"Sind auf der Zielgeraden" HFC und Trainer Torsten Ziegner vor Vertragsverlängerung
Halle (Saale) - Torsten Ziegner erlebt am Sonnabend (14 Uhr im Liveticker) in Magdeburg sein erstes Sachsen-Anhalt-Derby als direkt Beteiligter. Was der Trainer des Fußball-Drittligisten Halleschen FC über solche Spiele von alten Rivalen und über die Chancen des eigenen Teams denkt, und was er zu einer Vertragsverlängerung in Halle sagt, darüber sprach er mit Christoph Karpe.
Herr Ziegner, früher, als Spieler in Jena und auch später als Trainer in Zwickau, muss Ihnen dieses Spiel Halle gegen Magdeburg doch egal gewesen sein, oder?
Torsten Ziegner: Nicht ganz. Da ich grundsätzlich immer den Ost-Fußball intensiv verfolgt habe, sind auch diese Duelle nicht an mir vorüber gegangen. Allerdings mit dosierten Emotionen. Für mich als früherem Spieler von Carl Zeiss Jena gibt es nur ein Ur-Derby: Jena gegen Erfurt. Da ging es wirklich hitzig zur Sache. Da wurde ich auch mal direkt nach dem Anpfiff vom Erfurter Ronny Hebestreit mit Anlauf umgegrätscht (Ziegner zeigt lächelnd dazu auf seinem Smartphone das Video mit der Szene aus dem Jahr 2005 - Anm. d. Redaktion). Am Sonnabend habe ich also eine Premiere in Sachsen-Anhalt. Ich bin gespannt.
Was macht ein Derby für Sie aus?
Die leidenschaftliche Atmosphäre auf dem Platz, die akustische Rivalität und tolle Stimmung unter den Fans auf möglichst ausverkauften Rängen. Es geht um eine Art Vormachtstellung - zumindest für diesen Moment.
Große Teile der Magdeburger Fanszene werden das Spiel boykottieren und wegen des Todes von Hannes S. vor drei Jahren nicht ins Stadion gehen. Was halten Sie davon?
Ich weiß natürlich, dass es eine Vorgeschichte gibt. Aber ich kenne die Details nicht gut genug, folglich ist das nicht mein Themengebiet. Auch nicht das der Mannschaft.
Inwiefern ist das Derby ein Thema innerhalb ihrer Mannschaft? Wird das Spiel überhaupt als ein besonderes wahrgenommen?
Ich glaube eher nicht, weil es generell einen Wandel gegeben hat. Früher waren Derbys noch etwas anderes. Wir spielten mit Jena gegen Erfurt, da standen bei uns sechs Jungs aus Jena in der Mannschaft und auf der anderen Seite sechs aus Erfurt. Und heute: Bei uns weiß allein Toni Lindenhahn noch, was das Spezielle an dem Spiel ist. Beim FCM noch Christian Beck oder Sören Bertram und Tobias Müller, die für beide Vereine gespielt haben. Die Brisanz ist deshalb nicht so riesig. Denn die meisten Spieler spüren nur von Seiten der Fans und Medien, dass etwas Außergewöhnliches ansteht. Sportlich ist für sie nebensächlich, gegen wen es gerade geht. Und auch für mich sind die Spiele danach gegen 1860 München und in Jena sportlich genauso wichtig.
Ihre Mannschaft fährt als Tabellenführer nach Magdeburg. Sind Sie aber auch restlos zufrieden mit dem Verlauf der bisherigen 13 Spieltage?
Zuletzt beim 3:3 im Heimspiel gegen Meppen ist uns die Balance zwischen Offensive und Defensive abhanden gekommen. Wir sind offensiv nun wirkungsvoller als in der vergangenen Saison. Da standen wir defensiv insgesamt stabiler. Wir brauchen die richtige Mischung. Überhaupt: Bei aller Wertschätzung für das bisher Geleistete: Wir haben in Spielen, in denen wir besser als der Gegner waren, mehr Punkte liegen gelassen als welche glücklich gewonnen. Wir könnten also mehr Punkte haben. Ich trauere dem aber nicht nach. Wir werten das nur als Signal, woran wir weiter arbeiten müssen. Und: Wenn man junge Spieler weiterentwickeln will, dann ist mit Leistungsdellen zu rechnen. Fehler von jungen Profis sind einkalkuliertes Risiko.
Apropos Signal: In Halle wartet man darauf, dass Sie ihren Vertrag verlängern. Wie ist der aktuelle Stand?
Die fruchtbaren Gespräche laufen in die Richtung, die sich alle Beteiligten wünschen.
Heißt das: Sie unterschreiben demnächst, womöglich noch vor der Winterpause?
Es könnte tatsächlich vor der Pause passieren. Wir sind offenbar auf der Zielgeraden. Ich fühle mich wohl in Halle. Das habe ich immer gesagt. Und wir als Trainerteam sind hier noch nicht fertig mit unserer Aufgabe.
Fertig kann ja nur bedeuten: Aufstieg in die zweite Liga.
Da wollen wir perspektivisch hin.
Auf dem Weg dahin würde ein Sieg in Magdeburg helfen. Wie ist der FCM einzuschätzen?
Magdeburg ist in der Offensive brandgefährlich. Darüber täuscht auch nicht hinweg, dass es zuletzt an der Chancenverwertung gehapert hat. Wir müssen in der Abwehr super aufmerksam und stabil sein. Und Magdeburg hat die wenigsten Gegentore der Liga kassiert. Das sagt alles über die Defensivstärke des FCM. Das wird eine harte Nuss für uns. Wenn wir unsere Stärken einbringen, können wir sie knacken. (mz)