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Offensiv-Versagen in Würzburg Hallescher FC: Vier Gründe für den Chancenlos-Auftritt des HFC

Von Benjamin Binkle 05.11.2017, 13:16
HFC-Trainer Rico Schmitt ist nach der Niederlage den Würzburger Kickers bedient.
HFC-Trainer Rico Schmitt ist nach der Niederlage den Würzburger Kickers bedient. imago sportfotodienst

Halle (Saale) - Rico Schmitts Analyse fiel sachlich aus. Er gratulierte den Gegner zum Sieg, der ein verdienter war. Ein bisschen erstaunt schien er aber trotzdem zu sein über die Leistung seiner Mannschaft bei der 0:1-Niederlage beim Tabellenschlusslicht Würzburger Kickers.

„Dass wir in Überzahl gar keine Torchance haben, ist schon dünn“, sagte der HFC-Trainer selbstkritisch nach dem Spiel, in dem für seine Mannschaft die Null an der falschen Stelle stand.

Null, das war nämlich nicht nur die Anzahl der Tore, sondern auch die der Torchancen, die sich Schmitts Team in gut 94 Minuten Drittliga-Fußball (40 davon in personeller Überzahl) erspielte. So schwach wie in der Flyeralarm-Arena hatte man den HFC in dieser Saison zumindest offensiv noch nie gesehen.

Klar, in Petar Sliskovic und Mathias Fetsch fehlen wichtige Stürmer, auch Benjamin Pintol wird mit seiner Kreativität und Torgefahr vermisst. Damit allein lässt sich ein Auftritt wie der am Samstag aber nicht erklären. Vier Gründe, warum der HFC in Würzburg im Wortsinne chancenlos blieb.

Die Aufstellung

Trainer Schmitt setzte in Würzburg von Beginn an auf geballte Defensive. Hilal El-Helwe, einziger noch verbliebener echter Stürmer im Kader, rutschte aus dem Team und wurde durch Toni Lindenhahn ersetzt. Der sollte als „Achter“ im Mittelfeld die Räume eng machen.

Aus der zuletzt erprobten Dreier-Reihe in der Offensive wurde am Samstag so ein Duo. Aber selbst als Schmitt in Halbzeit zwei gleich drei Mal offensiv wechselte und sein komplettes Angriffs-Personal auf dem Rasen hatte, wurde es nur unwesentlich besser. Ein Distanzschuss von Lindenhahn weit über den Kasten, das war es auch schon. Der HFC wirkte insgesamt seltsam mutlos.

Der Gjasula-Ausfall

Das Fehlen von Kapitän Klaus Gjasula war dem HFC-Spiel anzumerken. „Es tut natürlich weh, Klaus nicht dabei zu haben“, hatte Schmitt vor dem Spiel gesagt, aber auch auf seine guten Alternativen hingewiesen. Das galt auch tatsächlich für die Defensive, wo Gjasulas Fehlen kaum bemerkbar war. Offensiv hingegen klaffte eine gewaltige Lücke.

Die gute Spielereröffnung des Kapitäns fehlte, auch dessen Ruhe am Ball. Kein anderer Mittelfeldspieler tat sich als Anspielstation hervor. Weder der offensive schwache Erik Zenga noch der engagierte, aber glücklose Lindenhahn konnte die Lücke schließen. „Der tödliche Pass hat gefehlt“, befand Abwehrmann Hendrik Starostzik. Man habe viel geflankt und quer gespielt, aber keinen Abnehmer gefunden.

Der Spielaufbau

Der HFC agierte von Beginn an viel mit langen Bällen, das Sturmduo Marvin Ajani und Martin Röser hing komplett in der Luft. Beide waren nicht zu beneiden, sie bekamen kaum ein gutes Anspiel, mussten stattdessen immer wieder in hoffnungslose Kopfballduelle gegen die starken FWK-Innenverteidiger.

„Zu hektisch“ und „keine Struktur“, so umschrieb die Angriffsversuche seiner Mannschaft. In der Schlussphase, als der HFC in Überzahl spielte, fiel dem Team nicht mehr ein als ein halbes Dutzend hohe Halbfeldflanken von Lindenhahn. Das war einfach zu wenig.

Das Selbstvertrauen

Auch wenn Schmitt personell defensiv aufstellte: Das Spiel nach vorne wird er seinem Team wohl kaum verboten haben. Doch schien sich der HFC nie einen Sieg in Würzburg zuzutrauen – was angesichts von sieben Punkten aus den letzten drei Partien durchaus überrascht. Wo war es hin, das zuletzt so gewachsene Selbstvertrauen?

Im Spiel nach vorne fehlte neben Kreativität auch der Glaube an die eigene Stärke. Kaum ein Dribbling wurde gewonnen, kaum einmal rückten Spieler mutig und mit Tempo nach. Der Defensive der Gastgeber wurde es extrem einfach gemacht. „Würzburg wollte den Sieg mehr“, sagte Schmitt – und stellte seiner mutlosen Mannschaft damit kein gutes Zeugnis aus.

(mz)