HFC-Sportdirektor im Interview HFC-Sportdirektor im Interview: Ralf Heskamp: "Erfolg weckt Begehrlichkeiten"
Belek - Das Mobiltelefon ist auch im Trainingslager in Belek ein ständiger Begleiter von Ralf Heskamp. Der Sportchef des Halleschen FC scheut auch vor Roaming-Gebühren nicht zurück, wenn es um wichtige Gespräche geht. So wie die Mannschaft in Belek am Feinschliff für die Rückrunde feilt, feilt Heskamp hier an der Zukunft des Teams. MZ-Redakteur Fabian Wölfling hat darüber mit ihm gesprochen.
Herr Heskamp, haben Sie im Trainingslager eigentlich mehr Stress als in Halle?
Ralf Heskamp: Nein. Ich führe zwar in der Tat viele Gespräche. Aber das Schöne ist, dass niemand auf dem Sprung ist und ich hier mehr Zeit und Ruhe habe, um mit den Spielern zu sprechen oder Trainerteam und Staff noch besser kennenzulernen. Es gibt genug zu tun, aber stressiger ist es nicht.
Wie sieht hier in Belek ihr Tagesprogramm aus?
Ich versuche so oft wie möglich beim Training dabei zu sein. Daneben führe ich Gespräche mit Spielern und Beratern. In den vergangenen Tagen habe ich zudem viel mit Mathias Wienig wegen der Gastspielberechtigung für Maxim Pronichev telefoniert. Zusätzlich kommen organisatorische Aufgaben, damit zum Beispiel mit den Testspielen alles funktioniert.
Spielerberater laufen hier häufig durch die Lobby des Hotels. Auch der Berater von Mathias Fetsch war schon zu Gast. Gibt es etwas zu verkünden?
Noch nicht. Wir haben mit Mathias Fetsch und seinem Berater gesprochen. Dabei ging es erst einmal darum, ob beide Seiten miteinander weiterarbeiten wollen. Das ist der Fall. Jetzt geht es um konkrete Inhalte. Das regele ich nun mit dem Berater und möchte das möglichst zeitnah über die Bühne bekommen.
Mathias Fetsch ist 30, der älteste Spieler im Kader. Welche Vertragslaufzeit streben sie an?
Das sind die Rahmenbedingungen, die es zu besprechen gilt. Wenn man sieht, wie fit Mathias Fetsch ist, kann er mindestens die nächsten zwei Jahre auf hohem Niveau spielen.
Wie steht es um die angestrebten Verlängerungen von Moritz Heyer und Marvin Ajani?
Mit beiden habe ich schon vor dem Trainingslager und auch hier nochmal gesprochen und ihnen verdeutlicht, welchen Stellenwert sie beim HFC genießen. Allerdings haben sie auch andere Optionen.
Wann wollen Sie Klarheit haben?
Wir können nicht zu lange warten, müssten uns anderenfalls nach Alternativen umsehen. Es gibt kein zeitliches Ultimatum, aber nach den ersten Punktspielen des Jahres streben wir eine konkrete Aussage an: Ja oder Nein.
Wenn Moritz Heyer oder Marvin Ajani sagen, ich unterschreibe nur für ein einziges weiteres Jahr, schlagen Sie dann zu oder ist das ein Ausschlusskriterium?
Wir würden sie gerne längerfristig binden, etwas aufbauen und die Mannschaft über einen längeren Zeitraum entwickeln. Grundsätzlich sind aber natürlich auch Einjahresverträge denkbar. Das kommt auf die jeweilige Konstellation an.
Sind Sie auch auf Absagen des Duos vorbereitet?
Erfolg weckt Begehrlichkeiten. Dass unsere Spieler interessant sind, spricht für die Arbeit des Trainerteams und der gesamten Mannschaft. Jeder Einzelne profitiert davon, wenn die Gruppe funktioniert. Wir haben ein gutes Korsett beisammen. Sollte uns ein Spieler verlassen, dann finden wir andere und schließen die Lücke.
Stichwort gute Spieler finden: Am Mittwoch hat sich Sebastian Mai im Testspiel gegen Erzgebirge Aue das Innenband im Knie gerissen und fällt drei Monate aus. Schauen Sie sich nun nach Ersatz um?
Sebastian ist ein wichtiger Spieler für uns, seine Verletzung sportlich sehr bitter. Wir überlegen jetzt, ob wir noch etwas machen. Ob das überhaupt in Frage kommt, müssen wir aber ohnehin erst mit dem Vorstand besprechen. Generell wollen wir jetzt erst einmal eine Nacht darüber schlafen.
Daniel Bohl und Hendrik Starostzik haben Sie den Wechsel im Winter nahegelegt. Beide sind nun hier in Belek und trainieren fleißig mit. Wie ist da der Stand?
Beide sind mit ihrer Situation sicherlich nicht zufrieden, verhalten sich aber vorbildlich. Bis jetzt ist keiner mit einem Wechselwunsch auf uns zugekommen, es gibt also nichts Konkretes.
Trainer Torsten Ziegner hat angedeutet, dass nach dem Trainingslager Testspieler zur Mannschaft stoßen sollen. Können Sie da schon mehr zu sagen?
Nein. Wenn man Probespieler ins Training holt, lernt man die menschlich und fußballerisch besser kennen. Diese Option halten wir uns grundsätzlich immer offen.
Neben der Gestaltung des Kaders werden im Frühjahr auch die organisatorischen Grundlagen für die Zukunft gelegt. Zum Beispiel müssen die Lizenzunterlagen für die zweite Liga eingereicht werden. Arbeitet der Verein daran bereits?
Da bin ich der falsche Ansprechpartner. Aber wenn es um Zahlen für die Profimannschaft geht, werde ich natürlich einbezogen. Wir werden die Lizenz für die 3. und die 2. Liga beantragen, das ist sicher. Deadline ist wie gewohnt der 1. März.
Wie sind die zahlenmäßigen Überlegungen?
Der Etatplan wird gerade erst erstellt. Mir wurde aber signalisiert, dass wir mindestens das jetzige Budget auch für 2019/20 zur Verfügung haben werden. Ich hoffe natürlich, dass möglichst noch ein paar Euro dazukommen und wir so unsere Wettbewerbsfähigkeit erhöhen.
Ob das so kommt, hängt natürlich auch vom Vereinsvorstand ab. Am 3. Februar soll der auf der Mitgliederversammlung neu gewählt werden. Neun Kandidaten stellen sich zur Wahl. Haben Sie einen Favoriten?
Mir ist Stabilität wichtig. Aber die einzelnen Kandidaten kenne ich zu wenig, um Sie beurteilen zu können. Selbst wenn es so wäre, würde ich mich aber auch nicht auf eine Seite schlagen. Ich habe aber das Vertrauen, dass die Mitglieder die geeigneten Personen wählen. (mz)