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Finanznot beim HFC HFC: Springt die Stadt als Retter beim Halleschen FC ein?

Von Christoph Karpe 11.01.2018, 14:45
Das Gesicht des HFC: Michael Schädlich
Das Gesicht des HFC: Michael Schädlich Lutz Winkler

Halle (Saale) - Diese Geste entlockte Michael Schädlich ein Lächeln an diesem für ihn so schwierigen Tag, der eigentlich ungetrübt schön hätte werden sollen. Die Stadt bekam den Fördermittelbescheid über 11,285 Millionen Euro für den Bau des Nachwuchs-Leistungszentrums

Aber natürlich richtete sich bei der einstmals als rein feierlich geplanten Veranstaltung der Fokus mehrheitlich auf den Präsidenten des Halleschen FC. Denn die akuten Sorgen der Rot-Weißen lagen wie ein düsterer Schleier über all den rosaroten Visionen rings um das NLZ.

Auf der einen Seite gibt es reichlich Fluthilfemittel für ein tolles Projekt, andererseits steht dem avisierten Hauptnutzer finanziell das Wasser bis zur Kinnspitze.

HFC: Lücken im Etat des Halleschen FC wurden bekannt

Am Vortag war durchgesickert, dass sich im aktuellen Etat des Drittligisten eine erhebliche Liquiditäts-Lücke auftut. Kolportiert wurden, dass etwa 1,4 Millionen Euro fehlen. Ein Summe, die existenzbedrohend für einen Profi-Fußball-Verein sein könnte.

Zumal sich dazu auch noch das „negative Eigenkapital“ von 513.000 Euro addieren würde, die die Bilanz zum 30. Juni 2016 eh schon auswies. „Dies hat nichts mit dem aktuellen Fehlbetrag für die Saison zu tun. Dafür gibt es keine Gläubiger“, sagt Michael Schädlich energisch.

Wie auch immer. Geschätzt fast zwei Millionen Euro fehlen dem Klub, drei Viertel davon für die laufende Saison! Eine Zahl, die Schädlich mit ernstem Gesicht übrigens auch am Mittwoch weder bestätigte noch dementierte.

Aber er freute sich über den Mann, der da im VIP-Raum des Erdgas Sportparks auf ihn zugekommen war und spontan ankündigte, privat 1.000 Euro in das Vakuum der Vereinskasse pumpen zu wollen.

Michael Schädlich wirkte erleichtert, dass die Hiobsbotschaft nun öffentlich war. Noch am Vortag wurde nach dem Geheimnisverräter gefahndet. Inzwischen schien es ihm egal, dass Interna aus dem Verwaltungsrat des Vereins die Runde gemacht hatten.

Jedenfalls saß er nach dem offiziellen Teil auf einer Ledercouch im VIP-Raum und gab bereitwillig seine Sicht auf die wenig erfreulichen Dinge preis. Was zählt: „Alle, Verein, Sponsoren, Stadt, Region müssen sich fragen: Wollen und können wir uns Drittliga-Fußball leisten?“ Es ist die grundsätzliche Frage.

HFC: Will sich die Region den Drittliga-Fußball mit dem Halleschen FC leisten?

Schädlich gibt zu, dass die aktuelle Mannschaft und die erweiterten Strukturen im Marketingbereich darauf ausgelegt waren, „in die zweite Liga aufzusteigen“. Spätestens 2019.

Man hat sich verpokert. Sportlich lief es nicht wie gewünscht, erhoffte Zusatzeinnahmen blieben utopische Vision, die Nebenkosten stiegen dafür immens. Inzwischen steht der „worst case“ im Raum: „Der wäre, wenn wir sportlich die Qualifikation für die nächste Saison der dritten Liga erreichen - aber wirtschaftlich nicht.“

Im Februar muss der Verein die Lizenzunterlagen für die Saison 2018/19 beim DFB einreichen. Stand jetzt würden die Prüfer des Deutschen Fußball-Bundes den Daumen senken. „Aber niemand spricht bei uns von Insolvenz“, betont Schädlich.

Im Verein wird gerade sämtliches Einsparpotenzial geprüft. Es herrscht Haushaltsperre. Im Dezember fiel bereits die Weihnachtsfeier für die Mitarbeiter aus. Inzwischen wird überlegt, ober der Plan, einen sportlichen Leiter zu verpflichten, vorerst beiseite gelegt wird. Der Posten des Marketingchefs, der seit der Ablösung von HFC-Vizepräsident Jörg Sitte im Dezember verwaist ist, wird in den nächsten Monaten nicht besetzt. „Ich bringe mich da selbst jetzt mehr ein.“

HFC: Spieler zu verleihen ist keine Lösung

Den finanziellen Effekt durch ein Verleihen von Spielern an andere Vereine stuft Michael Schädlich eher als gering ein. „Wenn wir jemanden abgeben, der etwa 6.000 Euro im Monat bekommt, sind wir immer noch mit 3.000 Euro Gehalt dabei. Aber, was ich unter keinen Umständen will: Die sportliche Leistungsfähigkeit schwächen und so sportlich den Klassenerhalt riskieren. Da hätten wir nichts gekonnt.“

Generell gelte: „Die aktuelle Mannschaft ist nicht wesentlich teurer als die davor. Die Fix-Kosten für das Drumherum sind immens gestiegen.“ Auch deshalb die Lücke. Beispiele: Miete für LED-Banden, gestiegenes Tarifgehalt bei Mitarbeitern der Sicherheitsfirma.

Michael Schädlich: „Es braucht einen mutigen OB.“

Aber wie kommt der Hallesche FC an frisches Geld, wenn die Sponsoren nicht noch einmal die Schatulle öffnen? „Wir werden auf die Stadt zugehen“, sagt Schädlich. Der Stadtrat wird also bald votieren müssen, ob er den Drittligisten unterstützt oder nicht. Mit etwa 500.000 Euro? Schädlich kommentiert die Summe nicht. Er sagt nur an die Adresse von Oberbürgermeister Bernd Wiegand: „Es braucht einen mutigen OB.“

In ähnlichen prekären Situationen bekam der Chemnitzer FC Rückendeckung aus dem Rathaus, Rot-Weiß Erfurt nicht. Wiegand kündigte am Mittwoch schon an: „Wenn ein Antrag vorliegt, werden wir uns damit beschäftigen.“

Doch die kurzfristige Hilfe würde vielleicht die Lizenz für die kommende Saison sichern. Was dann? „Wir könnten sicherlich auch den Etat um eine Million Euro auf fünf Millionen senken - aber damit würde es schwer, sich in der Liga zu behaupten. Sportlich, für welchen Trainer auch immer, und wirtschaftlich wegen der Kosten rings um den Spielbetrieb, die jetzt schon zwei Millionen Euro betragen.“

Es geht eben um Grundsätzliches: Will die Region den HFC mindestens in der dritten Liga? Oder reicht Amateurfußball - in einem schmucken Stadion und bald mit einem tollen neuen Nachwuchszentrum? „Ich will niemanden unter Druck setzen. Jeder, der mit dem Fußball und dem HFC zu tun hat, muss das für sich selbst entscheiden“, so Schädlich. Die 1.000 Euro an diesem Tag waren ein Anfang. (mz)