HFC gegen Osnabrück HFC gegen Osnabrück: Ralf Heskamps Vorfreude auf die alte Liebe

Halle (Saale) - Ein neugieriger Kumpel aus Osnabrück kommt schon am Freitag. Ralf Heskamp wird ihn sich schnappen und ihm am Abend ein wenig Halle zeigen. Sein neuer Lebensmittelpunkt, der „außerhalb nicht den allerbesten Ruf hat“. Grau, miefig, die landläufigen wie oberflächlichen Vorurteile von Menschen, die Halle nie erlebt haben, bekam der 52-Jährige zu hören. In Osnabrück, seiner Heimat, damals im März, als bekanntwurde, dass er Sportdirektor beim Halleschen FC wird.
„Aber Menschen, die schon einmal in Halle waren, die sagten: ,Dort lässt es sich leben’“, erinnert sich Ralf Heskamp und fügt an: „Der Klub hat im Rest der Republik sowieso ein positiveres Image, als manche hier meinen.“
VfL Osnabrück kommt als Spitzenreiter zum Hallescher FC
Also zog er um. Aus dem tiefsten Westen ins Paulusviertel, wo er mit Ehefrau und Hund wohnt. Und Ralf Heskamp fühlt sich wohl. Nicht nur, weil er die Stadt und ihre Menschen schätzen gelernt hat, sondern, weil es beim Halleschen FC sportlich gerade läuft. Woran er als Sportchef im Gespann mit Trainer Torsten Ziegner ja maßgeblich Anteil hat.
Und genau in dieser Wohlfühlphase nach drei Siegen in Serie kommt nun der VfL Osnabrück am Sonnabend in den Erdgas Sportpark. Als Spitzenreiter. Heskamp mit dem erfolgreichen HFC gegen seine ebenfalls wieder erstarkte alte Liebe: „Es ist für mich persönlich eine tolle Konstellation - und ein ganz besonderes Spiel“, gesteht Heskamp.
26 Jahre, sein halbes Leben, hat er an der Bremer Brücke beim VfL verbracht. Dort ist er eine Institution, wie etwa Trainer-Ungetüm Claus-Dieter Wollitz oder der jetzige Zwickauer Coach Joe Enochs, einer der dicksten Freunde von Ralf Heskamp. „Ich war beim VfL 13 Jahre Spieler und 13 Jahre Geschäftsführer“, erzählt der Hobbyläufer und ehemalige Osnabrücker Zweitliga-Profi, der sich gerade hat breitschlagen lassen, für die HFC-Oldies aufzulaufen.
„In Osnabrück ist die Erwartungshaltung vielleicht noch etwas größer“
Auch in Osnabrück hat er für die Traditions-Mannschaft gespielt. Aber: „Ich habe seit meinem Abschied vor fünf Jahren Richtung Holstein Kiel zwangsläufig Abstand gewonnen. Von den aktuellen Spielern kenne ich kaum einen, aber die Physios, den Torwarttrainer und viele im Umfeld natürlich immer noch.“ Als er am letzten Sonnabend einen Tag vor dem HFC-Spiel in Lotte die Partie Osnabrück gegen Münster beobachtet hatte, gab es ein großes Hallo im VIP-Raum, dazu viele Fragen und jede Menge Vorfreude auf das Duell.
Und natürlich wurde und wird Heskamp immer wieder genötigt, Vergleiche zu ziehen zwischen dem lia-weißen und dem rot-weißen Klub. „Eigentlich gibt es da keine großen Unterschiede“, hat der HFC-Sportchef inzwischen festgestellt. „In Osnabrück ist die Erwartungshaltung vielleicht noch etwas größer.“
Ralf Heskamps persönliches Highlight
Geht es nach dem VfL-Umfeld, gehört der Klub unbedingt in die zweite Liga, in Halle fände man einen Aufstieg prima. Wobei: In der letzten Saison gingen beide Vereine durch Tiefen. Der HFC landete mal wieder nur auf Platz 13 und kam finanziell ins Trudeln. Osnabrück entging sogar nur haarscharf dem Abstieg. Bei beiden Klubs musste der Gürtel enger geschnallt werden - auch der VfL häufte in den jahrelangen Anstrengungen, mal wieder eine Liga höher zu klettern, Verbindlichkeiten in Millionen-Dimensionen auf.
„Die Sponsoren-Struktur ist bei beiden Klubs ähnlich: Städtische Unternehmen, Geldinstitute und Bauunternehmen sind die maßgeblichen Partner. Die großen Konzerne in den Regionen zeigen den Vereinen meist die kalte Schulter“, sagt Ralf Heskamp und setzt hinzu: „Wichtig ist der Erfolg der ersten Mannschaft, der ist das beste Marketing.“
So gesehen ist das Spiel am Sonnabend nicht nur ein schönes persönliches Highlight für Heskamp, sondern auch bedeutsam für die zwei so ähnlichen Vereine.
(mz)