Zwei Platzverweise in Wiesbaden Zwei Platzverweise in Wiesbaden: HFC geht nach Horror-Halbzeit leer aus
Wiesbaden/Halle (Saale) - Wieder ein Platzverweis, wieder viel Moral, aber wieder keine Auswärtspunkte. Der Hallesche FC hat wie schon beim KFC Uerdingen eine bittere Auswärtsniederlage kassiert. Gegen den SV Wehen Wiesbaden verloren die Rot-Weißen am Sonntag mit 0:2.
Vor dem Anpfiff hatte Torsten Ziegner bereits seine Visiten-Karte für den nächsten Pokerabend beim HFC abgegeben. Entgegen der Trainingseindrücke ließ der Trainer überraschend nicht die Doppelspitze Mathias Fetsch und Pascal Sohm ran, sondern setzte beide Angreifer auf die Bank.
Stattdessen kam Kilian Pagliuca zu seinem Startelfdebüt und bildete mit Abwehrkante Sebastian Mai die Doppelspitze – was für ein Schachzug von Ziegner! Auch Eigengewächs Julian Guttau spielte erstmals von Anfang an, sollte Braydon Manu positionsgetreu ersetzen.
Hallescher FC: Julian Guttau fliegt früh vom Platz
Wiesbaden zeigte sich von dieser Überraschungsaufstellung aber gänzlich unbeeindruckt. Vor gewohnt spärlich besetzten Tribünen in der Brita-Arena übernahmen die Hessen sofort die Spielkontrolle, drückten den HFC in die eigene Hälfte. Zum Ärger von Torsten Ziegner. „Wir müssen sie von unserem Tor weghalten“, hatte er vor dem Spiel gefordert.
Ein erstes Zeichen setzte dann Guttau in der 13. Minute: Im Luftzweikampf räumte der Startelf-Debütant Manuel Schäffler ab und sah die gelbe Karte. Eine harte Entscheidung mit katastrophalen Folgen: Nur zwei Minuten später flog Guttau nach einem weiteren Foul mit Gelb-Rot vom Platz. Ein Desaster für den Jungprofi!
HFC stemmt sich in Unterzahl gegen die Niederlage
Und ein Desaster für den HFC: Der Platzverweis brachte die Gäste völlig aus der Bahn und Wiesbaden nutzte das sofort. Ein Schuss von Moritz Kuhn klatschte an die Unterkante der Latte, den Abpraller versenkte Daniel Kyereh per Kopf (17.). Wie schon beim letzten Auswärtsspiel in Uerdingen musste der HFC damit gegen einen Rückstand plus Unterzahl ankämpfen.
Wenig später verlor das Team dann auch noch den Trainer: Schiedsrichter Pascal Müller schickte den fassungslosen Torsten Ziegner wegen Meckerns auf die Tribüne. Diese drei Wirkungstreffer saßen: Der HFC war nun vollständig aus dem Tritt gebracht, konnte sich nur mit Mühe und etwas Glück gegen weitere Gegentreffer erwehren.
Moritz Heyer verpasst den Ausgleich für Halle beim SV Wehen Wiesbaden
Nach einer halben Stunde war das Spiel dann auch für den nächsten Startelf-Debütanten beendet: Kilian Pagliuca musste aus taktischen Erwägungen Pascal Sohm weichen. Eine Anweisung von Ziegner. Der coachte von der Tribüne via Co-Trainer Michael Hiemisch und Scout Björn Ganser munter weiter.
Zumindest gelang es durch die Wechsel das Spiel zu beruhigen, Wiesbaden war in der letzten Viertelstunde vor der Pause nicht mehr ganz so druckvoll. Und zwei Minuten vor der Pause hätte der HFC tatsächlich ausgleichen können. Nach einer Ecke verlängerte Jan Washausen, Moritz Heyer köpfte aus zwei Metern in Rückenlage über das Tor.
In den zweiten Abschnitt ging der HFC mit einer weiteren Änderung: Davud Tuma kam für Björn Jopek ins Spiel, dafür rückte Sebastian Mai in sein Stammgebiet Abwehr zurück. Moritz Heyer übernahm Jopeks Part im Mittelfeld.
HFC drängt nach der Pause auf den Ausgleich
Das dezimierte Team hatte dann den ersten Hochkaräter der zweiten Halbzeit: In der 50. Minute bekam Marvin Ajani den Ball auf der rechten Außenbahn, legte quer auf den einschussbereiten Sohm, im letzten Moment konnte der Wiesbadener Abwehrmann Sascha Mockenhaupt aber per Grätsche klären.
Es spricht für den gefestigten Charakter des HFC-Teams, dass es nun - wie schon in Uerdingen - in Unterzahl die aktivere Mannschaft war, häufiger vor das gegnerische Tor kam. Allerdings fehlte es dort an der letzten Genauigkeit. Trotzdem: Auf der Tribüne wuchs die Unzufriedenheit angesichts der Wiesbadener Unterlegenheit.
Nach viel Leerlauf dann plötzlich neue Hoffnung für den HFC: In der 72. Minute flog Wiesbadens Stephan Andrist vom Platz, nach einem Foul mit offener Sohle gegen Niklas Landgraf an der gegnerischen Eckfahne. Auch das eine harte Entscheidung. Somit, wenn auch spät, ausgleichende Ungerechtigkeit.
Später Konter bringt die Entscheidung für den SV Wehen Wiesbaden
Für die letzte Offensive musste der erste zur zweiten Halbzeit eingewechselte Tuma Mathias Fetsch weichen. Genau der hatte dann in der 86. Minute dann auch die Riesenchance auf den Ausgleich. Wieder kam die Vorbereitung über Ajani auf der rechten Außenbahn, der seit Wochen glücklose Angreifer verfehlte die Eingabe aber.
Das rächte sich sofort: Nach einer Ecke für den HFC schaltete Wiesbaden über Niklas Schmidt schnell um, Simon Brandstetter musste die Vorlage des Mittelfeldmanns zum 2:0 nur noch über die Linie drücken – die Entscheidung. In der Nachspielzeit hatte Schmidt dann selbst noch die Chance auf ein Tor, der HFC klärte aber auf der Linie. Ein 3:0 wäre auch blanker Hohn gewesen.
Dennoch, es blieb bei der Niederlage für den HFC. Am Mittwoch geht es nun zum Nachholspiel bei Energie Cottbus (19 Uhr im Liveticker).
Statistik: SV Wehen Wiesbaden - Hallescher FC 2:0 (1:0)
SVWW: Kolke - Kuhn, Mockenhaupt, Dams, Mintzel (46. Lorch) - Andrist, Mrowca, Titsch-Rivero, Schwadorf (61. Schmidt) - Schäffler, Kyereh (85. Brandstetter)
HFC: Eisele - Lindenhahn, Heyer, Landgraf - Ajani, Washausen, Jopek (46. Tuma (80. Fetsch)), Guttau - Mai, Bahn, Pagliuca (31. Sohm)
Schiedsrichter: Pascal Müller (Löchgau)
Zuschauer: 2129
Tore: 1:0 Kyereh (17.), 2:0 Brandstetter (89.)
Gelbe Karten: Mintzel (4), Mrowca (4), Lorch (3), Titsch-Rivero (1)
Gelb-Rote Karten: Guttau (16./wiederholtes Foulspiel)
Rote Karten: Andrist (72./grobes Foulspiel)
(mz)