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HFC und seine Heimstärke HFC und seine Heimstärke: Rico Schmitt ist der Unbesiegbare

Von Christoph Karpe 10.02.2017, 07:37
Trainer Rico Schmitt steht „under fire“ an der Seitenlinie und treibt seine Mannschaft emotionsgeladen an.
Trainer Rico Schmitt steht „under fire“ an der Seitenlinie und treibt seine Mannschaft emotionsgeladen an. E. Schulz

Halle (Saale) - Rico Schmitt muss lange überlegen. Nein, das Datum seiner letzten Heimniederlage in einem Punktspiel fällt ihm so auf Anhieb nicht ein. Dem Mann kann geholfen werden: Es geschah am 22. November 2015. Den Rest dieses aus sportlicher Sicht betrüblichen Sonntagnachmittags weiß er genau: „Wir haben 0:1 gegen Saarbrücken verloren. Das Tor fiel durch einen Kunstschuss aus der Distanz. Unser Torwart stand zu weit vor dem Kasten. In der Nachspielzeit haben wir dann noch einen Elfmeter nicht bekommen“, fasst der Trainer des Halleschen FC jene Niederlage nach nur Sekundenbruchteilen an Nachforschungen in seinem Gedächtnis trocken zusammen.

HFC-Heimspiel-Bilanz: Unter Trainer Schmitt noch kein Spiel im Erdgas Sportpark verloren

Dass die Ereignisse bei ihm spontan auf Abruf bereit stehen, ist nicht verwunderlich. Jene Pleite, verbunden mit Tohuwabohu in der Führungsetage, gab schließlich dann wenige Wochen später mit den Ausschlag für seinen Rauswurf. Beim Regionalligisten Kickers Offenbach.

Seit jenem Novembertag vor etwa 15 Monaten, seit seiner Zeit beim Halleschen FC, die am 13. April 2016 begann, ist er der Unbesiegbare. Jedenfalls, wenn es um die Heimspiel-Bilanz geht. Das Zweitrunden-0:4 im Pokal gegen den Bundesligisten Hamburger SV sei ausgeklammert. Schmitt stand in elf Spielen in dieser Saison (sieben Siege, vier Unentschieden) und in zwei Duellen der Vorsaison (zwei Siege) im Erdgas Sportpark als Coach an der Linie. Ständig durften die Fans etwas feiern.

Nur zweimal - bei den 0:0 gegen Hansa und Kiel in der Hinrunde - schossen HFC-Profis in diesen 13 Spielen kein Tor. Aktuell ist der rot-weiße Klub der heimstärkste der Liga und als einziger daheim unbezwungen. Und natürlich soll diese positive Serie auch am Sonnabend im Drittliga-Punktspiel gegen den Tabellen-Elften Jahn Regensburg - nur fünf Punkte zurück - halten.

Rico Schmitt zur Heimbilanz: „Du weißt die Fans hinter dir, kennst dich aus - auf dem Platz und in den Katakomben“

Doch wie ist so eine Heimstärke zu erklären? Ist Aberglaube im Spiel? „Ich habe da vor jedem so meine Rituale, meine Abläufe, die halte ich ein“, sagt Rico Schmitt. Details mag er nicht verraten. Womöglich aus Sorge, der Zauber könne verfliegen. Er erklärt Heimstärke lieber aus Sicht des Fußball-Fachmanns. „Zu Hause spielen zu können, bringt dich im Vergleich zum Gegner um vielleicht ein, zwei Prozent aus psychologischer Sicht in den Vorteil. Du weißt die Fans hinter dir, kennst dich aus - auf dem Platz und in den Katakomben“, sagt er. Bei der aktuellen Mannschaft kommt konkret noch folgendes hinzu: „Die Jungs wissen, dass sie spielerisch gut sind, sich aus jeder brenzligen Situation befreien können. Sie wissen, dass die Abwehr funktioniert, dass sie sich jeder Zeit Chancen erspielen können. Das gibt Selbstvertrauen - und dies ist ein gewachsener Vorteil“, erklärt der Coach.

