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Niklas Brandt im Interview Niklas Brandt im Interview: "Zurück zum HFC? Das wäre schwierig"

Von Benjamin Binkle 24.11.2017, 09:00
Im Derby gibt es keine Freunde: Niklas Brandt (r.) legt sich mit Halles Stefan Kleineheismann an.
Im Derby gibt es keine Freunde: Niklas Brandt (r.) legt sich mit Halles Stefan Kleineheismann an. imago sportfotodienst

Halle (Saale) - Er war Spieler beim Halleschen FC und beim 1. FC Magdeburg: Niklas Brandt (26) kennt die Derby-Atmosphäre zwischen den beiden Sachsen-Anhalter Drittliga-Rivalen von beiden Seiten.

Inzwischen kickt der Mittelfeldspieler in der vierten Liga bei Viktoria Berlin, weil sein Vertrag in Magdeburg im Sommer nicht verlängert wurde. Vor dem Duell Blau-Weiß gegen Rot-Weiß am Samstag an der Elbe sprach Benjamin Binkle sprach mit Brandt.

Herr Brandt, wie ist es Ihnen seit Ihrem Abschied aus Magdeburg im Sommer ergangen?
Niklas Brandt: Die Hinrunde bei Viktoria Berlin lief richtig schlecht für mich. Ich habe mich gleich im ersten Spiel verletzt und falle seitdem mit Problemen am Fußknochen aus. Die Verletzung ist schwierig zu behandeln und kann langwierig sein. Mein Ziel ist es, zum Rückrundenstart wieder dabei zu sein.

Selber spielen können Sie ja nicht – was machen Sie denn am Samstagmittag?
Ich wäre eigentlich super gerne in der MDCC-Arena. Aber mein Verein spielt auch am Samstagmittag, das hat natürlich Vorrang. Ich werde das Derby aber im Liveticker verfolgen. Denn das Derby-Feeling ist schon etwas Besonderes.

Wem drücken Sie denn die Daumen?
Ganz klar dem FCM, da bin ich parteiisch. Ich wünsche mir, dass der Klub jetzt aufsteigt. Da steckt viel Potenzial drin. Ich hatte in Magdeburg drei super Jahre, auch wenn es am Ende schlecht für mich gelaufen ist. Das hätte ich mir anders gewünscht, gerade auch im Umgang mit mir.

Was ist im Sommer in Magdeburg passiert?
Am Ende fehlte mir ein Einsatz, und mein Vertrag hätte sich per Option automatisch verlängert. In den letzten beiden Spielen, wo es um alles ging, stand ich auf dem Feld, vorher saß ich aber immer wieder auf der Bank. Da muss man kein Fußballexperte sein, um zu wissen, dass da andere Gründe eine Rolle gespielt haben. Im Januar und März hat mir der Trainer Jens Härtel noch versichert, dass man im Klub weiter mit mir plant. Dann kam es leider anders.

Ihr Vertrag lief aus und wurde nicht verlängert.
So richtig offiziell habe ich davon erst aus der Presse erfahren. Das war für mich sehr bitter, weil ich eben davon überzeugt bin, dass Magdeburg in dieser oder der nächsten Saison aufsteigt. Dazu hätte ich gerne meinen Anteil beigetragen. Aber so ist das eben häufig im Fußball.

Wie schätzen Sie das Derby am Samstag sportlich ein?
Favorit ist ganz eindeutig Magdeburg. Die spielen zu Hause und haben bisher eine super Hinrunde gespielt. Der Sieg in Köln zuletzt hat dem Team nochmal Auftrieb gegeben. Halle hat sich von den Verletzungssorgen zwar gut erholt. Ein Sieg für den HFC würde mich aber echt überraschen, ein Unentschieden ist vielleicht drin. Aber ich gehe davon aus, dass der FCM das Spiel gewinnen wird.

