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Rot-weiße Glückseligkeit HFC mit Derbysieg beim FCM: Spielbericht vom Drittliga-Sieg in Magdeburg

Von Fabian Wölfling 20.09.2020, 16:18
Julian Derstroff hat gerade aus spitzem Winkel das 0:2 erzielt.
Julian Derstroff hat gerade aus spitzem Winkel das 0:2 erzielt. Holger John

Magdeburg - Es ist vollbracht: Nach acht erfolglosen Versuchen hat der Hallesche FC endlich gegen den großen Rivalen 1. FC Magdeburg in der dritten Liga gewonnen. Das 2:0 am Sonntagmittag in der Magdeburger MDCC-Arena bedeutete zudem einen Traumstart in die neue Saison, der traumhafter nicht hätte sein können für den neuformierten HFC.

Pfiffe, Buh-Rufe – von den gegnerischen Fans – das hatte es bei Spielen des Halleschen FC schon lange nicht mehr gegeben. In Magdeburg, beim Erzrivalen, wurden die Kicker des Fußballdrittligisten schon beim Einlaufen zum Warmmachen derart unfreundlich begrüßt. Bis zu 7.500 Fans, allerdings nur vom FCM, waren beim Derby angesichts der derzeit relativ entspannten Pandemielage in Sachsen-Anhalt erlaubt. Die Zeit der Geisterspiele ist vorbei.

Aber auch die Zeit der Enttäuschungen gegen den FCM? Keines der acht Drittligaderbys konnte der HFC gegen den Kontrahenten aus der Landeshauptstadt gewinnen. Sechs Niederlagen, zwei Unentschieden lautet die Bilanz zum Gruseln.

HFC mit fünf Neuzugängen in der Startelf gegen Magdeburg

Der nächste Anlauf, die schwarze Serie zu beenden, startete mit Kai Eisele im Tor. Der Stammtorwart der vergangenen zwei Spielzeiten hat sich im Duell mit Zugang Sven Müller vorerst durchgesetzt. Ansonsten kaum Überraschungen in der rot-weißen Aufstellung.

Der Startelfplatz von Michael Eberwein war so nicht unbedingt erwartet worden. Er sollte als hängende Spitze Torjäger Terrence Boyd in Szene setzen. Dagegen fand sich Rechtsverteidiger Fabian Menig zunächst auf der Bank wieder. Er hatte bei der Generalprobe gegen Zweitligist Braunschweig (1:3) geschwächelt.

Den besseren, weil aktiveren Start in die Begegnung hatte der FCM. Nach rund fünf Minuten hatte der ehemalige hallesche Liebling Sören Bertram die erste Gelegenheit. Er traf den Ball im Strafraum aber nicht richtig und beförderte ihn deshalb deutlich neben das Tor.

FCM gegen HFC: Tolles Spiel mit effektiven Hallensern

Der HFC begann dagegen abwartend bis zögerlich, hatte kaum mal über zwei, drei Stationen den Ball in den eigenen Reihen. Einen richtig gefährlichen Angriff brachte der HFC erste nach 20 Minuten zu Stande, nach hübscher Kombination zog Eberwein den Ball aufs Tor, Magdeburg klärte zur Ecke.

Und die sollte es im zweiten Anlauf in sich haben: Erst klärte der FCM noch, aber Eckenschütze Marcel Titsch-Rivero schoss den Ball von links mit vollem Tempo erneut Richtung Fünf-Meter-Raum, der Magdeburger Jürgen Gjasula fälschte den Ball unhaltbar ins eigene Tor ab. 1:0 für den HFC in der 22. Minute. Das hatte sich nicht angedeutet. Aber egal, die Rot-Weißen freuten sich mächtig über das Führungstor.

Das 1:0 tat dem Spiel der Gäste gut, der HFC war nun besser in der Partie, erfolgreicher in den Zweikämpfen, sicherer am Ball. Der FCM kam dagegen nur noch selten vor das gegnerische Tor. Der Treffer, er war ein Wirkungstreffer. Der Frust bei Zuschauern und Spielern nahm zu. Mehrfach drehte sich Kapitän Christian Beck genervt ab.

