1. MZ.de
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Hallescher FC
  6. >
  7. HFC nach Duisburg-Spiel: HFC nach Duisburg-Spiel: Was Torsten Ziegner bemängelt und sich wünscht

Live:

HFC nach Duisburg-Spiel HFC nach Duisburg-Spiel: Was Torsten Ziegner bemängelt und sich wünscht

Von Christoph Karpe 03.12.2019, 09:03
Jonas Nietfeld (links, im Jena-Spiel) sucht seine Form.
Jonas Nietfeld (links, im Jena-Spiel) sucht seine Form. www.imago-images.de

Halle (Saale) - Der Wahnsinn, der sich rings um das sensationelle Tor von Terrence Boyd abspielte, war hinlänglich beschrieben und der Genieschuss belobhudelt. Die zähen 89 Minuten vor dem 1:0-Siegtreffer gegen Spitzenreiter MSV Duisburg allerdings nur rudimentär behandelt. Deshalb nahm sich Torsten Ziegner am Sonnabend nach dem offiziellen Teil der Pressekonferenz Zeit, um bei ausgeschalteten Mikrofonen detaillierter in die Analyse des Restspiels zu gehen. Der Auftritt seiner gefeierten Mannschaft, die wieder auf einem direkten Aufstiegsplatz steht, hatte nämlich sein Für und Wider.

HFC mit gieriger Abwehrarbeit

Positiv aufgefallen war dem Trainer des Halleschen FC natürlich die konsequente Abwehrarbeit. „Defensiv war das sehr, sehr gut, sehr homogen. Wir haben viel Aufwand betrieben, man hat sich gegenseitig geholfen, und wir hatten die Gier, Zweikämpfe gewinnen zu wollen“, hatte Ziegner noch vom Podium herausgestrichen. Doch schon hier nannte er das Gesamtbild, das seine Mannschaft geboten hatte, lediglich „zufriedenstellend“.

Eines nämlich ärgerte ihn: Der fehlende Mut. Noch dazu, da man wusste, dass der Gegner gerade in der Innenverteidigung arge Besetzungsprobleme hatte. „Ich frage mich, warum wir so ängstlich waren“, meinte Ziegner.

Dafür hätte es doch keinen Grund gegeben. Man sei als Tabellendritter in einem Heimspiel angetreten - also warum so schmalbrüstig? Antworten beziehungsweise Erklärungen hatte Ziegner auch parat. Schließlich kennt er, der Ex-Profi, die fragile Psyche von Profis bestens: „Vielleicht war da im Hinterkopf: Wenn wir heute verlieren, dann sind es schon neun Punkte Abstand zu Duisburg.

Dann geht es im Rest der Saison womöglich nur noch um die Plätze zwei und drei, die dann noch Wert haben“, meinte der Coach. Seine Mannen hatten also schlichtweg Angst vor einer Niederlage, was den Offensivdrang lähmte. Und dazu müsse man auch die Denkweise von einzelnen Profis verstehen.

Dennis Mast und Florian Hansch in Startelf gearbeitet

Etwa die Intensionen der Jungs auf den Außenpositionen. „Dennis Mast und Florian Hansch haben sich ja jetzt erst nach drei Monaten wieder in die Startelf gearbeitet. Sie freuen sich über die Spielpraxis und wollen sie unbedingt auch in Zukunft haben. Deshalb sind sie zunächst auf Sicherheit in ihrem Spiel bedacht.“ Ganz verständlich findet Ziegner diese Prämisse.

Liegt ja auch an ihm selbst. Leisten sich die Spieler womöglich entscheidende Fehler, könnte er, der gestrenge Trainer, sie ganz schnell wieder auf die Ersatzbank verbannen. Eine Horrorvorstellung für Mast und Hansch nach der langen Warte- und Leidenszeit. Und so spielten sie im gelobten Abwehrverbund eine prima Rolle, ließen andererseits gefährliche Sturmläufe jedoch weitgehend vermissen.

„Wir hatten insgesamt mehr Angst, dass wir etwas verlieren können, als den Mut etwas gewinnen zu wollen“, so Ziegner. Der HFC sucht noch nach seiner alten Balance zwischen sicherer Abwehr und gefährlicher Offensive. Auch nach nun zwei Siegen liegt der Grund auf der Hand: Die Krisenserie davor mit nur einem Dreier in den sieben Spielen hat das Team noch nicht gänzlich aus Kopf und Muskeln gekickt. Was auch bei Jonas Nietfeld augenfällig ist. „Wir haben vorn immer wieder schnell die Bälle verloren“, konstatierte Ziegner und bescheinigte Nietfeld, der bei ihm gesetzt ist, aber diesmal ausgewechselt wurde, einen „unglücklichen Tag“. Auch Bentley Baxter Bahn hat gerade Luft nach oben.

„Der HFC hat die große Chance, sich seinen Traum zu verwirklichen.“

Die Erkenntnis: Um am Sonnabend in Kaiserslautern, bei den im Aufschwung befindlichen „Roten Teufeln“, möglichst auch wieder drei Zähler mitnehmen zu können, braucht es eine breitere Brust, den gleichen Kampfgeist und womöglich wieder einen Geniestreich. „Es gibt viele Situationen im Spiel, da ist Disziplin wichtig. Aber es braucht immer auch Mut und eine Portion Verrücktheit“, sagte Torsten Ziegner, als die Sprache noch einmal auf Terrence Boyd kam.

Eine Marschroute die helfen könnte, die Prognose von Duisburgs Trainer Torsten Lieberknecht zu bestätigen: „Der HFC hat die große Chance, sich seinen Traum zu verwirklichen.“ (mz)