Sie selber haben sieben Sachsen-Anhalt-Derbys mit dem FCM gespielt. Gibt es besondere Erinnerungen?
Das waren immer brisante Spiele mit Gänsehaut-Atmosphäre. Die negativste Erinnerung ist natürlich der Fan-Tod von Hannes S., ganz klar. Aber ich habe auch mal ein Tor gegen den Ex-Klub aus Halle vorbereitet, das war natürlich schön. Besonders positiv war das Pokalfinale im Mai 2016, obwohl wir verloren haben. Unsere Fans kamen irgendwie an Eintrittskarten, am Ende war fast die Hälfte der 14.000 Zuschauer im Erdgas Sportpark FCM-Anhänger. Eine komplette Tribüne war Blau-Weiß.

Im Sommer hielt sich in Halle ziemlich hartnäckig das Gerücht, Sie könnten zum HFC zurückkehren.
Es haben Gespräche stattgefunden, mehr aber auch nicht.

Der Verein suchte im defensiven Mittelfeld, entschied sich dann aber für die Leihe von Erik Zenga. Warum hat es zwischen Ihnen und dem HFC nicht gepasst?
Halle hat zwar super Bedingungen und ich kenne auch das Umfeld. Aber wenn man sich mit einem Verein wirklich identifiziert hat – und das habe ich mit Magdeburg – ist es immer irgendwie schwierig, zum Erzrivalen zurückzugehen und zu sagen „mein Herz schlägt rot-weiß“.

2014 sind Sie den anderen Weg gegangen und vom HFC zum FCM gewechselt. Wie lief der Transfer damals ab?
Natürlich ist so ein Wechsel immer brisant. Aber ich hatte für den HFC nicht so viele Einsätze gehabt, ich war für Halle eher kein schmerzlicher Verlust. Das ging alles leise und schnell über die Bühne.

Wie haben die Fans damals reagiert?
In Magdeburg hatte ich das Glück, dass wir gleich in meinem ersten Spiel im DFB-Pokal gegen den FC Augsburg gewonnen haben – ein Super-Einstand! Das haben die Fans honoriert und mich gut aufgenommen. Wenn wir dann auswärts in Halle gespielt haben, gab es mal den einen oder anderen Spruch. Aber das gehört eben dazu, das war alles im Rahmen. Wenn ich aber jetzt nochmal zurück nach Halle gewechselt wäre, wären beide Fan-Lager wohl nicht mehr so gut auf mich zu sprechen gewesen.

Ihre Zeit in Sachsen-Anhalt ist seit dem Sommer vorbei, Sie spielen inzwischen für den Regionalligisten Viktoria in Ihrer Heimatstadt Berlin.
So unglücklich mein Ende in Magdeburg war, so unglücklich verlief dann auch die Vereinssuche. Sportlich bin ich alles andere als zufrieden. Ich hatte auch andere Angebote, aber wenn ich schon in der Regionalliga die Schuhe schnüre, dann in Berlin. Hier lebt meine kleine Tochter, die habe ich in den letzten Jahren nicht so oft sehen können. 2017 war insgesamt kein gutes Jahr für mich: Ich war verletzt, bin dann auf der Bank versauert. Wir haben knapp den Aufstieg verpasst, dann wurde mein Vertrag nicht verlängert. Meinen neuen Klub habe ich erst spät gefunden - und mich dann gleich verletzt. Das muss ich jetzt abhaken und 2018 Vollgas geben. Es liegt jetzt an mir, eine gute Rückrunde zu spielen und mich für höhere Aufgaben zu empfehlen.

Sie sind am Mittwoch 26 Jahre alt geworden – wie sehen Ihre sportlichen Ziele aus?
Ich hoffe, dass noch mal was geht. Man muss realistisch bleiben, aber die dritte Liga sollte es in der kommenden Saison schon sein. Ich kenne dort die Vereine und Stadien gut, ich weiß, worauf es ankommt.

Zum Abschluss: Wie geht das Derby am Samstag aus?
Ergebnistipps sind ja immer schwierig, besonders in der dritten Liga. Das wird ein enges Derby. Ich sage 2:1 für Magdeburg – durch die blau-weiße Brille.

(mz)