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HFC ärgert sich über "Maulwurf" HFC ärgert sich über "Maulwurf": Internes Strategie-Papier verrät interessante Details

Von Christoph Karpe 17.10.2018, 08:03
Der aktuelle HFC-Vorstand mit Präsident Michael Schädlich, Jürgen Fox, Jens Rauschenbach und Lucas Flöther (v. l.) könnte im Amt bleiben.
Der aktuelle HFC-Vorstand mit Präsident Michael Schädlich, Jürgen Fox, Jens Rauschenbach und Lucas Flöther (v. l.) könnte im Amt bleiben. E. Schulz

Halle (Saale) - Mitten in die Vorfreude auf das Hansa-Spiel am Dienstagabend platzte nachmittags eine mittelschwere Nachrichten-Bombe beim Halleschen FC. Jens Rauschenbach, den Hauptbetroffenen, traf sie am Nerv. Ausgerechnet dem so wenig HFC freundlichen MDR war ein internes Strategie-Papier zugespielt worden, das das Vorstandsmitglied des Drittligisten verfasst und vor 14 Tagen nur einem engen Personenkreis - Vorstand, Verwaltungsrat, Hauptsponsoren - übermittelt hatte.

Auf der Homepage des MDR wurde dann alles ausgewalzt, was Rauschenbach im Zusammenhang mit der Entwicklung des rot-weißen Klubs so beschäftigt. Also war der Mann bei einer Nachfrage vor allem sauer auf den Maulwurf beim HFC. „Ich äußere mich nicht zu internen Schreiben. Ich bin vor allem aber verärgert, dass vereinsinterne und private Informationen nach außen dringen“, sagte er.

HFC: Jens Rauschenbach möchte nicht Präsident werden

Die hatten es in einigen Details in sich. Zum Beispiel wird aus dem Schreiben deutlich, wie der künftige Vorstand des Klubs aussehen soll. Nämlich genauso wie der aktuelle. Intern hat sich das Vierergremium verständigt, sich gemeinsam am 15. Dezember auf der Mitgliederversammlung wieder zur Wahl zu stellen. „Unser jetziges Vorstandsteam mit seinen Personen und Kompetenzen funktioniert und ist bewährt“, hat Jens Rauschenbach geschrieben.

Und Präsident Michael Schädlich habe ihn wissen lassen, „dass die Fortführung des bestehenden Vorstandsteams und damit Konstanz in allen Bereichen des Vereins ausschlaggebend für seine Entscheidung“ sei. Heißt nichts anderes: Schädlich möchte und soll Präsident und dabei verantwortlich für Sport, Spielbetrieb und Gremienarbeit bleiben.

„Ich strebe nicht das Präsidentenamt an“, schreibt Rauschenbach (zuständig für Finanzen und Marketing). Sparkassenchef Jürgen Fox (Nachwuchs und Personal) und Insolvenzexperte Lucas Flöther (Sanierungsfragen) wollen ebenso weitermachen.

Mutige Töne: Jens Rauschenbach möchte den HFC für die 2. Bundesliga stärken

Allerdings alles unter einer Prämisse: „Aus meiner Sicht macht eine reine Personenwahl für drei Jahre ohne Zielsetzung und Konsens über die angestrebte Entwicklung keinen Sinn. Für ein einfaches 'Weiter so' ohne strategische Erneuerung stehe ich nicht zur Verfügung“, so Rauschenbach. Alles soll auf einen Zweitliga-Aufstieg ausgerichtet werden. Auch wenn dieser natürlich nicht planbar sei, mögen sich die Hauptsponsoren, weitere Geldgeber und die Stadt zur Weiterentwicklung des Klubs bekennen.

Ziel ist es für die kommende Saison den aktuellen Etat für den Spielerkader anzuheben. Aktuell beträgt der 2,8 Millionen Euro. In der Spitze der Liga liegt dieser Posten bei etwa fünf Millionen Euro. Der HFC will den vier Millionen nahe kommen. Der Gesamtetat soll von jetzt 6,4 Millionen Euro auf über sieben Millionen Euro gesteigert werden.

Schon jetzt deutet sich an, dass der zu Jahresbeginn nur haarscharf an einer Insolvenz vorbei geschrammte Klub einen Überschuss von 100.000 Euro erwirtschaften wird. Das Geld soll zur Tilgung von langfristigen Schulden verwendet werden, um jenes „negative Eigenkapital“ auf 400.000 Euro zu reduzieren.

Wollte der 1. FC Magdeburg Marvin Ajani abwerben?

Dass es dem HFC finanziell besser geht wird auch dadurch deutlich, dass er es sich leisten konnte, ein Kaufgebot für Marvin Ajani abzulehnen. Auch darüber informierte Rauschenbach. Was er nicht schrieb: Von welchem Verein das Angebot Ende August gekommen war. Das legt die Vermutung nahe, dass der 1. FC Magdeburg - hatte schon Tobias Müller geholt - einen sechsstelligen Betrag geboten hatte.

Nochmal zum Geld: Ex-Vorstand Jörg Sitte hatte nach seinem Aus als Marketing-Chef im Dezember 2017 weiter volle Bezüge bis Juni (geschätzt insgesamt 35.000 Euro) bekommen. Ex-Manager Ralph Kühne erhielt für die Vertragsauflösung zum 30. Juni eine Abfindung - wohl in ähnlicher Höhe.

Der HFC will nicht mehr Jammern

Rauschenbach beschreibt aber auch konkret den Ist-Zustand, wie er ihn wahrnimmt. „In der Außendarstellung ist es gelungen, den HFC frischer und positiver zu verkaufen. Die Erkenntnis, dass Jammern wie in der Vergangenheit beim Image kontraproduktiv wirkt, hat sich zum Glück durchgesetzt.“ Nun soll es auf dieser Basis weitergehen.

Die Ziele: „Weitere Verankerung in der Region, die Gewinnung von ersten überregionalen Sponsoren, die notwendige Erhöhung der Mitgliederzahlen, die weitere Verbesserung der Sponsorenbetreuung und des Mikrosponsorings und natürlich eine nachhaltige Erhöhung von Zuschauerzahlen.“ Da ist der Klub auf einem prima Weg.

(mz)