Torwart-Wechsel beim HFC Hallescher FC: Was HFC-Torwart Oliver Schnitzler zu seinem Comeback sagt

Halle (Saale) - Erst gab es die gemeinsame Auswertung im Mannschaftsraum, dann setzte sich gegen 11 Uhr die Laufgruppe der Stammkräfte am Erdgas Sportpark in Bewegung. Die Ersatzspieler kickten derweil auf dem Trainingsplatz - unter Anleitung von Trainer Rico Schmitt. Und nebenan absolvierte Oliver Schnitzler eine Sondereinheit mit Torwart-Coach Dilyan Iliev zum Thema richtige Reaktionen bei Schüssen aus Nahdistanz.
Es war das einzige Ungewöhnliche an diesem Montagvormittag. Am Tag nach der 0:3-Pleite gegen Köln gerieten die Abläufe beim Halleschen FC beinahe zu einem Gleichnis der Nachbereitung eines x-beliebigen Spiels. Doch die Art und Weise der Klatsche mit Auflösungserscheinungen einer unmotivierten oder überforderten Mannschaft war so rein gar nicht normal. Genau diese erschreckenden Zeichen nämlich hatten das ernüchternde Ergebnis zur Wut auf den Tribünen potenziert. „Schmitt raus!“-Rufe inklusive. Und selbst wenn der Cheftrainer am Montag im Training noch Anweisungen gab, muss das für die kommenden Tage nichts heißen. Die frische Führung wird nicht sofort in eine Durchhaltestarre verfallen.
Nur einer der Spieler ist gerade happy - abseits der sportlich prekären Situation nahe der Abstiegszone. „Ich habe zwar nach dem Spiel nicht besonders gut geschlafen, aber ich bin erst einmal froh, dass ich überhaupt wieder spiele“, sagte Schnitzler. Er freute sich besonders über einen tollen Leistungsnachweis. Nach 20 Sekunden hatte er ein 0:1 verhindert. „So eine Aktion braucht man als Torwart für das Selbstbewusstsein. Sie hat mir gut getan“, so Schnitzler. An den Gegentreffern hatte er keine Aktie.
„Bei Tom war die Souveränität abhanden gekommen“
Dass er überhaupt aus der Verbannung zurückgekehrt ist, kam einer mittleren Sensation gleich. Schließlich galt Rivale Tom Müller als unantastbar. Der war nach der Roten Karte gegen Schnitzler in der dritten Minute des Spiels gegen Chemnitz am 23. September in den Kasten gerückt und hatte danach 16 Mal in der Startelf gestanden. Höhepunkt seiner Amtszeit war sicherlich das Kopfball-Tor zum 1:1 in Erfurt in der Nachspielzeit.
Doch zuletzt hatte der 20-Jährige den Rot-Weißen eben keine Punkte mehr gerettet und mit seinen unpräzisen Abstößen für reichlich Hektik in der eigenen Hintermannschaft gesorgt. „Bei Tom war die Souveränität abhanden gekommen“, begründete Schmitt die Rochade, die Müller aber dennoch „sehr überrascht“ hatte.
Neuer Torwarttrainer gab Schnitzler noch einen Kick
Nun hat Schnitzler die Gelegenheit zu beweisen, dass er besser ist. „Natürlich war ich zunächst enttäuscht, raus zu sein. Tom hat seine Sache auch gut gemacht“, sagte Oliver Schnitzler. „Ich habe mich aber nie schmollend in die Opferrolle begeben. Und als dann der neue Torwart-Trainer da war, gab mir das den letzten Kick, jetzt erst recht noch einmal anzugreifen. Ab da gab es neuen Konkurrenzkampf - wie immer, wenn Neue kommen“, sagt er im Rückblick auf den Wechsel zu Iliev zu Jahresbeginn.
Und die Sondereinheiten sind nun sogar ausdrücklich Schnitzlers Wunsch. Schließlich möchte er sich für einen neuen Vertrag empfehlen - bei welchem Verein auch immer. „Ich weiß noch nicht, wie es ab Juli weitergeht. Wie so viele aus dem Team muss ich mich in diesem Monat erst einmal beim Arbeitsamt melden.“ (mz)