FCM gegen HFC: Magdeburg macht es Halle viel zu einfach

Endgültig regierte die Wut in der MDCC-Arena als Linksaußen Julian Derstroff in der 43. Minute für den HFC auf 2:0 erhöhte. Ein feiner Diagonalball von Titsch-Rivero leitete die Situation ein, Niklas Landgraf leitete weiter auf den späteren Torschützen. Ein Haken, ein Abschluss, die Vollendung von Derstroff sah nach der Qualität eines ehemaligen Erst- und Zweitligaspielers aus. Voller Begeisterung machte HFC-Trainer Florian Schnorrenberg einen Luftsprung.

Kurz darauf war Pause. Mit Pfiffen verabschiedeten die FCM-Fans ihre Mannschaft in die Kabine. Sie wussten: Die Führung für den HFC war inzwischen sehr verdient.

Die erste Reaktion sah so aus: Magdeburg wechselte zur zweiten Halbzeit doppelt, unter anderem Bertram hatte Feierabend. Mehr Zeit bei der Pausenanalyse ließ sich aber der HFC, er kam gut Minuten nach den Hausherren wieder auf dem Platz. Weitermachen wie zuletzt, könnte eine nachvollziehbare Ansage von Coach Schnorrenberg gewesen sein.

FCM gegen HFC: Halle kann Derby noch höher gewinnen

Klappte fast: Aber Torschütze Derstroff ließ sich frei vor dem Tor viel zu viel Zeit mit dem Abschluss, das hätte das 3:0 sein können. Fast im Gegenzug hatte Magdeburg durch den eingewechselten Kai Brünker aus kurzer Distanz die Riesenchance auf den Anschlusstreffer, aber Kai Eisele sammelte mit einem sensationellen Reflex ganz viele Punkte im Torwartduell.

In der 60. Minute hätte dieses Derby schon endgültig entschieden sein können, nein müssen: Dennis Mast, für Derstroff ins Spiel gekommen, bediente von der rechten Seite den am linken Pfosten Terrence Boyd. Der stand einen Meter vor dem Tor völlig frei und stolperte über den Ball. Was für eine Gelegenheit! Drei Minuten später machte es der Deutsch-Amerikaner deutlich besser, sein gut getroffener Volley rauschte aber knapp links am Magdeburger Tor vorbei.
Trotzdem: Wie der HFC jetzt auftrat, sah sehr souverän aus. Magdeburg fiel nichts anderes ein, als lange Bälle. Was für immer lauter werdende Pfiffe im Stadion sorgte.

FCM gegen HFC: Halle verpasst Vorentscheidung mehrfach

Nur eines konnte man den Rot-Weißen in dieser Phase ankreiden: Dass sie nicht für die Entscheidung sorgten. In der 77. Minute hatte der ebenfalls eingewechselte Laurenz Dehl den nächsten Riesen, er scheiterte im Eins-gegen-Eins an FCM-Keeper Morten Behrens. Auch das hätte das 3:0 sein müssen.

Die nächste Gelegenheit, ja, nur noch der HFC hatte die jetzt, ergab sich für Dennis Mast. Bei seinem Schuss vom rechten Strafraumeck bekam Behrens erneut die Fäuste an den Ball.
Die Lage für die immer verzweifelter agierenden Magdeburger verdüsterte sich in der 85. Minute noch weiter: Nach einem Foul sah Mittelfeldmann Adrian Malachowski Gelb-Rot. Die Gastgeber fortan nur noch zu zehnt. Das war das Signal für viele Fans den Weg nach Hause vorzeitig anzutreten.

Sie verpassten noch ein Fast-Eigentor des FCM, eine weitere gute Gelegenheit für Dehl und den Schlusspfiff. Danach war blau-weiße Wut und rot-weiße Glückseligkeit. (mz)