HFC beim FCM Hallescher FC: Tom Müller vor dem größten Spiel seines Lebens
Halle (Saale) - Natürlich hat er noch nie vor so einer Kulisse gespielt. Auch das Stadion kennt er nicht. „Mit den A-Junioren haben wir früher dort nur auf den Nebenplätzen gespielt.“ Die Ausnahme-Situation, was da am Sonnabend in Magdeburg allein schon von den Rahmenbedingungen her auf ihn zukommt, ist für Tom Müller also gänzlich unbekannt.
Ein mit 22.500 Zuschauern ausverkauftes Stadion, Höllenlärm von den Tribünen, feindliche Atmosphäre, Schmähungen in Hörweite. Alles tauglich, dünne Nervenstränge zu zerreißen.
HFC-Keeper Tom Müller: Erst neun Drittliga-Spiele
Nicht zu vergessen: das sportliche Kerngeschäft. Der Gegner 1. FC Magdeburg ist eine Top-Mannschaft der dritten Liga. Der Tabellenzweite und nach dem SC Paderborn erklärter Aufstiegsfavorit dürfte von der ersten Minute an zum Sturmlauf ansetzen, wie Trainer Rico Schmitt ahnt.
Für Müller, den Torwart des Halleschen FC, wird dieses erste Derby seiner Karriere das bisher größte Spiel des Lebens. Was nicht schwer zu prognostizieren ist. Der Mann ist 19 Jahre alt und hat bislang erst neun Drittliga-Spiele bestritten.
HFC im Derby: Klappt es in Magdeburg auch mal wieder auswärts?
Angst? „Nein, ich werde bestimmt aufgeregt sein, aber eine gewisse Anspannung gehört vor jedem Spiel dazu“, sagt Tom Müller. Und was kann man tun, damit die Aufregung nicht zum Dauerzustand während des Spiel wird, was ja Fehler verursachen könnte? „Ich versuche einfach, meine bewährten Abläufe beizubehalten, mit denen ich mich fokussiere“, sagt Tom Müller.
Details oder gar Rituale mag er nicht verraten. Die sind sein Geheimrezept. „Wir müssen in Magdeburg einfach nur als ganze Mannschaft mutig auftreten. Zuletzt haben wir ja ganz gute Spiele vor allem zu Hause gemacht“, sagt Müller.
Die desolate letzte Auswärtsvorstellung beim 0:1 in Würzburg sollte inzwischen aus den Köpfen verdrängt sein. Oder zumindest als lehrreiches, schlechtes Beispiel dienen.
Mit Müller im Tor steht der HFC defensiv besser
Mut darf Müller zudem aus seiner persönlichen Bilanz schöpfen. Er hat mit starken Leistungen die vermeintliche Nummer eins, Oliver Schnitzler, zum Bankdrücker degradiert. In den letzten fünf Spielen kassierte Müller nur zwei Gegentreffer, dreimal gewann der HFC zu Null.
Weil sich zugleich die Abwehr eingespielt hat, die Dreierkette die Abstimmung optimiert und die Fehler minimiert hat, das Mittelfeld mit der Rückkehr von Klaus Gjasula abräumt und weniger brenzlige Situationen zulässt. Und bei Müller wächst die Souveränität mit jedem Einsatz. Die Parade, mit der er im Spiel gegen Münster den Ausgleich verhinderte, zählte zu den außergewöhnlichen. Inzwischen soll Tom Müller sogar in den Fokus der deutschen U-21-Nationalmannschaft geraten sein.
Tom Müller glaubt an ein 1:0 für den HFC
Trainer Rico Schmitt ist jedenfalls nicht bange, dass sein Jüngster am Sonnabend wegen chronischem Fracksauen zittrige Hände bekommen könnte. „Bei seinem ersten Spiel in Osnabrück war die Atmosphäre zwar nicht so extrem, aber auch schon besonders. Und da hat er das erstklassig gemeistert. Daran wird er sich erinnern“, sagt Schmitt. „Ich denke schon, dass Tom der Ausnahme-Situation gewachsen ist. Ich habe volles Vertrauen in ihn.“
Wie breit die Brust des Teenagers mittlerweile ist, davon zeugt auch sein Spieltipp. „Ich glaube, wir gewinnen 1:0“, sagt Tom Müller ohne Scheu. Heißt auch: Er traut sich zu, seinen Kasten sauber zu halten.
Tom Müller glänzte schon als Torschütze
Und wenn es hinter ihm doch einmal klingeln sollte und sich in den Schlussminuten dann wieder per Standard eine Ausgleichschance für den HFC ergibt, dann will er auch wieder in den gegnerischen Strafraum stürmen. So wie in Erfurt, wo er auf unvergessene Art per Kopf das 1:1 markiert hatte.
„Wenn es nötig ist, werde ich mich wieder als Torjäger versuchen. Aber ich hoffe, es ist nicht nötig“, sagt Tom Müller und lacht. Ängstlich sieht anders aus - und hört sich anders an.
(mz)