Niklas Landgraf und Nico Hug fehlen Mit Video: Abwehr des Halleschen FC plötzlich auch personell eine Baustelle
Dass der Hallesche FC zu viele Gegentore kassiert, ist bekannt. Für das Spiel in Sandhausen droht nun noch, eine gesamte Abwehrkette auszufallen. Wie Trainer Ristic damit umgeht.
Halle/MZ. - Sreto Ristic hat in den vergangenen Monaten als Krisenmanager manchen Themen gegenüber eine gewisse Resilienz entwickelt. So oft sind in dieser Saison schon Leistungsträger beim Halleschen FC ausgefallen, dass der Trainer das mittlerweile öffentlich gar nicht mehr groß beklagt, sondern einfach wegmoderiert.
Ein Beispiel: Als Ristic am Donnerstagmittag, zwei Tage vor dem Auswärtsspiel beim SV Sandhausen in der dritten Fußballliga, aufzählte, dass neben dem an der Schulter verletzten Niklas Landgraf auch Nico Hug mit einer Oberschenkelzerrung fehlen wird und Brian Behrendt (Adduktorenprobleme) sowie der erkrankte Jannes Vollert fraglich sind, damit quasi eine gesamte Abwehrkette auszufallen droht, sagte er einfach nur: „Wir werden auf jeden Fall trotzdem elf Leute aufstellen und uns dagegenstemmen.“
Kapitän Jonas Nietfeld zurück in die Abwehr?
Ristics Suche nach der richtigen Elf, die das 1:4 gegen Waldhof Mannheim am vergangenen Freitag vergessen macht, könnte somit zumindest in der Defensive zu einem Selbstläufer werden. Von der Stammreihe, die in den ersten drei Partien des neuen Kalenderjahres auflief, stand 48 Stunden vor dem Spiel einzig Julian Eitschberger sicher zur Verfügung. „Das ist nicht optimal“, gestand Ristic.
Neue Kräfte werden dem Trainer nicht zur Verfügung stehen. Yannick Stark, der in dieser Woche beim HFC mittrainiert hat, wird nicht zum Drittligisten wechseln. Der Klub entschied sich gegen die Verpflichtung des 33-Jährigen, der bis Herbst beim türkischen Zweitligisten Manisa FK unter Vertrag stand, aber seit Monaten kein Pflichtspiel bestritten hat.
Jonas Nietfeld ist, so war es aus den Ausführungen des Trainers herauszuhören, wohl nur im absoluten Notfall eine Option für die Abwehr. Der Kapitän, im Spätherbst 2023 wieder auf seine gelernte Position im Sturm zurückgekehrt, „hat sich zuletzt vorne gut behauptet und fühlt sich da wohl, das sieht man“, sagte Ristic. Nietfeld traf zuletzt zweimal als Joker, im Gastspiel beim MSV Duisburg zum 3:2-Sieg. Doch: „Wenn wir ihn hinten brauchen, wird er zur Verfügung stehen“, sagte Ristic auch.
Die anderen naheliegenden Optionen für die Innenverteidigung sind Tim-Justin Dietrich und Enrique Lofolomo. Beide bergen aber ein gewisses Risiko. Dietrich hat in dieser Saison erst zwei Spiele, 112 Minuten, in der dritten Liga auf dem Platz gestanden – beide Male als linker Verteidiger. Lofolomo dagegen war zwischenzeitlich Stammkraft, bestach auch durch Zweikampfhärte, Einsatz und sogar drei Tore nach Standards. Jedoch hat der 23-Jährige in seinem Spiel mitunter auch etwas Wildes. Zweimal ist Lofolomo bereits vom Platz geflogen.
Auch wenn Ristic öffentlich nicht klagt, die personellen Sorgen treiben den ehemaligen Bundesliga-Profi natürlich um. Denn die Abwehr ist in dieser Saison eh das große Sorgenkind des HFC. Zwar verteidigt die Mannschaft meist nicht so schlecht wie es die Zahlen vermuten lassen – doch in den entscheidenden Momenten fehlt oft die Konsequenz, 48 Gegentore in 22 Spielen, Negativwert der dritten Liga, und kein Spiel ohne mindestens einen Treffer des Gegners sprechen eine klare Sprache.
SV Sandhausen mit häufigsten Zu-Null-Spielen
Der SV Sandhausen hat solche Probleme nicht. Das Team des einstigen Schalker Champions-League-Trainers Jens Keller hat sich vor allem dank einer stabilen Verteidigung wieder an die Aufstiegsränge herangearbeitet. Bereits neunmal hat Sandhausen zu Null gespielt. „Wir könnten uns mit Sicherheit etwas abschauen“, sagte Ristic. Zum Beispiel lasse Sandhausen zwar vergleichsweise viele Torschüsse zu, jedoch nur wenige Großchancen, fand der HFC-Trainer in der Gegneranalyse heraus: „Das ist ein Zeichen für Erfahrung, wann trete ich raus, wann nicht.“
Doch Sandhausens defensive Klasse beschäftigt Ristic gar nicht so sehr. „Wir haben ja gegen viele Gegner gezeigt, dass wir in der Lage sind, Treffer zu erzielen“, sagte er. Das Toreverhindern ist die Baustelle. Jetzt auch noch mit vielen personellen Variablen.