Sebastian gegen Lars Lukas: Sebastian gegen Lars Lukas Mai: Bruder-Duell-Premiere bei HFC - FC Bayern II

Halle (Saale) - Nein, Sticheleien oder Kampfansagen gab es bisher keine, verrät Sebastian Mai. Das wird wohl auch so bleiben. Obwohl die Fußball-Drittliga-Partie zwischen dem Halleschen FC und der zweiten Mannschaft des FC Bayern München am Montag (19 Uhr im Liveticker) ein brisantes Zusatzduell mit sich bringt. HFC-Verteidiger Sebastian trifft auf seinen Bruder Lars Lukas. Der 19-jährige Abwehrspieler ist im Sommer mit der Reserve des Rekordmeisters aus der Regionalliga aufgestiegen.

Dadurch kommt es zur spannenden Premiere. Auch für die Brüder. „Ich bin selber gespannt, wie es auf dem Platz sein wird. Wir haben bisher noch nicht gegeneinander gespielt, nur früher zusammen im Garten in Dresden jongliert und gekickt. Deshalb weiß ich nicht, wie mein Kopf damit umgeht“, sagt Sebastian Mai. „Aber wir wollen beide gewinnen und sind für 90 Minuten Kontrahenten. Vor und nach dem Spiel ist es natürlich etwas anderes.“

Abseits des Feldes verbindet die Brüder eine innige Beziehung. „Wir sind täglich in Kontakt, rufen uns auch an, wenn wir mal Probleme haben und Rat brauchen“, erzählt der HFC-Profi. „Wir haben ein extrem gutes und enges Verhältnis und versuchen, uns möglichst regelmäßig zu sehen. Er kommt so oft es geht hierher und ich nach München.“

Dort war Sebastian Mai auch am 26. Mai, als der kleine Bruder in der Relegation gegen die U 23 des VfL Wolfsburg aufstieg. Nach 1:3 im Hinspiel und 0:1-Rückstand im Rückspiel schafften die Bayern mit einem 4:1 doch noch den Aufstieg.

„So etwas Emotionales habe ich selten erlebt“, sagt Sebastian Mai. „Er hat zu Beginn einen Fehler gemacht und ich dachte, dass man ihn in den Keller einsperren kann und drei Tage lang nicht sieht, wenn sie das Spiel verlieren. Doch dann macht er ein Tor und sie steigen auf“, erzählt er. Danach sind „bei uns alle Dämme gebrochen“.

Die dritte Liga wird mit großer Sicherheit nicht das Ende der Karriereleiter sein für Lars Lukas, der mit der U 17 des FC Bayern 2017 Deutscher Meister wurden. Davon ist auch Sebastian überzeugt. „Er hat die Qualität, es ganz nach oben zu schaffen. Und den nötigen Ehrgeiz, der Menschen zum Erfolg treibt“, sagt er.

Und auch mehr Talent als sein großer Bruder? „Es kann schon sein, dass er mehr Talent hat, wenn man das so sagen will“, meint der. „Mir fehlt da vielleicht der Blick, um das beurteilen zu können.“ Doch bereits im heimischen Garten fiel Sebastian die Entwicklung auf: „Das Ballhochhalten mit zwei Kontakten wurde von Jahr zu Jahr viel besser. Er wollte immer der Bessere sein und sich mit mir messen.“

Das zahlte sich aus, im April 2018 absolvierte Lars Lukas gegen Hannover und Frankfurt zwei Bundesligaspiele über 90 Minuten, darf sich deshalb mit seinen 19 Jahren auch schon Deutscher Meister nennen.

„Trotzdem ist er nicht abgehoben. Wir schauen gegenseitig unsere Spiele und werten das kritisch aus. Und wenn ich ihm etwas sage, nimmt er es auch an. Das schätze ich sehr an ihm.“ Nicht nur seine Persönlichkeit, auch die Fähigkeiten auf dem Platz imponieren ihm: „Er ist ein wahnsinnig guter Aufbauspieler und strahlt für sein Alter sehr viel Ruhe aus.“

Neid auf seinen kleinen Bruder verspüre er trotz dessen Stellung beim FC Bayern München nicht. „Wer würde nicht gern dort spielen? Aber ich hatte damals noch andere Prämissen und habe eine Ausbildung zum Sozialversicherungsfachangestellten gemacht. Ich bin sehr zufrieden, wie es für mich verlaufen ist.“

Während die Brüder das direkte Duell so nüchtern wie möglich angehen wollen, werden ihre Eltern am Montag wenig Spaß im Stadion haben. „Die bekommen bestimmt einen halben Herzinfarkt. Für sie ist das eine sehr schwierige Situation, weil sie es machtlos über sich ergehen lassen müssen“, sagt Sebastian und fügt lachend an: „Am besten wäre wohl ein 0:0, indem wir uns nicht näher als 20 Meter kommen.“

Dies wird sich aber nicht vermeiden lassen, vor allem bei Standardsituationen könnten Sebastian (1,95 Meter Körperlänge) und Lars Lukas (1,90 Meter) öfter auf- und aneinander prallen. Für 90 Minuten sind die Brüder Konkurrenten. Danach aber wieder beste Freunde.

(mz)