem Wunder von Moskau wurde eine Woche durchgefeiert

Bis heute von einer deutschen Mannschaft unerreicht ist der Olympiasieg der DDR, das Wunder von Moskau, 1980. Nach dem 23:22-Erfolg nach Verlängerung gegen den großen Favoriten UdSSR feierten Wiegert und Co. auf Geheiß der Bosse eine Woche lang durch.

„Eigentlich wollten wir nach Hause, doch wir wurden tagelang in Moskau rumgereicht. Von der Botschaft bis zum Kreml“, erinnert sich Wiegert und muss dann schmunzeln: „Und die Badewanne im Hotel war dabei immer voll Bier.“

Die Instrumentalisierung des Sports und die Einflussnahme durch die Machthaber war jedoch nicht immer von Vorteil. So wurde Wiegert seinerzeit wegen herausragender Leistungen mehrmals in die Handball-Weltauswahl berufen - dabei war er nie. „Wir wurden krank geschrieben, ohne dass wir es wussten. Gesehen haben wir die Einladungen nie“, sagt Wiegert, der erst später von Nationalspielern anderer Länder davon erfuhr.

Jubilar Ingolf Wiegert ist mit sich im Reinen

Doch der 225-malige Nationalspieler, stets geliebt und gefürchtet wegen seiner Geradlinigkeit und Meinungsfreudigkeit, hat mit dem Kapitel abgeschlossen. Auch wenn er über den Olympia-Ausschluss seiner Mannschaft für die Sommerspiele von 1984 „besonders traurig“ war, blickt er nicht im Groll zurück.

„Ich bin zufrieden und mit mir im Reinen“, sagt Wiegert, der nach seiner aktiven Karriere in den 90er Jahren sogar kurzzeitig als Frauen-Bundestrainer für den DHB arbeitete. „Das war schon eine Auszeichnung, als Ossi das Land in dieser Funktion zu vertreten“.

Inzwischen spielt der Handball nur noch eine untergeordnete Rolle in seinem Leben. Zwar ist er durch seinen Sohn Bennet, der in seine Fußstapfen tritt und den SCM in der Bundesliga trainiert, noch nah am Geschehen und besucht jedes Heimspiel. Doch mittlerweile sei er „nur noch Zuschauer. Das ist Bennets Job, da habe ich nichts mehr mit zu tun.“

Ingolf Wiegert: Der Garten und die Enkelkinder haben inzwischen Vorrang vor dem Handball

Anstatt bei Familientreffen über Handball zu plaudern, hält Wiegert seinem Filius den Rücken frei, kümmert sich um dessen Garten und die beiden Enkelkinder.

Zudem hat Wiegert senior selbst noch allerhand um die Ohren. Als Lehrer für Sport und Sporttheorie in Vollzeit am Magdeburger Sport-Gymnasium kümmert er sich nicht bloß um die Leistungskurse, sondern vertritt als gewählter Bezirksvorsitzender rund 600 schwerbehinderte Lehrer in Sachsen-Anhalt. „Die Arbeit macht mir Spaß“, sagt Wiegert.

(sid)