Doch gleichzeitig sieht er darin auch eine Gefahr. „Jeder, der hierher kommt, will der Erste sein, der uns knackt und die Serie beendet. Jetzt eben Regensburg. Trainer Heiko Herrlich wird seine Mannschaft darauf schon richtig heiß machen“, so Schmitt, der an das Hinspiel beim SSV Jahn nicht so gern zurückdenkt. Schließlich setzte es dort eine 0:2-Niederlage, die erste von nur drei in dieser Saison. „Da haben wir uns nach einem tollen Start zu sicher gefühlt und uns dann in den Zweikämpfen den Schneid abkaufen lassen, sind in die Falle getappt“, erinnert sich Schmitt. Aber seitdem „haben uns weiterentwickelt. Wir müssen wach sein, unser Spiel selbstbewusst durchziehen - und mit letzter Konsequenz die Chancen nutzen“, gibt Schmitt also als Marschroute aus, damit die tolle Serie hält.

Die Mannschaft ist bereit, die Hinspiel-Scharte auszuwetzen. „Wir werden es diesmal besser machen und wollen uns für die Niederlage rächen“, sagt Torwart Fabian Bredlow. Der hat übrigens in den letzten fünf Heimspielen nicht ein einziges Gegentor kassiert. Diese Serie soll natürlich auch halten. Übrigens: In der Vorsaison sind die besten beiden Heimteams - Dresden und Aue - aufgestiegen.

Fakten zum Spiel HFC - Jahn Regensburg

Royal-Dominique Fennell war am Donnerstag eigentlich dazu auserkoren, auf der HFC-Pressekonferenz Rede und Antwort zu stehen. Doch der Mittelfeld-Antreiber musste passen. Er hat sich eine Erkältung eingefangen. Deshalb setzte er auch mit dem Training aus. „Ich hoffe mal, wir bekommen ihn bis Sonnabend wieder fit. Warten wir mal den Freitag ab“, sagte Trainer Rico Schmitt. Als Ersatz stünde Dorian Diring bereit.

Angeschlagen ist auch Abwehrchef Fabian Franke, „unser Bester in Chemnitz“, wie der Trainer lobte. Franke plagen muskuläre Probleme im Oberschenkel. Er konnte die gesamte Woche nicht trainieren. Beim Abschlusstraining soll er allerdings dabei sein. Danach fällt die Entscheidung, ob er einsatztauglich ist.

Die Alternative wäre Max Barnofsky. Aber auch der Verteidiger ist nicht hundertprozentig fit. Er hat sich an der Hand verletzt und trainiert seit Mittwoch mit einer Manschette. „Bei Körperkontakt ist die Verletzung ziemlich schmerzhaft“, so Rico Schmitt. Fallen Fennell, der auch Innenverteidiger spielen könnte, Franke und Barnofsky aus, könnte es sein, dass Tobias Schilk wie schon gegen Erfurt in die Innenverteidigung rutscht. Für dessen Position auf der rechten defensiven Außenbahn stünde Florian Brügmann, „ein Top-Spieler in einer Top-Mannschaft“ (Schmitt) bereit.

Bei den taktischen Überlegungen für das Spiel gegen Regensburg „ist auch die Dreierkette eine Option“, kündigte der Trainer an. In dieser Formation hatte der HFC in Chemnitz die zweite Hälfte dominiert. Sie wurde zuvor schon gegen Bremen II und in Halbzeit zwei gegen die Mainzer Reserve gespielt.

Regensburg muss auf seinen gefährlichsten Stürmer verzichten. Jann George, achtfacher Saisontorschütze, ist gelb-rot gesperrt. Kann von Vorteil für den HFC sein. Der schnelle Mann provozierte im Hinspiel mit einer scharfen Hereingabe das Eigentor zum 0:1 durch Florian Brügmann und schoss den zweiten Treffer selbst.

Bei den Gästen spielt mit Robin Urban auch ein ehemaliger HFC-Kicker. Der Innenverteidiger war im vergangenen Winter an den Jahn ausgeliehen worden. Im Sommer wechselte er ganz nach Regensburg. Urban war in dieser Saison lange verletzt, spielte jedoch am letzten Spieltag beim 1:1 in Großaspach als Rechtsverteidiger durch. Doch der Stammspieler auf dieser Position, Oliver Hein, steht Regensburgs Trainer Heiko Herrlich nun wieder zur Verfügung. (mz)