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Lust auf eine Chance Hallescher FC: Warum sich Vincent-Louis Stenzel für Halle entschied

Von Christoph Karpe 03.08.2016, 06:00
Vincent-Louis Stenzel (r.) bot im Test gegen Hannover, hier im Duell mit Artur Sobiech, eine gute Leistung.
Vincent-Louis Stenzel (r.) bot im Test gegen Hannover, hier im Duell mit Artur Sobiech, eine gute Leistung. Imago

Halle (Saale) - Der Trainings-Dauergast hatte keine Lust mehr darauf, die Katze im Sack zu lassen. Tagelang musste sich Vincent-Louis Stenzel löchern lassen: Was ist denn nun mit dem Vertrag beim Halleschen FC? Woran hängt es denn in den Verhandlungen? Nun wollte er das Rätselraten nicht mehr.

Vincent-Louis Stenzel: „Ich bin Spieler des HFC“

Also verkündete der 19-Jährige am Dienstagmittag: „Ich habe unterschrieben. Jetzt liegt der Vertrag beim Anwalt und wird noch einmal gecheckt. Aber da kann eigentlich nichts mehr schiefgehen. Ich bin Spieler des HFC.“

Das passierte weit bevor der Fußball-Drittligist von der Saale Stenzel als seinen zehnten Zugang für die Saison offiziell vermeldete. Sein Vorpreschen mit der Bekanntgabe des Vollzugs wird dem jungen Mann vielleicht etwas Ärger einbringen. Schließlich besteht jeder Klub bei so einem Vorgang eigentlich immer auf sein Erstauskunfts-Recht. Doch Stenzels Reaktion zeigt auch seinen Elan, seinen Ehrgeiz: „Ich bin froh, dass es jetzt endlich durch ist, dass ich mit der Mannschaft angreifen kann“, sagte er und wusste zugleich: „In die Startelf zu kommen, wird ganz bestimmt kein Selbstläufer. Ich muss mir Einsatzzeiten hart erkämpfen.“

Vincent-Louis Stenzel, der zuletzt für die Reserve von Bundesliga-Aufsteiger SC Freiburg in der Regionalliga auflief und in der Jugend von Vizemeister Borussia Dortmund ausgebildet worden ist, weiß, wovon er spricht. Spätestens seit er den famosen 3:0-Saisonstart der Hallenser live auf der Tribüne im Erfurter Steigerwald-Stadion verfolgt hatte. „Da konnte man das ganze Potenzial der Mannschaft sehen.“

Anfang Juli war Vincent-Louis Stenzel noch beim HFC-Probetraining

Was die rot-weiße Mannschaft von der Saale so drauf hat, davon durfte er sich bereits im Training ein Bild machen. „Alles super Spieler, tolle Truppe“, so sein Urteil. Und deshalb wollte er unbedingt zum HFC - nachdem er es bei Zweitligist FC St. Pauli nicht geschafft hatte, unterzukommen.

Nach seinem ersten Probetraining Ende Juni war er aus Halle allerdings zunächst wieder heimgeschickt worden. „Aber man hat mich nicht einfach so weggeschickt. Es gab ein Gespräch, bei dem man mir sagte, dass man mich gern noch einmal bei einem echten Härtetest sehen würde“, erzählt Stenzel. Dieser war dann die Saison-Generalprobe gegen Hannover 96 (3:3) eine Woche vor dem Start in Erfurt. Gegen den Bundesliga-Absteiger eingewechselt, bereitete Stenzel ein Tor vor und erzielte eines selbst. Mehr Empfehlung ging nicht. Der HFC wollte den jungen Mann, der genau ins allgemeine aktuelle Anforderungsprofil passte: jung, schnell, technisch beschlagen, erfolgsbesessen.

Vincent-Louis Stenzel und der HFC - eine zehntägige Hängepartie

Also legte man ihm einen Vertrag vor, „der seine bisherige Entwicklung genauso berücksichtigt wie seine Perspektive“, wie Trainer Rico Schmitt berichtete. Doch dann wurde die Unterzeichnung eine zehntägige Hängepartie, weil „es noch um kleine Details ging“, wie der neue Offensivspieler zwischendurch als Wasserstandsmeldung gab.

Es wurde also gepokert. Vielleicht fühlte sich Vincent-Louis Stenzel, der für sein Alter neben prima Technik und Geschwindigkeit eine enorme Robustheit mitbringt, in seinem Wert nicht ausreichend beurteilt? Vielleicht wurde nachgebessert? Es darf gerätselt werden, denn als der Klub dann am Abend tatsächlich Vollzug meldete, hieß es natürlich lediglich: „Vincent-Louis Stenzel hat einen Zweijahres-Vertrag bis 2018 unterschrieben.“

Die Suche beim HFC für die Defensive geht weiter

In dieser Zeit möchte sich das Talent in seinem Können entwickeln. „Halle und der Trainer sind, da bin ich mir sicher, für mich die richtige Entscheidung, um weiter voran zu kommen.“ Er möchte natürlich irgendwann mal höher als dritte Liga spielen. „Am liebsten natürlich mit dem HFC“, sagt er. Doch zumindest als Sprungbrett, als Ausgangspunkt für eine Profi-Karriere, erscheint ihm Halle ideal.

Nun muss sich Stenzel im Alltag zunächst einmal gegen die gewiss kaum schlechtere teaminterne Konkurrenz beweisen. Die Herausforderung nimmt er an.

Kaderplanung bei HFC noch nicht angeschlossen

Mit Vincent-Louis Stenzel, dem Perspektivspieler, ist der HFC allerdings nicht am Ende seiner Kaderplanungen. Immer noch wird ein hochkarätiger Abwehrchef und dazu ein Mann gesucht, der auch im defensiven Mittelfeld eingesetzt werden kann. Ein solcher wäre Tom Koblenz gewesen. Der 21-Jährige hatte im Probetraining überzeugt, dann aber eine Offerte ausgeschlagen. Vielleicht ärgert sich der einstige Hoffenheimer nach dem famosen Saisonstart des HFC über seine Absage. Stenzel hatte dagegen seine Chance in Halle sofort erkannt.

Nun muss nur noch ein Abwehrrecke die Möglichkeiten wahrnehmen, die Halles Fußball gerade bietet. Die starken Eindrücke des Erfurt-Spiels dürften in den Verhandlungen einiges leichter machen. (mz)