Interview mit HFC-Kapitän Klaus Gjasula HFC-Kapitän Klaus Gjasula über Aufstieg, Verstärkungen und Verwarnungen

Halle (Saale) - Nach dem Vormittagstraining des Halleschen FC rollte der Pizza-Lieferant am Erdgas Sportpark an und lud jede Menge Fracht aus. Bestellt hatte Klaus Gjasula. Er war auch dran, einen auszugeben. Schließlich feierte der Kapitän des Drittligisten am Mittwoch seinen 27. Geburtstag.
Mit dem Mittelfeld-Antreiber, der gerade nach der zehnten Gelben Karte in der Saison seine zweite Strafe abgesessen hat und im letzten Hinrunden-Duell am Samstag gegen Holstein Kiel wieder mitmischen kann, sprach Christoph Karpe.
„An guten Tagen können wir zu einhundert Prozent jeden Gegner schlagen"
Herzlichen Glückwunsch, was gab es eigentlich von der Mannschaft als Geschenk für den Kapitän?
Gjasula: Wir schenken uns nichts. Aber von Daggi, der guten Seele in den Katakomben, bekam ich eine Kleinigkeit aus Schokolade.
Und wird dann abends noch richtig gefeiert?
Gjasula: Ich werde mit meiner Freundin sicherlich was Leckeres essen gehen. Aber groß gefeiert wird nicht.
Gibt es dann am Saisonende vielleicht etwas ganz Großes zu feiern - den Aufstieg?
Gjasula: Wir haben eine prima Hinrunde gespielt und stehen völlig verdient auf Platz vier der Tabelle. Die Spiele haben gezeigt: An guten Tagen können wir zu einhundert Prozent jeden Gegner schlagen. Aber die Tagesform muss eben auch stimmen. Wir haben sicherlich das Potenzial, Großes erreichen zu können. Da muss aber alles passen. Wir werden jedoch alles probieren, um das Glück zu erzwingen. Trainer Rico Schmitt hat ja auch extra Spieler geholt, die etwas erreichen wollen. Entscheidend wird sein, in der Rückrunde die Konstanz beizubehalten und vielleicht noch ein paar Pünktchen mehr zu holen. Mein Vater hat übrigens schon gewitzelt, ich solle doch mal vorfühlen, ob beim HFC nicht auch ein Platz für meinen Bruder Jürgen frei wäre, damit er kommende Saison auch weiterhin zweite Liga spielen kann. Es bestünde ja die Gefahr, dass Greuther Fürth absteigt.
Überrascht es nicht doch, dass diese neu zusammengestellte Mannschaft so gut funktioniert?
Gjasula: Natürlich dachte ich schon, dass es eine gute Saison werden kann - seit dem 3:3 im letzten Vorbereitungsspiel gegen Hannover 96. Aber so gut? Das überrascht. Wir hätten ja auch noch mehr Punkte holen können. Aber hätte, hätte Fahrradkette. Man muss sich ja nur mal anschauen, wo die Spieler herkamen: Fabian Baumgärtel, Petar Sliskovic und ich vom Drittliga-Absteiger Stuttgarter Kickers; Benjamin Pintol, Martin Röser, Marvin Ajani und Hilal El-Helwe aus der Regionalliga. Tobias Schilk und Fabian Franke waren in der Vergangenheit lange verletzt. Einzig Nick Fennell hatte eine Referenz als Zweitligaspieler. Wir haben also keine Stars. Nur harte Arbeit zählt. Da war nicht zu erwarten, dass es schon so gut funktioniert.
Was war Ihr Höhepunkt der Hinrunde?
Gjasula: Sicherlich das in der Verlängerung gewonnene Pokalspiel gegen Zweitligist Kaiserslautern. Wie wir da zurückgekommen sind, mit welcher Moral wir das Spiel gewonnen haben, das hat schon beeindruckt.
„Für Messi oder Ronaldo würden wir ackern"
Und was war der Tiefpunkt?
Gjasula: Die 0:3-Niederlage in Großaspach, wo wir noch mehr Gegentore hätten kassieren können. Und natürlich die 0:1-Derby-Niederlage in Magdeburg. Die war schmerzhaft. Aber wir waren an diesem Tag nicht gut genug und hätten noch eine Stunde weiterspielen können und hätten wohl kein Tor geschossen.
Braucht die Mannschaft für den Aufstieg personelle Verstärkung?
Gjasula: Es hat sich gezeigt: Mit den aktuellen Spielern könnten wir Erster oder auch Achter sein. Der Trainer und die anderen aus der sportlichen Leitung werden schon wissen, was zu tun ist. Qualitativ gute Spieler dazuzuholen, wäre nicht schlecht. Das Gefüge würde bestimmt nicht kaputt gehen. Schließlich kannten wir uns vor der Saison auch alle nicht und es stimmt im Gefüge. Außerdem: Konkurrenz belebt das Geschäft.
Welcher Typ Spieler würde passen?
Gjasula: Jemand, der - wie es jetzt bei allen der Fall ist - für die anderen mitarbeitet. Bei uns verzeiht man dem Nebenmann Fehler. Alleinunterhalter, für die man mitarbeiten muss, kämen eher nicht in Frage. Es sei denn es wäre einer wie Cristiano Ronaldo oder Lionel Messi. Der müsste nicht ackern. Für den würden wir laufen, der muss nur seine Tore machen.
"Ein Trainingslager ist auch wichtig fürs Teambuilding"
Sie haben zwei Tore erzielt, eine Vorlage gegeben. Sind Sie zufrieden?
Gjasula: Das geht sicher besser.
Und Sie haben zehn Gelbe Karten kassiert. Wackelt da Ihr Karten-Rekord von 16 Gelben in einer Saison?
Gjasula: Ich hoffe nicht. Aber mein Spiel ist so, dass ich immer das Mögliche tue, um zu gewinnen. Und ich spiele auch hart. Sieben dieser Karten waren nötig. Drei nicht. Manches Mal habe ich von Schiedsrichter auch Gelb bekommen, weil ich eben dieses Image als Raubein weg habe. Trainer Rico Schmitt kannte aber meine Spielweise aus Offenbach und wollte mich. Ich stecke eben nicht zurück.
Können Sie sich vorstellen, fünf Spiele in Serie mal keine Gelbe zu bekommen?
Gjasula: Das wird schwierig. Da müsste ich ja zurückstecken. Manchmal ist es bei mir so: Wenn ich eine Gelbe bekomme, weiß ich, dass ich richtig im Spiel bin.
Wie wichtig wäre es, im Winter ins Trainingslager zu fliegen?
Gjasula: Ich war mit den Stuttgarter Kickers auf Teneriffa und mit Offenbach in der Türkei. So ein Trainingslager ist für den Kopf gut. Man kann sich auf das Wesentliche konzentrieren und auf guten Plätzen und in der Sonne, die ja auch mental guttut, besser trainieren. Außerdem wird das Team zusammengeschweißt. Mit Stuttgart bewohnten wir jeweils zu sechst einen Bungalow mit einem Pool dran. Das war schon prima. Ein Trainingslager ist auch wichtig fürs Teambuilding.
Am Sonnabend geht es gegen Kiel. Wird schwer, oder?
Gjasula: Kiel ist auch eine Mannschaft, die nach oben will und personell stark besetzt ist. Aber wir wollen natürlich weiter oben dran bleiben.
Wie verbringen Sie die Feiertage?
Gjasula: Ganz ruhig und ganz in Familie. Da freue ich mich schon drauf.