Timo Furuholm Hallescher FC: Stürmer Timo Furuholm darf den HFC verlassen

Halle (Saale) - Für 45 Minuten durfte sich Timo Furuholm noch einmal den Fans des Halleschen FC präsentieren. Im Jubiläumsspiel gegen Borussia Dortmund am Dienstagabend kam er doch noch einmal zum Zuge- und vergab die beiden besten Chancen der Rot-Weißen.
Er, der Dauerzuschauer, der in den bisherigen vier Drittliga-Saisonspielen mal gerade 30 Minuten lang stürmen durfte. Die Chance bekam er, weil das Spektakel bei diesem Duell mit dem Vizemeister im Vordergrund stand. Und, weil alle nur ansatzweise angeschlagenen HFC-Spieler für das Samstag-Punktspiel bei Sonnenhof Großaspach geschont wurden.
Im Punktspiel-Alltag werden die Dienste des 28-Jährigen gerade nicht benötigt. Die Aktionen gegen den BVB könnten deshalb auch die letzten von Timo Furuholm im rot-weißen HFC-Trikot gewesen sein. „Wir haben mit Timo geredet und ihm gesagt, wo er in dieser Mannschaft steht. Er kann ein wichtiger Spieler sein, das hat er in der Vergangenheit bewiesen - nur noch nicht unter dem neuen Trainer“, sagt Manager Ralph Kühne und zeigte die Perspektive des Finnen auf: „Seine einzige Chance ist es, sich mit vollen Einsatz reinzuhängen. Geschieht das nicht, sind alle Optionen denkbar.“
Transfers nur noch bis 31. August
Heißt für den Fall, dass er nicht noch auf wundersame Weise Rico Schmitt von seinen Fähigkeiten überzeugen kann: Entweder wird Furuholm verliehen - oder gar verkauft. Und das ganz schnell, bis nächste Woche.
Dem Stürmer bleibt nur noch eine Chance, sich in einem Spiel anzubieten. Am Samstag in Großaspach. Am 31. August endet die Transferperiode. Bis dahin muss eine Entscheidung her - entweder wechselt Timo Furuholm, oder er sitzt seinen Vertrag bis Sommer 2017 zumeist auf der Tribüne ab.
Dass der Finne kaum mehr benötigt wird, hat spätestens das Pokalspiel gegen Kaiserslautern gezeigt. Überraschend bot der Trainer da Hilal El-Helwe als Vertreter des angeschlagenen Benjamin Pintol im Angriffzentrum auf. Einen Außenspieler. Das Ergebnis ist bekannt: Der Libanese wurde mit zwei Toren zum Helden des 4:3-Erfolges.
Sliskovic steht vor Furuholm
Auch auf Petar Sliskovic, bis dato vermeintlich die zweite Wahl, verzichtete Schmitt. Doch von dem Koraten ist der Coach nach wie vor überzeugt. „Petar hat in Punkto Physis in den letzten Wochen einen enormen Sprung gemacht. Ich bin mir sicher, er kommt wieder in eine körperliche Verfassung, in der er ungemein wertvoll für uns wird. Das braucht allerdings noch etwas Zeit, bis er seine alte Spritzigkeit zurück hat.“ Diese Zeit will er Sliskovic geben.
Über seinen Sorgenfall Timo Furuholm sagt Schmitt hingegen: „Da fehlen mir im Training immer ein paar Prozentpunkte an Einsatzwillen. Aber er muss zeigen, dass er den Weg, den wir vorgeben - mit letztem Kampfeswillen bei der Sache zu sein - mitgehen möchte.“ Wie Rico Schmitt das sagt, erweckt es den Anschein, dass der Coach längst nicht mehr daran glauben mag, dass Timo Furuholm mit aller Überzeugung an seine Chance glaubt und die Kurve kriegt.
Furuholm: "Ich kann versuchen, was ich will"
Der Betroffene selbst sagt: „Bei dem Trainer habe ich gerade schlechte Karten. Ich kann versuchen, was ich will.“ Und dann gibt Timo Furuholm Einblicke in sein Seelenleben. „Ich habe hier in Halle gute und schlechte Zeiten erlebt. Derzeit habe ich eine ganz schlechte Zeit.“ Gleichzeitig betont er: „Ich will unbedingt spielen, ich will nicht nur zuschauen.“
Verständlich: Säße er bis zum Saisonende - so lange läuft sein Vertrag - nur auf der Tribüne, würde sein Marktwert ins Bodenlose absacken. Auf 300.000 Euro wird der 28-Jährige aktuell bei transfermarkt.de taxiert - es war mal eine Million Euro. Damals, als Furuholm noch in Finnlands Nationalmannschaft berufen wurde.
Für sein Heimatland brachte er es auf zehn Länderspiel-Einsätze und zwei Tore. Verschwindet er aber nun mehr als ein halbes Jahr von den Spielfeldern, würde es ganz schwer, irgendwo anders in Liga drei in Deutschland unterzukommen. Und auch bei einer Rückkehr würden sie ihn in der Heimat keineswegs mit offenen Armen empfangen - so ohne Spielpraxis.
Furuholms Berater schaut sich um
Aktuell läuft die Meisterschaft in Finnland auf Hochtouren. Im Spätherbst ist sie beendet. Ein Wechsel im Winter ist eine Option. Doch so lange warten mag Timo Furuholm eigentlich nicht: „Wie gesagt: Ich will spielen. Damit ich das kann, darum kümmert sich derzeit mein Berater.“
Klingt danach, dass er sich bereits mit einem Abschied vom Halleschen FC, für den er in 107 Spielen seit Januar 2013 immerhin 39 Tore geschossen hat, intensiv beschäftigt.
Im Verein würde man ihm keine Steine in den weg legen. Furuholm, dessen Bezüge schon bei der Vertragsunterschrift im Vorjahr leistungsmäßig angepasst wurden, ist immer noch ein Gutverdiener in der Mannschaft. Käme er von der Gehaltsliste, gäbe es finanziellen Spielraum für die Verpflichtung eines weiteren Angreifers. Angesichts der stattlichen Pokaleinnahmen und des Erlöses aus dem Dortmund-Spiel könnte dann sogar noch ein echter Kracher nach Halle geholt werde. Ein Sechser soll noch kommen, ein defensiver Mittelfeldspieler also.
Ginge Furuholm, wäre - nüchtern betrachtet - allen Seiten geholfen. Dass ihm und seiner Familie seine Wahlheimat Halle ans Herz gewachsen ist, macht es menschlich für den einstigen Publikumsliebling allerdings nicht einfach.