Kritik nicht nur vom HFC Kritik nicht nur vom HFC: Schiedsrichter-Lehrlinge in 3. Liga im Kreuzfeuer
Halle (Saale) - Torsten Ziegner ist es immer noch geladen, wenn er an das letzte Drittliga-Punktspiel zurückdenkt. „Dieser absolute Witz-Elfmeter“, gegen Torwart Kai Eisele hatte seinem Halleschen FC einen Strich durch die Sieg-Rechnung gemacht.
Den Schlusspfiff dieses 1:1 bei 1860 erlebte der Trainer des Halleschen FC auf der Tribüne. Schiedsrichter Justus Zorn, 28, hatte den erbosten Coach wegen dessen überbordender Emotionen aus dem Innenraum verbannt. Der „Kicker“ hatte den Referee, der auch in anderen Situationen wundersam entschieden hatte, übrigens mit einer Note 6 abgewatscht.
3. Liga: Schiedsrichter stehen in der Kritik
Nun kommt am Samstag Großaspach nach Halle. Die bange Frage: Wer pfeift? Wieder ein Jungspund, oder kommt diesmal ein erfahrener Schiedsrichter? Was inzwischen allen Beteiligten am liebsten wäre. Denn generell stehen Drittliga-Schiedsrichter massiv in der Kritik.
„Du musst in der dritten Liga immer deine Finanzen in Ordnung halten. Aber der DFB schickt dann solche Schiedsrichter“ schimpfte auch HFC-Sportchef Ralf Heskamp nach dem 1860-Spiel. Da klang auch der Ärger über die umstrittene Rote Karte, mit der Asmir Osmanagic Wirbelwind Braydon Manu im Uerdingen-Spiel vom Platz gestellt hatte, nach.
Ein gewisser Markus Wollenweber sorgte mit seinem wahnwitzigen Handelfmeterpfiff gegen Kaiserslauterns Jan Löhmannsröben für bundesweite Aufmerksamkeit. Nur symptomatische Einzelfälle. „Die dritte Liga sollte nicht nur Testbecken sein“, kritisierte Martin Bader, Geschäftsführer Sport des FCK, jüngt via „Kicker“. „Eine gewisse Verlässlichkeit“ der Referees müsse gewährleistet bleiben.
Kritik der Klubs am DFB: 3. Liga kein Testbecken für junge Schiedsrichter
Zwischen den Zeilen macht dieser Vorwurf die Runde: Der Deutsche Fußball Bund teste in der 3. Liga seine unerfahrenen Schiedsrichter - und die seien oftmals noch überfordert.
Das will der Verband so nicht stehen lassen. Nur vereinzelt gebe es bei den Drittliga-Referees Spiele, „die intensiver nachgearbeitet werden müssen“, teilt der DFB über seinen Sprecher Arthur Ril mit. „Das ist aber in der Nachwuchsarbeit ein völlig normaler Prozess, der zumal in einem Rahmen liegt, wie es auch in den vergangenen Jahren der Fall war“, heißt es weiter.
Zorn, Osmanagic oder Wollenweber - 22 weitestgehend unbekannte Schiedsrichter führt der Verband derzeit in der 3. Liga an höhere Aufgaben heran. Darunter sieben „Frischlinge“, die in dieser Spielzeit erstmals drittklassig pfeifen und zusammen bisher 22 Partien leiteten. „Ein Schiedsrichter der dritten Liga gilt zunächst einmal perspektivisch als potenzieller Nachwuchs für die zweite Bundesliga und Bundesliga“, bestätigt Ril.
Junge Schiedsrichter pfeifen drei Jahre „auf Bewährung“ in der 3. Liga
Die Referees werden von den Regionalverbänden für die dritthöchste Spielklasse vorgeschlagen und pfeifen dort in der Regel drei Jahre. Dann wird entschieden, ob es ins Oberhaus geht - oder wieder zurück in die niederklassigen Ligen.
„Sollten keine positiven Entwicklungsschritte sichtbar werden, dann werden Schiedsrichter der dritten Liga auch ausgetauscht“, erläutert der DFB-Sprecher. Das geschehe aber nach Saisonende und werde auch nicht an einzelnen misslungen Spielen festgemacht.
DFB bestätigt: Weniger Ärger über erfahrene Schiedsrichter in der 3. Liga
Mit dem Chaos in München hat sich Justus Zorn also nicht zwangsläufig seine Karriere verhagelt. Der 28-jährige Freiburger pfeift seine vierte Drittliga-Saison, gehört unter den Referees der Spielklasse mit 33 geleiteten Partien zu den erfahreneren.
Aber auch Schiedsrichter-Prominenz wie Manuel Gräfe, Guido Winkmann oder Felix Zwayer wird in der dritthöchsten Spielklasse eingesetzt. 79 der bis dato ausgetragenen 150 Drittliga-Partien wurden von Referees geleitet, die in der 1. oder 2. Bundesliga pfeifen. „Natürlich können diese auf eine größere Erfahrung zurückgreifen. Dementsprechend gibt es da kaum Beanstandungen“, so DFB-Sprecher Ril.
Dass die Meinungen selbst bei vermeintlich klaren Fällen auseinander gehen, macht Bewertungen nicht einfacher. So sieht Ex-Bundesliga-Schiri Babak Rafati im „Witz-Elfmeter“ gegen Eisele keine Fehlentscheidung. „Er nimmt den Kontakt billigend in Kauf, so dass dieses Vergehen rücksichtslos unde in Foulspiel ist“, schreibt er in seiner Kolumne auf liga3-online.de. Erfahren oder unerfahren - über Schiedsrichter wird diskutiert, immer. (mz)