1. MZ.de
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Historikerin kritisiert: Historikerin kritisiert: Breitensport der DDR "an diesen Medaillen fast erstickt"

Historikerin kritisiert Historikerin kritisiert: Breitensport der DDR "an diesen Medaillen fast erstickt"

28.09.2020, 04:49
Siegerehrung der 4x100-Meter-Staffel bei den Olympischen Spielen 1980, v.li.: Romy Müller, Bärbel Eckert-Wöckel, Ingrid Auerswald und Marlies Göhr. „Der Breitensport in der DDR ist ja an diesen Medaillen fast erstickt“, meint Historikerin Jutta Braun
Siegerehrung der 4x100-Meter-Staffel bei den Olympischen Spielen 1980, v.li.: Romy Müller, Bärbel Eckert-Wöckel, Ingrid Auerswald und Marlies Göhr. „Der Breitensport in der DDR ist ja an diesen Medaillen fast erstickt“, meint Historikerin Jutta Braun www.imago-images.de

Frankfurt/M. - Für die Historikerin Jutta Braun ist der Breitensport „das Allerwichtigste“ der deutschen Sport-Vereinigung vor 30 Jahren. „Ein großer Kraftakt, der sehr gelungen ist. Insofern kann man für den Breitensport sagen: Es ist zusammengewachsen, was zusammengehört“, sagte sie im Interview der Deutschen Presse-Agentur.

Es sei die Rückkehr der Zivilgesellschaft in den Sportalltag gewesen. „Ich finde diesen Fakt unendlich viel wichtiger als das Zählen von Medaillen, weil es die Verfasstheit der Gesellschaft spiegelt“, sagte die Mitarbeiterin am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam. „Das war etwas, was die bundesdeutsche Sportpolitik am Anfang unterschätzte, als man nur auf die Medaillen der DDR geblickt hat“, meinte Braun. „Der Breitensport in der DDR ist ja an diesen Medaillen fast erstickt.“

Deshalb könne man eine Lehre aus der Erfahrung des DDR-Sports ziehen: „Die Anzahl an Medaillen, die ein Staat erbringt, ist kein zuverlässiger Indikator für das Ausmaß an Freiheit, Gerechtigkeit, Zufriedenheit und Wohlstand in einer Gesellschaft.“

Ob man Medaillen brauche oder nicht, sei eine gesellschaftliche Debatte, die in Deutschland erbittert und vielleicht erbitterter als anderswo geführt werde. „Ich kann aber nicht erkennen, dass es eine grundsätzliche Abkehr von Medaillen gibt: Auch das proklamierte Ziel eines humanen Leistungssports ändert nichts daran, dass Medaillen die entscheidende Währung im Spitzensport sind und bleiben“, meinte Braun. (dpa)