Droht lange Sperre? HFC: Droht lange Sperre? - Was Braydon Manu zur Rote Karte sagt
Halle - So ein freier Tag hat unschätzbare Vorteile. Die Gelegenheit erscheint günstig, mal gründlich klar Schiff in der Wohnung zu machen. Jedenfalls hat sich Braydon Manu diese Aufgabe für den Dienstag gestellt. Sich intensiv damit zu beschäftigen, das Ordnungslevel daheim markant zu erhöhen, das lenkt auch prima ab.
Manu hatte sich vorgenommen, seinen tiefen Frust und die massive Enttäuschung innerlich aufzuarbeiten. So der Colateral-Plan des HFC-Mittelfeldspielers. Hat nur nicht vollständig geklappt. Die Ereignisse rings um das letzte Spiel brodeln immer noch im Gefühlszentrum: Rote Karte in Uerdingen, Niederlage des Halleschen FC, womöglich vier Spiele Sperre. Und plötzlich bricht der emotionale Vulkan aus.
Natürlich empfindet Braydon Manu die Strafe als zu hart. Aber die ganzen Begleiterscheinungen ärgern ihn mindestens genauso. „Ich wurde vor dieser Szene ständig attackiert und festgehalten, da habe ich dem Schiedsrichter gesagt: ,Bitte achte mal darauf’“, erzählt Manu und dann schildert er seine Sicht auf die Rot-Situation: „Ich werde gerempelt, der Schiri sagt: ,weiterspielen’, ich springe auf und will den Ball zurückholen, Gegenspieler Konrad hält mich fest, ich will mich losreißen. Natürlich berühre ich ihn, aber das ist nie im Leben eine Tätlichkeit.“
Urteil von Ex-Bundesliga-Schiedsrichter Babak Rafati: „Fehlentscheidung“
Dass der Schiedsrichter die Szene gar nicht gesehen und Rot nach der Befragung von zwei Uerdinger Spielern gezogen hat, das berichten andere Beobachter. Und bei Liga3-online kommt Ex-Bundesliga-Schiedsrichter Babak Rafati nach dem intensiven Studium der TV-Bilder zum eindeutigen Urteil: „Fehlentscheidung“.
Nützt nur nichts. Die DFB-Richter sehen in Braydon Manu ganz platt formal einen Wiederholungstäter. Im August 2017 war er im Spiel gegen Jena wegen eines Kopfstoßes vom Platz gestellt worden. Damals zu Recht. Gegen die nun beantragte Vier-Spiele-Sperre hat der HFC Einspruch eingelegt. Schließlich findet sich weit und breit niemand, der Manu beim Uerdingen-Spiel einer Tätlichkeit bezichtigt. Außer der Schiedsrichter.
Und Manu hat noch ein Beispiel aus dem Uerdingen-Kick: „Da gab es eine Szene: Jan Washausen bekommt an der Außenlinie einen Ellbogen ins Gesicht. Direkt vor den Augen des Linienrichters. Wasi blutet, nichts passiert“, schimpft der 21-Jährige. Zurück zu seinem Fall.
Braydon Manu: „Ich werde in jedem Spiel versteckt gefoult, gekniffen, bepöbelt.“
„Was mich am meisten nervt: Ich stehe da als Bad Boy - und das völlig zu unrecht“, sagt Manu. Und es drängt sich ihm der Verdacht auf, dass er ganz bewusst aus dem Spiel genommen werden soll. Schließlich ist der im Notendurchschnitt bis dato beste Feldspieler der gesamten Liga eine Bedrohung für jeden Gegner. Und der HFC-Kicker erzählt von seinem regelmäßigen Martyrium durch unfaire Nickligkeiten seiner Gegenspieler. „Ich werde in jedem Spiel versteckt gefoult, gekniffen, bepöbelt. Es geht vermutlich darum, mich zu provozieren, dass ich die Nerven verliere. Weil ich gut drauf bin, will man mich aus dem Tritt bringen. Ich sage mir immer: ,bleib cool’. Und es gelingt ja auch.“ Auch in Uerdingen sei er nicht ausgetickt.
Bevor er sich wieder seiner Wohnung widmet, sagt Braydon Manu noch: „Ich bin einfach nur traurig. Wo bleibt die Gerechtigkeit? Ich will niemandem etwas tun, sondern einfach nur Fußball spielen.“ Darf er erstmal nicht. (mz)