HFC gegen Preußen Münster HFC gegen Preußen Münster: Der Spaß spielt mit
Münster/MZ - Schiedsrichter Timo Gerach hatte die Drittliga-Partie zwischen Preußen Münster und dem Halleschen FC gerade abgepfiffen, da hielt Sven Köhler nichts mehr. Der Trainer des HFC rannte auf den Rasen, klatschte mit leuchtenden Augen jeden seiner Spieler ab, bedankte sich beim Unparteiischen, grüßte kurz in die Fankurve und verschwand dann fast noch schneller in der Kabine. Weder ein ihm entgegeneilender Helfer der Fernsehreporter auf der Suche nach der ersten Live-Stimme, noch irgendjemand auf der Bank konnte den Coach nach dem 3:2 (1:1)-Erfolg seiner Mannschaft halten. „Meine Blase hat fürchterlich gedrückt. Ich musste schnell auf die Toilette. Das Spiel hatte so einen hohen Unterhaltungswert, da konnte ich nicht zwischendurch wegrennen“, erklärte er später.
Abteilung Spaß
Fast ungewollt hatte Köhler mit seiner Entschuldigung gleich die passende Umschreibung für den letzten Auswärtsauftritt seiner Mannschaft in dieser Saison und den zweiten Sieg in fremden Gefilden im Jahr 2014 mitgeliefert: hoher Unterhaltungswert.
Der HFC bewies in Münster wieder einmal, dass er mit jeder Mannschaft der dritten Liga mithalten kann, wenn zwei Dinge zusammenkommen: Alle Leistungsträger müssen hundert Prozent bringen und die ganze Mannschaft muss fest an sich glauben. So feierte der HFC einen 3:0-Erfolg zu Beginn des Jahres 2014 beim SV Wehen Wiesbaden, holte verdient einen Punkt beim Zweitliga-Aufsteiger 1. FC Heidenheim (0:0), gewann das prestigeträchtige Ostduell gegen Hansa Rostock (4:3) und drehte nun auch die Partie bei Preußen Münster, das vor der Saison keineswegs nur als Mittelfeld-Mannschaft eingestuft worden war.
„Das hat heute richtig Spaß gemacht. Wir hatten immer eine Antwort auf die Aktionen von Münster parat“, meinte Andy Gogia. Und Sören Bertram pflichtete ihm bei: „Wir haben nach dem 1:2-Rückstand noch besser gegen den Ball gearbeitet, uns so eigene Chancen erkämpft und die auch genutzt. Deshalb war der Sieg verdient.“ Nicht zuletzt war auch Trainer Köhler gleich im doppelten Sinn erleichtert. „Der Sieg ist wichtig, nachdem wir zuletzt auswärts immer nur Kanonenfutter waren. Für die Moral wäre mit Blick auf den Saisonabschluss schon eine gute Leistung ausreichend gewesen, weil Münster keine Laufkundschaft ist. Aber der Sieg macht alles noch schöner“, so der Coach.
Entscheidenden Anteil an diesem Erfolg hatte die „Abteilung Spaß“. Immer dann, wenn Bertram, Gogia oder Mittelstürmer Timo Furuholm, unterstützt von den Fleißbienen Björn Ziegenbein und Toni Lindenhahn, in Ballbesitz kamen, konnten die 8 293 Zuschauer darauf warten, dass etwas passieren würde, worauf die Gastgeber an diesem Tag nicht vorbereitet waren. Vor dem Führungstreffer durch Furuholm (18.) hatte kein Münsteraner damit gerechnet, dass Bertram nach einer verpassten Chance von der linken auf die rechte Seite durchstarten und Furuholm erneut bedienen würde. Beim 2:2 durch Bertram (72.) schraubten Lindenhahn und Gogia das Tempo bei der Vorbereitung so hoch, dass die gesamte Abwehr der Hausherren nicht folgen konnte. Und beim Siegtreffer durch Gogia (77.) schließlich ließen Furuholm und Pierre Merkel die Preußen-Hintermannschaft mit schnellem Kurzpassspiel alt aussehen.
Vorbereitung auf das letzte Drittliga-Heimspiel
Und zwar so alt, dass Preußen-Trainer Ralf Loose wie jüngst sein prominenterer Kollege Pep Guardiola von Bayern München nach dem 0:1 bei Real Madrid zugeben musste, „dass enormer Ballbesitz und viele Ecken noch lange keinen Sieg garantieren“.
Zwei freie Tage haben sich die HFC-Spieler mit dem fünften Auswärtserfolg der Saison verdient. Ab Dienstag beginnt die Vorbereitung auf das letzte Drittliga-Heimspiel gegen Wacker Burghausen und den Saisonabschluss im Landespokal-Finale gegen den 1. FC Magdeburg. „Wir werden konzentriert arbeiten und versuchen, den Rhythmus beizubehalten“, versprach Trainer Köhler.