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HFC-Profi spielte in Nordkorea HFC: Hilal El-Helwe spielte mit dem Libanon in Nordkorea

Von Christoph Karpe 13.09.2017, 09:00
Hilal El-Helwe (M.) landete auf der Rückreise aus Nordkorea zunächst in China. Dort entstand dieses Foto, das er per WhatsApp sendete.
Hilal El-Helwe (M.) landete auf der Rückreise aus Nordkorea zunächst in China. Dort entstand dieses Foto, das er per WhatsApp sendete. privat

Halle (Saale) - Es war das Thema der vergangenen Woche: Die Wasserstoffbombe, die Nordkoreas Militärs nach eigenem Bekunden am 3. September irgendwo tief unter den Hügeln ihres Landes gezündet hatten, beherrschte weltweit die Schlagzeilen.

Hilal El-Helwe hat dieses für die Weltpolitik so brisante Ereignis vor Ort miterlebt. Oder eigentlich auch nicht. „Ich habe tief und fest in meinem Bett geschlafen und überhaupt nichts mitbekommen. Nur die Kollegen erzählten mir aufgeregt, dass sie eine Erschütterung im Hotel gespürt hätten“, berichtet der Fußballer des Halleschen FC.

Die Kollegen gehörten wie er zum Team der libanesischen Nationalmannschaft. Die hatte vor einer Woche in Nordkorea ein Länderspiel im Rahmen des Asien Cups 2019 (2:2) zu bestreiten.

Hilal El-Helwe hat „ein wirklich starkes Spiel gemacht“, wie auch HFC-Trainer Rico Schmitt aus der Ferne beobachtet hatte. Aber das Sportliche geriet bei diesem Abenteuer-Trip eigentlich zur Randnotiz. Was der HFC-Kicker im autoritären Staat von Diktator Kim Jong Un erlebte, zählte zu den großen Merkwürdigkeiten und Abenteuern im Leben des 22-Jährigen.

HFC-Spieler Hilal El-Helwe in Nordkorea: Fußball geriet zur Nebensache

Die fingen schon mit der Anreise an. Von Abu Dhabi aus, wo sich das Team zu einem Kurztrainingslager getroffen hatte, ging es über China in die nordkoreanische Hauptstadt Pjöngjang. „Wir mussten bei der Einreise wie alle Besucher in der Warteschlange stehen. Ansonsten werden wir ja gesondert abgefertigt. Die Sicherheitsbehörden wollten nicht nur unsere Pässe sehen, sie kassierten auch unsere Handys ein, haben sie dann offenbar kontrolliert und uns zurückgegeben“, erzählt Hilal El-Helwe.

Nutzen konnten sie die Geräte dann im Land nicht. „Es gab kein Netz. Ich musste fünf Tage mal ohne mein Handy auskommen. Auch eine neue Erfahrung. Ungewohnt, aber es ging. Telefonieren konnten wir lediglich von der Hotel-Lobby - für vier Dollar die Minute.“ Und vermutlich hörten Nordkoreas Sicherheitskräfte mit. Sie stellten auch einen „Schatten“ für die Libanesen ab.

Als feststand, dass Hilal El-Helwe in dieses so unbekannte Land, in diese kommunistische Diktatur fliegen würde, wollte ihn seine Frau Nadin (22) aus lauter Sorge eigentlich davon abhalten. „Aber ich hatte keine Bedenken“, sagt der HFC-Kicker. „Ein Mitspieler hat aber vor Angst echt geschwitzt.“

Hilal El-Helwe: HFC-Spieler mit Libanons Nationalmannschaft in Nordkorea

Es war Soony Saad. Der ist nämlich nicht nur Libanese, sondern auch US-Staatsbürger und kickt in den USA bei Sporting Kansas City. „Seinen US-Pass hatte er aber ganz tief irgendwo versteckt. Wir haben ihn mit seiner Angst auch ein wenig aufgezogen. Aber irgendwo war sie ja verständlich“, sagt El-Helwe. Schließlich rasseln beide Länder gerade heftig mit den Säbeln.

Doch die libanesischen Kicker blieben von den Sicherheitsbehörden unbehelligt. „Vorher bekamen wir von unserem Verband Verhaltensregeln. Wir sollten uns in allen Dingen zurückhalten. Abends durften wir auch das Hotel nicht verlassen. Drinnen haben wir meistens auf unserer Playstation gezockt, die wir tatsächlich durch die Flughafen-Kontrolle bekommen haben“, berichtet El-Helwe.

Wobei: „Wir machten auch einen Kulturprogramm-Ausflug - mit dem Bus wurden wir zu einer riesigen Kim-Statue gefahren.“ El-Helwe muss lachen bei der Episode.

Seine Beobachtungen in Nordkorea sind freilich spannend. Und sie erzählen einiges über das Land. „Dort hat niemand Jeans an. Die Männer tragen alle schwarze Hosen, die Frauen Röcke bis über die Knie. Weil es kaum Autos gibt, laufen die Menschen in Scharen über die Straßen, manche gehen - wie uns erzählt wurde - zwei Stunden bis zu ihrem Arbeitsplatz.“

Auch beim Spiel habe es im Stadion einen Uniform-Code gegeben: schwarze Hosen, weißes Hemd, roter Schlips. „Sie sind wie Truppen in die Arena einmarschiert, aber die Stimmung unter den 47 000 Zuschauern war prächtig.“

Hilal El-Helwe erzählt auch von einer Begegnung mit einer älteren deutschen Touristin. „Die war an der innerkoreanischen Grenze. Dort hat sie gesehen, wie sich auf beiden Seiten - Hunderte Meter getrennt - Tausende Menschen mit verschränkten Armen grimmig und stumm gegenüber standen. Daneben Panzerwagen. Also ob alle nur warteten, dass sie aufeinander losgehen könnten. Gruselig“, sagt El-Helwe.

Nach einer zweitägigen Warterei auf einen Rückflug nach China - „einen Flieger gibt es nur alle drei Tage“ - brauchte Hilal El-Helwe zwei Tage, um wieder in Deutschland anzukommen. Am Sonnabend stand er trotz Jetlag für den HFC auf den Platz, bereitete mit einem Traumpass den 2:1-Siegtreffer gegen Wiesbaden vor und verhinderte auf der eigenen Torlinie kurz vor Schluss den Ausgleich. Nach dem Spiel schlief er fast zwei Tage durch.

Eines steht für El-Helwe nach dem Nordkorea-Abenteuer fest: „Fußballspielen würde ich wieder dort, wenn ich muss, ansonsten zieht mich nichts dorthin.“ (mz)