Saalefront Saalefront: HFC verbietet Ultra-Symbole im Stadion

Halle (Saale)/MZ - Der Hallesche FC greift gegen Unruhestifter unter seinen Fans durch. Ab sofort sind bei Heimspielen des Vereins alle Symbole der Ultragruppierung „Saalefront“ verboten. Heißt: Künftig dürfen die Ultras keine Fahnen, Bekleidung oder sonstige Utensilien mehr mit ihrem Logo im Stadion tragen.
Folgen des Pokalfinales
„Wir wollen verhindern, dass die ,Saalefront’ auch noch Werbung für sich macht“, erklärte Präsident Michael Schädlich. Das Verbot werde „mit allem Nachdruck“ durchgesetzt. Der Ordnungsdienst im Erdgas Sportpark ist angewiesen worden, Personen aus dem Stadion zu werfen, sollten sie sich dem Verbot widersetzen. Die Maßnahme ist zeitlich zwar unbegrenzt, dennoch spricht Schädlich davon, dass es nicht für alle Zeiten in Stein gemeißelt sei. „Wir müssen sehen, wie sich alles entwickelt. Dann sind wir gesprächsbereit.“
Es ist die bislang am weitesten reichende Maßnahme des Vereins gegen Chaoten unter den Fans. Hintergrund sind die Vorkommnisse im Finale des Landespokals (0:3) am 14. Mai. Damals flog im Spiel Pyrotechnik auf den Rasen, was beinahe zu einem Spielabbruch geführte hätte. „Im Zuge der Erkenntnisse nach dem Landespokalfinale gegen den 1. FC Magdeburg können verbotene Handlungen im Erdgas Sportpark eindeutig der Gruppierung ,Saalefront’ zugeordnet werden“, heißt es in einer Mitteilung des Vereinspräsidiums.
Welchen Grund es noch für das Verbot gibt und was die Fans dazu sagen, lesen Sie auf Seite 2.
Hinzu kam: Die „Saalefront“ weigerte sich, einen vom Fan-Dachverband neu erarbeiteten Ethik-Kodex zu unterschrieben und trat aus dem Verband aus. Mit einer Unterschrift hätte sich die Gruppierung auch verbindlich gegen Pyrotechnik gestellt.
Nun ergreift der Verein Konsequenzen. Auch wenn es laut Schädlich nicht darum gehe, die „Saalefront“ in Gänze zu verdammen. „Wir sagen jetzt nicht ,Ihr seid das Böse’. Aber es gibt Gesetze, an die man sich halten muss.“
Bei den Fans wird die Maßnahme kontrovers diskutiert. In den sozialen Netzwerken dreht sich die Diskussion im Schwerpunkt um die Sorge, dass die Stimmung im Stadion unter dem Verbot leidet. Die „Saalefront“ stimmt die Gesänge in der Fankurve an. Von „Klatschpappenpublikum“ ist bei Facebook die Rede. „Dann wird es gar keine Stimmung mehr geben“, befürchten andere. Sogar zu einem Boykott der Fanblocks beim ersten Spiel der neuen Saison gegen den Chemnitzer FC am Sonnabend wird aufgerufen. „Ohne Stimme keine Stimmung“, lautet der Tenor.
Nur eine kleine Gruppe
Dabei geht die Diskussion im Grunde an der Sachlage vorbei. Denn der HFC hat kein Stadionverbot ausgesprochen, sondern nur der „Saalefront“ das Auftreten als Gruppe untersagt. Auch wenn dies im Selbstverständnis der Ultras keinen Unterschied macht.
Michael Schädlich hofft unverändert, dass die „Saalefront“ ihre Haltung zum Fan-Kodex überdenkt. Die Emotionen, die vom Fanblock ausgehen, seien etwas Besonderes, betont der Präsident. „Aber das, was wir beim Pokalfinale gesehen haben, wollen wir in unserem Wohnzimmer nicht haben.“
Der Fan-Ethik-Kodex der HFC-Fanszene vom 25. Juni im Wortlaut. Ausgearbeitet hat das Papier der erweiterte Vorstand.
Wir respektieren unsere Gegner und deren Fans, das Schiedsrichtergespann, sowie unsere Spieler und Zuschauer.
Wir lehnen jegliche Form von Rassismus und politische Meinungsäußerung, Diskriminierung und Gewalt gegen Personen und Sachwerte im Zusammenhang mit Fußballspielen ab.
Wir lehnen das Vermummen von Personen und das Werfen von Gegenständen auf das Spielfeld ab.
Solange das bestehende Verbot von Pyrotechnik in jeder Form existiert, werden Mitglieder auf den Einsatz jeglicher Pyrotechnik verzichten!
Wir akzeptieren die für die Stadien geltenden Regeln. Wir wissen, dass Verstöße gegen die o.g. Punkte zu Stadionverboten und/oder Vereinsausschlüssen führen können.
Quelle:www.hfc-fanszene.de
Schädlich selbst hatte in den vergangenen Jahren intensiv den Dialog mit den Fans und der „Saalefront“ gesucht, der HFC galt auf diesem Gebiet bundesweit als vorbildlich. Dennoch gab es zuletzt mehr Rück- als Fortschritte. 30 000 Euro musste der Verein allein in der vergangenen Saison wegen wiederholter Ausfälle seiner Anhänger bezahlen.
Verlässliche Zahlen über die Mitglieder der „Saalefront“ gibt es übrigens nicht, da es sich nicht um einen Verein handelt, sondern nur um eine lose Gruppierung. Vermutlich sind es nicht mehr als 100 Fans, die der Gruppe zuzuordnen sind. Die „Saalefront“ war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
