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Verbotene Saalefront-Symbole Verbotene Saalefront-Symbole: Das große Schweigen im HFC-Fanblock

Von Ronny Banas und Christoph Karpe 27.07.2014, 19:10
Zu Spielbeginn blieb der HFC-Fanblock leer.
Zu Spielbeginn blieb der HFC-Fanblock leer. Schulz Lizenz

Halle (Saale)/MZ - Nach etwas mehr als zwölf Minuten Spielzeit ging es ganz schnell. Der zuvor beinahe leere HFC-Fanblock hinter dem Tor füllte sich rasend schnell. Hunderte strömten aus den zuvor verstopften Eingängen auf die Tribüne - begleitet von Pfiffen von den übrigen Rängen.

Boykott hat teilweise Erfolg

Der Boykott war vorbei, der Protest allerdings nicht. Anhänger der Ultra-Gruppierung „Saalefront“ bekundeten mit dem Verlassen der Tribüne vor dem Anpfiff und anschließendem beharrlichen Schweigen ihren Unmut über das Verbot ihrer Symbole, das der Verein in der vergangenen Woche verhängt hatte (MZ berichtete). Sogar das riesige Banner „HFC-Fankurve“ hatten sie abgenommen. Nur hin und wieder gab es „Saalefront“-Rufe. Sonst nichts.

Die „Saalefront“ selbst äußerte sich noch am Tag des Spiels auf ihrer Internetseite. „Wir wollten die Situation am heutigen Tage aber nicht eskalieren lassen und nahmen uns daher bewusst zurück. Als Gruppe waren wir heute ebenso wenig präsent wie unsere Zaunfahne, unser T-Shirt und unser Schal“, steht da geschrieben.

Überraschend kam die Aktion keinesfalls. Sie stellte allerdings einen neuen Tiefpunkt beim Streit zwischen HFC-Führung und der Fanszene auf der einen Seite und den „Saalefront“-Anhängern auf der anderen dar. Die Ultras weigern sich, einen Kodex zu unterschreiben, in dem unter anderem das Abbrennen von Pyrotechnik abgelehnt wird. Das konnte und wollte die Chefetage des HFC nicht akzeptieren und verbot daraufhin die Ultra-Symbole.

Wie das Schweigen auf den Rängen auf den Rasen schwappte, lesen Sie auf Seite 2.

Mit einem allerdings hatten die Ultras am Sonnabend Erfolg: Ohne ihre Gesänge und Anfeuerungen fehlte die Stimmung im Stadion. Nur vereinzelt raffte sich der Rest der Zuschauer zu Sprechchören und Klatsch-Stafetten auf. Ob sich die mangelnde Unterstützung auf die klägliche Leistung der HFC-Spieler ausgewirkt habe, diese Frage wollte hernach niemand so recht beantworten.

Irgendwann aber schwappte das Schweigen auf den Rasen über und hinterließ seine Spuren auch innerhalb der Mannschaft. Abwehrspieler Florian Brügmann etwa sprach von einer „merkwürdigen Stimmung im Stadion“.

Fest steht: Angesichts von allein 30 000 Euro Strafen in der Vorsaison wegen wiederholten Fan-Fehlverhaltens hat die HFC-Führung längst keine Wahl mehr. Trostlose Atmosphäre oder Krawalle? Mit dem Verzicht auf eine Unterschrift unter den Kodex haben die Ultras vermittelt, dass sie nur diese beiden Alternativen sehen.

Dialog gefordert

Wie geht es nun weiter? Die „Saalefront“ stimmt versöhnliche Töne an: „Was nützt ein tiefer Graben, der sich mittlerweile durch die komplette HFC-Fanlandschaft zieht und die Lager spaltet? Was sollen wir alle von einem Gegeneinander statt einem Miteinander haben? Ist es nicht an der Zeit, nun einen offenen Dialog mit allen Parteien zu führen?“

Doch genau diesen Dialog hat Präsident Michael Schädlich in den vergangenen Jahren intensiver geführt als so ziemlich jeder andere Vereinsfunktionär in Deutschland. Die Frage also ist: Wer oder was hat diesen Dialog beendet? Die Nicht-Unterschrift unter den Kodex oder das Verbannen aller Ultra-Symbole? Beide Seiten kämpfen um die Deutungshoheit.