Nach dem Fall Hannes S. Nach dem Fall Hannes S.: FCM und HFC beraten über die Derby-Zukunft
Halle/Neugattersleben - Am Tag der großen Sicherheits-Konferenz zwischen den Fußball-Drittligisten 1. FC Magdeburg und Hallescher FC, deren Fan-Vertretern sowie der Polizei, war die größte Brisanz schon verflogen. Nach einer Beratung am Mittwochabend verkündete der „HFC-Fankurvenrat“ am Donnerstag eine weitreichende Entscheidung, die nicht mehr gänzlich überraschte nachdem in der letzten Woche schon die Fan-Busse gen Magdeburg storniert worden waren.
Nur wenige HFC-Fans fahren nach Magdeburg
„Aus Respekt gegenüber dem verstorbenen Hannes werden wir als HFC-Fangemeinde den Weg nach Magdeburg nicht antreten. Trotz aller Bedeutung dieses Derbys gibt es wichtigere Dinge im Leben, als ein Fußballspiel. Wir können nicht einfach so tun, als wäre nichts geschehen. Ein Mensch ist gestorben. An ein normales Derby ist an diesem Tag absolut nicht zu denken!“, heißt es in der Erklärung, die an erster Stelle von den Ultras der Saalefront und weiteren 29 Fanclubs des HFC unterzeichnet wurde.
Und dann kommt der entscheidende Satz: „Konsequenterweise bleibt uns da nur der Verzicht dieses Spiels.“ Heißt: Beim Derby am 26. November in Magdeburg bleibt die Gäste-Tribüne weitgehend leer. Mit Privat-PKW werden nur vereinzelt HFC-Fans anreisen. Statt 2500 werden vielleicht 300 Gästefans in der MDCC-Arena erwartet.
„Die Entscheidung unserer Fans ist auch eine Art von Respekt vor dem Tod“
Dabei saßen am Donnerstagabend noch die Klubführungen in einem Hotel in Neugattersleben beieinander, um zu beraten, wie an jenem Tag erwartbare Auseinandersetzungen der seit Jahren verfeindeten Fan-Lager zu verhindern seien. HFC-Präsident Michael Schädlich meinte vor der großen Runde am eckigen Tisch verständnisvoll: „Die Entscheidung unserer Fans ist auch eine Art von Respekt vor dem Tod.“
Zugleich dachte er schon weiter: „Aber es geht ja bei so einem Meinungsaustausch über Sicherheit rings um Fußballspiele darum, weiter in die Zukunft zu blicken und die Rivalität in normale Bahnen zu lenken.“ In der Beratung sah er dann auch Symbolcharakter: „Das Ziel ist, dass es künftig nur noch um einen friedlichen und vernünftigen sportlichen Wettbewerb geht“, so Schädlich.
Absprachen für das Derby am eckigen Tisch
Doch für den anstehenden Derby-Tag waren dann doch konkrete Absprachen nötig. Schließlich werden ja doch kleinere Gruppen von HFC-Fans in Magdeburg anreisen. Deren Sicherheit gilt es zu gewährleisten. Obwohl von geplanten Rache-Aktionen bislang nichts bekannt ist - zumal die HFC-Ultras, die in Magdeburg für den Tod von Hannes S. verantwortlich gemacht werden, nun auch nicht auftauchen. Was deeskaliert.
In der HFC-Mannschaft wurde die Absage der Fans am Donnerstag mit gemischten Gefühlen aber verständnisvoll aufgenommen. „Wir wissen, was Magdeburg in diesem Hexenkessel leisten kann. Für uns wäre es natürlich besser, wenn wir da auch die Unterstützung unserer Fans hätten“, sagte Mittelfeldmann Martin Röser. Trainer Rico Schmitt ergänzte: „Diese Maßnahme kann ein Signal sein und deeskalierend wirken. Das ist schon in Ordnung.“
Einen neuen Stand zu den Ermittlungen im Todesfall Hannes S. gibt es weiterhin nicht. Die Polizei meldet am Donnerstag nur: Technisch sei am Zug alles in Ordnung gewesen. Wie sich dann die Tür während der Fahrt öffnen ließ und warum der Zug nicht sofort notbremste, bleibt weiterhin ein Rätsel. Und unklar ist damit weiter, wie der Fan des 1. FC Magdeburg in der Nacht zum 2. Oktober bei Haldensleben aus dem Zug stürzen konnte nachdem er von HFC-Anhängern bedrängt worden war. (mz)