1. MZ.de
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Hallescher FC
  6. >
  7. Ex-Sportdirektor: Hallescher FC: Wie Stefan Böger seine Zeit beim HFC bewertet

JETZT LIVE

Ex-Sportdirektor Hallescher FC: Wie Stefan Böger seine Zeit beim HFC bewertet

Von Christoph Karpe 20.07.2017, 07:00
Stefan Böger will nach seiner Zeit in Halle Abstand gewinnen.
Stefan Böger will nach seiner Zeit in Halle Abstand gewinnen. Eckehard Schulz

Halle (Saale) - Nein, dieses Thema zu kommentieren, darauf hatte Rico Schmitt nun so gar keine Lust. Angesprochen auf den Abschied von Sportdirektor Stefan Böger am Vortag, meinte der Trainer des Halleschen FC nach dem Mittwochtraining nur: „Dazu sage ich nichts.“ Abhaken, nach vorn schauen auf den Saisonstart am Sonnabend gegen Paderborn, so ist die Devise vor Ort.

Abstand von der am Ende leidigen Zeit gewinnen, das möchte auch Böger. „Ich muss erst einmal abschalten. Aber ich werde gleichzeitig analysieren, warum es so gelaufen ist und welche Fehler ich eventuell selbst gemacht habe“, sagt der Ex-Sportchef.

Doch warum es zwischen ihm und dem Klub nicht gepasst hat, warum er seinen Ausstieg aus dem Vertrag forciert hat, das hat er längst gedanklich seziert. Er klingt ruhig, nachdenklich, sachlich wenn er sagt: „Mir fehlte der Gestaltungsspielraum. Ein Sportdirektor muss Entscheidungen treffen dürfen.“ Durfte er also nicht im Alleingang.

HFC: Stefan Böger stellt die Sinnfrage

Und überhaupt fand er sich in seinem „Standing“ abgewertet, wenn „ein Präsident in Interviews im übertragenen Sinne sagt, der Sportdirektor habe sich zu fügen“. Böger, der so gern der alleinige sportliche Macher gewesen wäre, wie andere Kollegen in anderen Vereinen, fühlte sich gegängelt und ständig in seinen Kompetenzen beschnitten.

„Irgendwann habe ich mich gefragt: Macht es überhaupt Sinn, all die Energie reinzustecken?“ Und er kam schon vor Wochen zur Gewissheit: Nein.

Böger kassiert eine Abfindung vom HFC

Also war er auf den Vorstand mit dem Wunsch herangetreten, den Verein verlassen zu wollen. Als dieser nach einer Indiskretion, die Böger ärgert, nach außen drang, bekam die Trennung zusätzliche Dynamik bis zum schnellen Aus. „Ich schreie jetzt nicht Hurra“, sagt Böger, auch wenn ihm die Vertragsauflösung mit einer Abfindung („Kein Statement dazu“) versüßt wurde.

Bemerkenswert ist dabei jedoch folgende Aussage des 51-Jährigen: „Ich habe keine andere Option. Es ärgern mich diese Mutmaßungen , ich wurde U-20-Trainer der Chinesen oder Sportdirektor in Kaiserslautern werden wollen. Da gab es nie etwas. Nein, ich weiß auch nicht, was ich in zwei Monaten machen werde“, so Böger.

Heißt: Der Mann ging aus freien Stücken, weil er sich selbst treubleiben und geradeaus in den Spiegel blicken wollte. Was Respekt verdient.

Bögers Transferwünsche wurde oft abgelehnt

Aber was hat schlussendlich den Anlass gegeben, dass seine Unzufriedenheit ihn zur Flucht genötigt sah. Das hat auch mit der jüngsten Transferperiode zu tun. Schmitt - oder der Vorstand - müssen oftmals nur den Daumen gesenkt haben, wenn er einen Spielerkandidaten präsentierte.

Indiz dafür ist folgende Formulierung: „Ich drücke der Mannschaft für den Erfolg unbedingt den Daumen. Schließlich habe ich sie ja auch mit zusammengestellt - vornehmlich in der Transferperiode 2016.“

Böger: „Kein Vorwurf an Rico.“

Was nichts anderes heißt: Diesmal brachte hauptsächlich Schmitt seine Kandidaten durch. Böger fühlte sich in dem Machtkampf unterlegen, weil zu wenig unterstützt.

Trotzdem ist er Schmitt nicht Gram: „Kein Vorwurf an Rico. Unterschiedliche Auffassungen sind doch normal.“ Doch schlussendlich gab es eben dann doch zu oft keinen gemeinsamen Nenner, harmonierten die sportlich Verantwortlichen zu wenig miteinander. Stefan Böger weiß aber für sich selbst: „Ich habe immer nach bestem Wissen und Gewissen für den Verein gearbeitet.“ Nur hätte er gern mehr Erfolg gehabt. (mz)