Handball-Länderspiel in Magdeburg Handball-Länderspiel in Magdeburg: Sorgt Corona für Geisterspiel am Freitag?

Magdeburg - Den deutschen Handballern droht ein Geisterspiel in der Magdeburger Getec-Arena: Aufgrund der Coronavirus-Epidemie könnte das Debüt des neuen Bundestrainers Alfred Gislason gegen die Niederlande am Freitag ohne Zuschauer oder nur vor kleiner Kulisse stattfinden.
Im Falle einer Gefährdung von Spielern und Zuschauern können nur die lokalen Gesundheitsbehörden eine solche Entscheidung treffen, weil dabei neben Aspekten der Infektionsvorbeugung auch solche des gesamten öffentlichen Lebens zu berücksichtigen sind. Die Dachorganisationen des Sports sind nicht berechtigt, eine Partie abzusagen, weil sie nicht als Veranstalter fungieren.
Handball-Bundesligist Eulen Ludwigshafen muss nach Aussage von Trainer Ben Matschke vor dem ausverkauften Heimspiel gegen den THW Kiel am 19. März die Personalien aller Zuschauer erfassen. Das Gesundheitsamt habe entsprechende Restriktionen erlassen. „Bevor die Zuschauer die Halle betreten, müssen wir über jeden Bescheid wissen“, sagte Matschke. Eine solche Maßnahme dürfte für die meisten Vereine nur schwer zu bewältigen sein - und könnte auch Datenschützer auf den Plan rufen.
Das kann bis zur Öffnung der Stadion- oder Hallentore wenige Stunden vor dem Anpfiff geschehen, wie die jüngsten Beispiele gezeigt haben. Sowohl das Fußball-Bundesligaspiel zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln am 9. Februar als auch die Europa-League-Partie von Eintracht Frankfurt bei RB Salzburg am 28. Februar wurden wegen Sturmwarnungen jeweils am geplanten Spieltag abgesagt. Gesundheitsminister Spahn rät allerdings zu frühzeitigen Entscheidungen, um allen Beteiligten und Betroffenen die nötige Planungssicherheit zu geben.
Es würde ein Terminchaos drohen, denn Ausweichtermine sind in der Schlussphase einer Saison rar. Im Fußball würde es besonders eng werden, wenn Vereine beteiligt wären, die noch im DFB-Pokal und den Europapokal-Wettbewerben mitmischen. Das sind Bayern München in der Champions League und Bayer Leverkusen sowie Eintracht Frankfurt in der Europa League. Aber auch im Eishockey, wo in dieser Woche die Playoffs beginnen, und in den anderen großen Ballsportarten sind die Spielpläne dicht gedrängt. Anders sieht es in der 2. Fußball-Bundesliga aus, wo die DFL laut Seifert derzeit prüft, „ob einzelne Spieltage verschiebbar sind“.
Zuerst: Auch ein Spiel ohne Zuschauer kann nur von den lokalen Gesundheitsbehörden angeordnet werden. Eine solche Entscheidung würde den gastgebenden Verein praktisch das Heimrecht kosten und diesen zugleich um Einnahmen aus dem Ticketverkauf bringen. Sollte es dazu kommen, würden neben den beteiligten Mannschaften noch Betreuer, Ballkinder, Arena-Personal und Journalisten dabei sein.
Solche Forderungen müssten sich an die betroffenen Vereine als Veranstalter der Spiele richten. Die Frage von Entschädigungen für Fans, die Tickets erworben haben, stehe bei den Clubs daher „ganz oben auf der Agenda“, sagte DFL-Boss Seifert. Borussia Dortmund kündigte am Montag bereits an, seinen Fans die Kosten für die Eintrittskarten für das Champions-League-Spiel in Paris zu erstatten.
Die Stadt Magdeburg teilte am Montag mit, dass sie „ab sofort“ und „bis auf Weiteres Konzerte, Sport- und andere Veranstaltungen mit mehr als 1.000 BesucherInnen“ untersage.
Handball-Länderspiel in Magdeburg ohne Zuschauer?
„Das ist natürlich sehr ärgerlich, wenn es so ist“, sagte Gislason beim TV-Sender Sky: „Es wäre schön gewesen, mit vielen Zuschauern in einer vollen Halle in Magdeburg zu spielen.“ Axel Kromer, Sportvorstand beim Deutschen Handballbund (DHB), stellte klar, dass „wir den Test brauchen“. Daher richtete er den Fokus auf das Sportliche: „Aktuell geht es für mich darum, die Mannschaft Richtung Olympia zu bringen - und die Begleiterscheinungen irgendwie zu meistern.“
DHB-Präsident Andreas Michelmann betonte, man müsse „weitere Details erst mit den zuständigen Behörden besprechen“. „An oberster Stelle aller Überlegungen steht die Gesundheit von Zuschauern, Spielern und aller weiterer am Länderspiel beteiligten Personen“, führte Michelmann aus: „Wir werden uns nun mit dem Gesundheitsamt Magdeburg austauschen, um angesichts der neuen Lage eine bestmögliche Lösung für alle Beteiligten zu finden.“
Es gibt jedoch noch eine Möglichkeit, zumindest einige Fans in die Arena zu lassen. „Das Gesundheits- und Veterinäramt behält sich vor, bei Veranstaltungen mit weniger als 1.000 Personen hygienische Auflagen zu erteilen“, hieß es in der Mitteilung der Stadt. Wie und ob der DHB diese Vorgabe umsetzen kann, blieb zunächst offen.
Corona-Virus bedroht Handball-Länderspiel in Magdeburg: „Eine große Katastrophe“
Eike Hennig, der Leiter des Gesundheits- und Veterinäramts der Stadt Magdeburg, bezeichnete die Entwicklung im Gespräch mit dem SID als „eine große Katastrophe“. Er betonte aber: „Ich sehe meine Aufgabe darin, möglichst viele gesundheitliche Schäden abzuwenden. Die Vereine und Verbände müssen das Beste daraus machen. Sie müssen entscheiden, ob sie ohne Zuschauer spielen oder reduzieren auf unter 1000.“ (sid)