Kabinen-Geheimnis Hallescher FC: Wie Hendrik Starostzik für besondere Motivation sorgt
Halle (Saale) - Bei ihrer Rückkehr von der kleinen Laufrunde winkten Martin Röser und Petar Sliskovic ab. „Nein, wir steigen nicht in den Bus. Es reicht nicht, ein Einsatz käme zu früh“, sagte Röser stellvertretend für beide. Heißt: Die angeschlagenen Offensivkräfte fallen auch für das Spiel am Dienstagabend bei der Reserve von Werder Bremen aus.
Als dann die lockere Einheit der auf dem Trainingsplatz aktiven HFC-Kicker vorbei war, konnte der Trainer ebenso keinerlei freudige Neuigkeiten aus dem Lazarett verkünden: „Auch Klaus Gjasula und Niklas Landgraf fahren nicht mit. Wir wollen keine Notlösungen, sondern brauchen volle Power“, erläuterte Rico Schmitt, warum die frisch genesenen Defensivkräfte weiterhin geschont werden.
Hallescher FC: Mit einem Mini-Kader zu Werder Bremen II
Das bedeutet: „Wir fahren mit dem gleichen Kader nach Bremen wie nach Köln. Es geht nicht darum, die Bank voll zu besetzen, nur weil das besser aussieht.“ Also stiegen gegen 15 Uhr nur 15 Spieler in den Bus gen Norden.
Aber mittlerweile ist die akute Sorge gewichen, dass dieser Mini-Kader unter die Räder kommen würde. In den letzten drei Partien sammelte der HFC in Notbesetzung mit viel kämpferischem Einsatz fünf Punkte. Und auch das Glück trägt wieder rot-weiße Farben. Und Abergläubige könnten dies mit einem neuen Ritual in Verbindung bringen.
Hendrik Starostzik: Ersatz-Kapitän und Motivator beim HFC
Seit dem Spiel in Karlsruhe, wo die kleine Serie ohne Niederlagen begann, hält Hendrik Starostzik vor Anpfiff nämlich die Ansprachen an die Mannschaft. Zuletzt in Köln hatte er das Team auch als Kapitän aufs Feld geführt - und ist damit auch offiziell zum Chef-Motivator und Anführer aufgestiegen.
Hat er als Einpeitscher vom Dienst ein besonderes Geheimnis? Starostzik winkt ab und lacht. „Ich mache die Mannschaft heiß und versuche, die Truppe emotional zu packen und Befürchtungen aus den Köpfen zu kriegen“, sagt der 26-jährige Ex-Dresdner. Was genau er sich und den Kollegen vor den anstehenden 90 Minuten auf den Weg gibt, das möchte er nicht verraten. „Es geht schon tiefer als nur zu sagen: Die können nichts, die machen wir platt.“
Beim HFC redet niemand von Krise
Eigentlich möchte er dieses Prozedere auch nicht zu hoch hängen. Denn als Motivator hätte er gerade wirklich leichtes Spiel. „Die personelle Krise hat uns unheimlich zusammengeschweißt. Wir sind eine tolle Gemeinschaft mit unglaublicher Harmonie“, berichtet Hendrik Starostzik von einem prima Binnenklima beim Halleschen FC. Außerdem: „Bei uns redet keiner von einer Krise.“ Auch wenn der Tabellenplatz niemanden zufriedenstellt.
Das Prinzip, wie der HFC derzeit Punkte sammeln müsse, sei so naheliegend wie einfach: „Es geht zu 150 Prozent über die kämpferische Komponente. Erst danach, wenn wir in der Tabelle wieder höher stehen, kann das Spielerische zurückkommen.“
Das mit dem Kampf als Basis des Erfolges gilt aber im Grunde für die ganze Liga. Und genau darauf musste er sich nach seinem Wechsel aus Liga zwei von Dynamo Dresden erst einstellen. In seinen ersten Spielen war ihm die fehlende Praxis - in Dresden war er meist nur Ersatzmann - anzumerken. „Eine Klasse höher werden Spielsituationen anders gelöst - mehr über Ballbesitz. Da musste ich mich anpassen. Jetzt bin ich dabei, mich auf mein gewohntes Level hochzuarbeiten. Auch vom Trainer gibt es mittlerweile positives Feedback.“
HFC: Hendrik Starostzik spricht schon von Aufholjagd
Einer der lautesten war Starostzik schon immer auf dem Platz, jetzt lässt er Taten mit Füßen und Kopf folgen. „Ich komme aus meinem Tief - wie die Mannschaft auch“, sagt der Ersatz-Kapitän, der schon im Spiel gegen Unterhaching nach der Verletzung von Nick Fennell kurzzeitig die Binde übernommen hatte.
Gleichzeitig sieht Hendrik Starostzik eine besondere Aufgabe für die verbliebenen Matadore. „Es geht in dieser Phase für uns alle darum, so viele Punkte wie möglich einzusammeln. Damit wir dann, wenn die Verletzten wieder zurückkehren, eine gute Position für eine Aufholjagd haben“, sagt er.
Eine Einstellung, die auch Schmitt beeindruckt: „Es ist großartig, wie der jetzige Kader sich reinhaut und die Spieler ausblenden, ob sie bald vielleicht wieder nur auf der Bank sitzen“, sagt der Trainer.
(mz)